Erbstreit bei Aldi Nord Wie der Zoff in der Discounter-Dynastie weitergeht

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Übernimmt Aldi Süd?

In den nächsten Monaten muss nun das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht über die Zulässigkeit der Satzungsänderung entscheiden. Nach Informationen der WirtschaftsWoche ist bei dem Gericht aber auch ein weiteres Verfahren anhängig, das dem Konflikt eine neue Dimension verleihen könnte. „Dabei geht es um die Markus-Stiftung. Dem Vernehmen nach gehören sowohl die Familie von Theo junior wie die fünf Kinder Babettes zu den Nutznießern (Destinatären) der Stiftung. Letztere wollen nun vor Gericht die Einsicht in die Stiftungsunterlagen erzwingen. „Im Aldi-Kontext sind zwei Verfahren anhängig“, bestätigt eine Gerichtssprecherin.

Im zweiten Schritt könnte die Babette-Fraktion dann wiederum mögliche Satzungsänderungen überprüfen und im Zweifel anfechten. Die Familienfehde dreht sich damit nicht mehr nur um die Kontrolle des Jakobus-Anteils von 19,5 Prozent an Aldi Nord. Vielmehr gehe es wirtschaftlich um 50 Prozent am Unternehmen, sagt ein Insider.

Damit scheint eine Lösung des Konflikts weiter entfernt zu sein als je zuvor. Zugleich steigt die Gefahr, dass der Familienstreit auf das operative Geschäft übergreift. Und dennoch gibt es bei den Beteiligten wohl auch Planspiele, um das Gezerre zu beenden.
Vor allem Theo Albrecht junior dürfte darauf hoffen, dass die Satzungsschlappe vom Oberverwaltungsgericht wieder gekippt wird. Ob das gelingt, ist allerdings fraglich, zumal anschließend neue Prozesse folgen würden.
Eine Trennung scheint dagegen der sinnvollste Weg, um einen lähmenden Gerichts- und Stellungskrieg zu verhindern.

"Wenn Du Deine rein persönlichen Motive nicht den Interessen unseres Unternehmens unterzuordnen bereit bist, müssen wir uns trennen", ließ Theo Albrecht junior seine Schwägerin bereits per Brief wissen. Die Witwe soll ihm laut „Focus“ wiederum vorgeschlagen haben, er möge seine Anteile an dem Essener Discounter an sie und ihre Kinder verkaufen.

Allein, die Kosten um die jeweilige Gegenseite aus dem Discount-Konzern heraus zu kaufen, dürften einen Milliardenbetrag verschlingen. Eine Summe, die selbst im Albrecht-Clan nicht ohne weiteres zu stemmen wäre. Wohl auch deshalb wird in der Branche eine Alternative diskutiert, die derzeit zwar weit entfernt scheint und von Beteiligten als „rein theoretische Option“ bezeichnet wird, aber die Probleme im Nord-Reich auf einen Schlag lösen könnte.

Das Schwesterunternahmen Aldi Süd könnte die Gelegenheit nutzen, um gemeinsam mit einem der Kontrahenten die Macht im Norden zu übernehmen und die Unternehmen langfristig wieder zusammen zu führen. „Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen unter Führung von Aldi Süd wäre eine ideale Lösung“, sagt Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. „Nicht nur die Familienstreitigkeiten im Norden könnten so beigelegt werden. Auch das operative Geschäft würde profitieren, wenn das erfolgreichere Süd-Modell auf den Norden übertragen werden würde.“ Heinemann: „Das würde sich für beide Unternehmen richtig lohnen.“

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