Lego Wie der Klötzchenbauer sich die Zukunft sichert

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Lego schafft ständig Geschichten rund um die Klötzchenwelt

Das bekannteste Beispiel ist „The Lego Movie“. Als der Film 2014 erschien, von Warner Bros. finanziert und produziert, gelang Lego einer der größten Coups der Unternehmensgeschichte. Im ersten Halbjahr nach Veröffentlichung des Films stiegen Umsatz und Gewinn um mehr als zehn Prozent, wie „Die Zeit“ berichtete.

Das lag nicht an den Einnahmen der Kinokassen. Die flossen zum Großteil an das Filmstudio Warner Bros. Laut „Die Zeit“ beträgt das Geschäft mit Lizenzen nur ein Prozent des gesamten Lego-Umsatzes.

Die Dänen verdienten vor allem an den Sets zum Kinostreifen. „Extra Produkte zum Film herauszubringen, war ein starker Zug von Lego“, sagt Experte Robertson. „Die Kinder wollen sie, um die Geschichten daheim nachspielen zu können.“

Die beliebtesten Männer-Spielzeuge
LegoIst der Nachwuchs nur annährend im Bauklotz-fähigen Alter, schleppt Mann auch schon die ersten Lego-Duplo-Sets an. Spätestens nach dem dritten Geburtstag des Sprösslings ist kein Geschenk mehr vor dem Vater sicher - alles was Noppen hat wird zusammengebaut. Oft einträchtig mit dem Sohnemann, aber eigentlich spielt es sich auch als Enddreißiger prima allein mit den bunten Steinen. Davon profitiert natürlich auch die Lego-Gruppe. Vergangenes Jahr konnten sie einen Umsatzwachstum von 11 Prozent verbuchen. Verantwortlich dafür sind die klassischen Produktlinien wie Lego Duplo oder Lego Friends. Aber auch neue Innovationen wie Lego Legends of Chima und andere Neuheiten tragen zu dem Erfolg bei. Lego entwickelt sich weiter: Statt der klassischen Bausteine-Sets gibt es jetzt auch Spiele in der digitalen Welt. Durch Apps, auf lego.com und über Videos wird physisches und digitales Spielen verbunden. Quelle: dpa
Die weltweit größte Spielwarenmesse in Nürnberg ist bei deutschen Herstellern und Händlern auf positive Resonanz gestoßen. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil, berichtete von einer positiven Stimmung unter den Ausstellern, die im Nachgang zur Messe nun noch zahlreiche Aufträge vor allem aus dem Ausland erwarteten. Auch Willy Fischel vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels sagte zum Abschluss der Branchenschau am Montag: „Der Handel ist sehr zufrieden mit der Messe.“ Mehrere Tausend Besucher aus 112 Ländern kamen nach Nürnberg, um die aktuellen Spielzeug-Trends zu begutachten. Im Mittelpunkt hätten besonders die Produktgruppen Baby und Kleinkind, Karneval und Festartikel sowie Modelleisenbahn und Zubehör gestanden. Die Messe hat gezeigt: Spielzeug begeistert jede Altersklasse. Welche Spielzeug-Trends bei Männern sonst noch hoch im Kurs liegen. Quelle: dpa
MatchboxEs ist wohl das erste Auto eines jeden Mannes - das Matchbox-Auto. Seit 1952 gibt es die kleinen Metallflitzer, mit denen sich so hervorragend Massenkarambolagen und Unfälle jeder Art nachstellen lassen. Seit 1997 gehört die Marke dem Spielzeugriesen Mattel. Quelle: dpa
Tipp-KickEin Überbleibsel aus der analogen Welt - aber immer noch ein Renner in der Spielzeugkiste des Mannes. Die Figuren sind aus Zink und haben ein bewegliches Bein, das per Druck auf den Knopf auf dem Kopf ausgelöst wird. Quelle: dpa/dpaweb
Märklin EisenbahnDie Modelleisenbahn macht seit mehr als 100 Jahren Jungs und Männer glücklich. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg stellt das schwäbische Unternehmen eine neue iPhone-App vor, mit der sich bis zu 16 Lokomotiven einer Modellbahn steuern lassen. Quelle: dpa
CarreraDie Carrera-Bahn hält in der Grundschulzeit Einzug ins Jungs-Kinderzimmer - und gibt es nicht im Laufe der Zeit eine Partnerin, die das Set mutwillig auf den Müll schmeißt, bleibt die Bahn im Besitz des Mannes bis zu seinem Ableben. Sie macht jeden Umzug mit, ist der Hit auf allen Junggesellenfeiern und wird auch gerne noch zum 30. oder 40. Geburtstag verschenkt und aufgebaut.
SpielzeugpistolenFrüher hießen sie Colt und knallten zu Karneval mittels roter Papierbänder, die man vor den Abzug fisseln musste. Die neuen Modelle laufen mit Smartphone. Mittels einer App können auf der "App Tag" von Wikanplay Schieß-Spiele gespielt werden. Das Spielzeug wurde unter dem diesjährigen Motto der Nürnberger Spielwarenmesse "Toys 3.0" vorgestellt. Quelle: dpa

