Karstadt Warum das klassische Warenhaus ausgedient hat

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Kaufhof macht Karstadt auch beim Outlet Konkurrenz

Karstadt will seien Flächen jedoch nicht nur an andere Unternehmen vermieten. „Wir sind und bleiben Händler“, betont Fanderl. Das eigene Geschäft soll deshalb um ein Off-Price-Konzept erweitert werden. Karstadt will also Markenware zu stark reduzierten Preisen anbieten. Ein Geschäftsmodell, das bisher vor allem von Factory-Outlets betrieben wird. Das Problem hierbei ist, dass auch der HBC, der Mutterkonzern des Karstadt-Konkurrenten Kaufhof, auf den Outletzug aufspringen will, dabei aber noch ein wenig konsequenter ist.

In der Filiale an der Düsseldorfer Kö, die zu den größten des Unternehmens gehört, gehen mehrere Etagen des zu Kaufhof gehörenden Carsch-Hauses an die HBC-Schwester „Saks Off 5th“.

Dass die beiden großen deutschen Kaufhausketten ihre Filialen nicht mehr nur für das angestammte Geschäftsmodell nutzen, kann vor allem für die Gebäudeeigentümer Benko und HBC profitabel sein. „Flächen unterzuvermieten kann aus Sicht des Immobilienbesitzers natürlich sinnvoll sein und wenn ein verkleinertes Warenhaus dann profitabler wird, ergibt das aus meiner Sicht auch Sinn, nur macht das das Konzept Warenhaus nicht automatisch attraktiver “, erläutert Joachim Stumpf, Chef der Handelsberatung BBE.

Der Reiz der europäischen Luxuskaufhäuser
Luxuskaufhäuser Quelle: dpa
Harrods Quelle: dpa
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KaDeWe Quelle: dpa
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La Rinascente Quelle: dpa
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Dabei kann auch das klassische Warenhaus aus der Sicht von Stumpf weiterhin funktionieren. Allerdings vor allem im Premiumbereich. „KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger sehe ich auf einem sehr guten Weg. Da wurde jetzt viel und attraktivitätssteigernd investiert."“ Das Geschäft der KaDeWe Group, in der die drei Häuser in Berlin, Hamburg und München zusammengefasst sind, gehört inzwischen jedoch mehrheitlich der thailändischen Central Group. Lediglich die Häuser sind bei Karstadt-Eigner Benko verblieben, der somit auch weiterhin kräftig von dem Erfolg der Häuser profitiert.

Karstadt muss regionaler werden

Doch was ist mit den anderen Karstadt-Häusern, die zum Großteil in kleineren Städten liegen, die nicht den Einzugsbereich und das Touristenaufkommen einer Millionenstadt aufweisen? Besonders wenn sich dort auch noch eine Kaufhof-Filiale befindet, die ebenfalls um Kunden buhlt, kann das zum Problem werden.

Auch deshalb gehen Handelsexperten davon aus, dass sich die Zahl von momentan knapp 200 Karstadt und Kaufhof-Filialen auf Dauer halbieren wird. Um da auf Dauer Bestand zu haben, kann Flächenuntervermietung nur eine Teillösung sein.

Deshalb muss sich das Warenhaus auch in der Provinz neu erfinden und sich aus Stumpfs Sicht vom klassischen Konzept des Vollsortimenters, der deutschlandweit die gleichen Produkte anbietet, verabschieden. Für Stumpf ist klar, dass sich die Kaufhäuser deutlich mehr an den lokalen Bedürfnissen orientieren müssen: „Das war sicherlich auch ein Fehler der letzte Jahre, dass zu sehr auf einen einheitlichen Auftritt gesetzt wurde.“

Stattdessen sollen Kaufhäuser an ihren Standorten auch Nischen ausfüllen: „In manchen Städten kann es dann auch sinnvoll sein, einen Nahversorger zu integrieren, in anderen, wo Möbelhäuser vielleicht nicht so stark vertreten sind, kann ein Fokus auf Heimtextilien Sinn ergeben.“ Karstadt-Chef Fanderl sollte bei seinem neuem Konzept also auch an eine Grundkompetenz des Marktplatzes denken: die Regionalität.

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