Die Organisation Foodwatch sieht das jedoch anders. „Wir wehren uns dagegen, dass Verbraucher getäuscht werden wollen“, sagt Andreas Winkler, Sprecher des gemeinnützigen Vereins, der sich die Rechte von Verbrauchern und die Qualität von Lebensmitteln auf die Fahne geschrieben hat. Aufgrund der geschönten Verpackungen ist die Qualität des entsprechenden Lebensmittels nur noch schwer zu erkennen, so Winkler.
Die Erfahrungen seien so, dass die bestehenden Regelungen die Unternehmer und nicht die Verbraucher schützen. Das sei aber der falsche Weg. In einem 15-Punkte-Plan gegen Verbrauchertäuschung fordert Foodwatch seit Juli 2012 Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner auf gegen den Etikettenschwindel vorzugehen. Dabei geht es auch um übertriebene Werbedarstellungen: „Werbung darf den Produkteigenschaften nicht widersprechen“, heißt es darin. Punkt drei liefert konkrete Forderungen für realistische Produkt-Abbildungen: „Die Abbildung eines Lebensmittels auf der Verpackung muss dem tatsächlichen Produkt entsprechen. Geschönte Abbildungen müssen untersagt werden.“
Fotografien von Werbung und Realität
Mit dem Unterschied zwischen Werbebildern und wirklichen Fertiggerichten hat sich auch der Künstler Samuel Mueller in seinem Projekt „Werbung gegen Realität“ beschäftigt. Er nahm 110 Fertiggerichte, bereitete sie zu und fotografierte die Ergebnisse. Diese Bilder stellte er dann den Werbebildern gegenüber. Ergebnis: Werbung und Wirklichkeit klaffen massiv auseinander. „Jeder kennt den Effekt, wenn man etwas zubereitet und es sieht überhaupt nicht so aus, wie erwartet, aber die Masse sieht man nicht. Sieht man allerdings einen Bildvergleich nach dem anderen, so ist es zunächst belustigend und dann erschreckend“, erklärt Mueller sein Projekt.
Die Idee dazu kam im eigenen Fast-Food-Alltag des Berliners: „Ich habe mit meiner Freundin in einem Schnellrestaurant gesessen die Burger-Verpackung geöffnet. Dann wandert der Blick vom Burger auf das Werbebild, zurück zum Burger und erneut zum Bild. Und das, was wir sahen, hatte einfach kaum Ähnlichkeit miteinander.“