Ähnliche Erfolge erhofft man sich in Billund von den kommenden Filmen. Im Februar nächsten Jahres erscheint „The Lego Batman Movie“. Im September folgt ein Film zur Ninjago-Reihe, bei dem Jackie Chan einem der Charaktere seine Stimme leiht. Im Februar 2019 kommt der Nachfolger des „The Lego Movie“ in die Kinos. All das verspricht rosige Aussichten, wenn die Lizenzprodukte zu den Filmen ähnlich gut laufen wie 2014.

 

Lego läuft auch auf der Konsole

In dem Geschäft mit Computer- und Konsolenspielen läuft es ähnlich. Seitdem Lego beschloss, sie nicht mehr selbst zu produzieren, müssen Spieleproduzenten, die an der Klötzchenwelt mitverdienen wollen, eine Lizenz kaufen und die Dänen am Gewinn beteiligen.

Das taten einige frühere Lego-Angestellte und gründeten eine eigene Firma über die sie 2005 das erste Spiel zu Lego-Star-Wars veröffentlichten. Das Spiel verkaufte sich 6,5 Millionen Mal. Infolgedessen fusionierte die Firma mit Traveller’s Tales, die sich zuvor um die Spiele zu Disney-Filmen kümmerte. Das neue Unternehmen heißt TT Fusion und produziert seit 2006 fast ausschließlich Lego-Spiele.

Auch das Lego Star-Wars-Spiel zum aktuellen Film „The Force Awakens“ kommt aus der britischen Gamesschmiede. Seit 2007 gehört die Firma Times Warner. Anhand des damaligen Kaufpreises von 100 Millionen Pfund lässt sich ablesen, was die Lizenzen schon vor rund zehn Jahren wert waren.    

Höher, schneller, mächtiger
Erfolgreichste FilmreiheStar Wars ist die kommerziell erfolgreichste Filmserie der Geschichte. Allein bis 2012 wurden inklusive der Kinotickets geschätzte 24 Milliarden Euro eingenommen. Quelle: dpa
Internationale Begeisterung„Episode III: Die Rache der Sith“ lief zum Kinostart gleichzeitig in 115 Ländern an – Weltrekord. Quelle: REUTERS
Richtiger RiecherNiemand wurde durch eine Filmreihe so reich wie Star-Wars-Erfinder George Lucas. Statt sich für den ersten Streifen ein Honorar auszahlen zu lassen, sicherte er sich die Rechte an den Fortsetzungen und den Merchandising-Artikeln. Sein Mut hat ihm laut Schätzungen des Forbes-Magazins mehr als fünf Milliarden Dollar eingebracht. Quelle: AP
Reicher AutorGeorge Lucas (r., mit US-Präsident Barack Obama) hat als Drehbuchautor auch mehr Geld eingespielt als jeder andere. Rund drei Milliarden Euro gaben Kinozuschauer bisher aus, um seine Filme zu sehen. Quelle: AP
Erfolgreicher Start vorprogrammiertKein anderer Trailer eines Films wurde gleich am ersten Tag so oft gesehen wie der zu „Episode VII: Das Erwachen der Macht“. 30,65 Millionen Menschen sahen ihn sich im April 2015 auf YouTube an. Quelle: AP
Ausgezeichneter FilmkomponistStar-Wars-Komponist John Williams (r.) ist der lebende Mensch mit den meisten Oscar-Nominierungen: 49 an der Zahl. Fünf Mal gewann er, darunter 1978 für den ersten Star-Wars-Soundtrack. Quelle: AP
Erfolgreichste Instrumental-SingleEine Discoversion des Star-Wars-Titelstücks von 1977 ist die erfolgreichste Instrumental-Single der USA. Sie wurde mehr als zwei Millionen Mal verkauft. Quelle: AP

 

Ausblick

Bei all dem Fortschritt für Lego in der digitalen Welt – besteht die Gefahr, dass die Plasikklötzchen selbst künftig zu kurz kommen? „Auch wenn Lego immer stärker digitalisiert wird, ich sehe keinen Grund, warum die Legosteine bald aussterben sollten“, sagt Ex-Designer Schwartz. Auch wenn er selbst kein Freund der digitalen Lego-Welt ist, erkennt er ihre Notwendigkeit für den Konzern in einer Welt, in der Kinder mit Smartphone und Tablet aufwachsen.

Was der nächste Schritt des Unternehmens ist, weiß er nicht. „Bedenkt man, dass die ersten Lego-Steine, die der Firmengründer Ole Kirk Christiansen entwarf, aus Holz waren, erscheint alles möglich.“

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