Warum fertigen Sie nicht mehr in Europa?
Heute stehen die meisten Produktionsanlagen in Asien. Da die Technik immer wichtiger wird, schwindet der Anteil der Lohnkosten. Daher kann es gut sein, dass ein Teil der Schuhproduktion in der näheren Zukunft nach Europa zurückkehrt – etwa dann, wenn mehr Schuhe gestrickt werden, so wie Nike das mit seinen neuen Fußballschuhen vorgemacht hat. Wir arbeiten an ähnlichen Konzepten, weil das viele Vorteile bringt. Beispielsweise wird viel Abfall vermieden, was Kosten spart. Wo die Strickmaschine steht, ist fast schon egal.
Im Fußball geben Sie angeblich über fünf Jahre 180 Millionen Euro dafür aus, Arsenal London ausrüsten zu dürfen?
Sie werden sicher verstehen, dass ich diese Zahl nicht kommentiere. Aber man muss genau hinsehen, was alles im Vertrag enthalten ist. Denn es geht ja nicht nur um die Erlöse aus dem Verkauf der Trikots, sondern auch um das Merchandising-Geschäft mit Fanartikeln wie Schals oder Bettwäsche. Je teurer es also wird, desto besser für uns, weil dann unser Partner auch entsprechende Ziele erreicht hat...
...wie den Gewinn der Meisterschaft. Aber ist Arsenal wirklich so attraktiv?
Finanziell und strategisch ist diese Partnerschaft richtig für Puma, weil Arsenal eine der wichtigsten Fußballmarken weltweit ist. International verkauft der Club sogar mehr Trikots als in England.
Wie viele Leibchen wollen Sie denn absetzen? Beim BVB, den Puma ausrüstet, waren es zuletzt über 400 000 Stück.
Die bekanntesten englischen Clubs wie Arsenal, Manchester United und Liverpool haben international mehr Fans als die deutschen, insofern dürfte die Zahl weit darüber liegen. Aber natürlich drängen auch Bayern München und unser BVB hinaus in die Welt und eröffnen Büros, so wie Borussia Dortmund es in Singapur plant. Das zahlt sich aus: Die Nachfrage nach BVB-Trikots im Ausland steigt.
Werden Sie sich wie Evonik über eine Kapitalerhöhung an der BVB AG beteiligen, um die Partnerschaft abzusichern?
Das ist denkbar. Aber wir besitzen derzeit keine Anteile und werden darüber informieren, wenn sich daran etwas ändert. Wir haben einen laufenden Ausrüstervertrag mit dem BVB bis 2018, sind also ohnehin langfristig mit dem Verein verbunden.
Fußball wird eine Hauptrolle spielen im Puma-Angebot – Ex-Profi Gulden schnappt sich mit sichtlichem Wohlgefallen die Stollenschuhe für die Saison 2015/16: „Nehmen Sie die mal in die Hand, wie leicht die sind – und es geht künftig sogar noch leichter.“ Auch beim Design von Latschen und Leibchen speckt Puma ab: „Früher waren wir viel zu oft überdesignt.“ Manche Ecken im Showroom spart der Puma-Chef indes beim Rundgang aus – ein paar Überraschungen hebt er sich noch auf.
Puma konzentriert sich vor allem auf Männer – aber wächst nicht besonders das Sportgeschäft mit Frauen sehr stark?
Ja, Frauen werden als Zielgruppe immer wichtiger. Es gibt aber nur sehr wenige weibliche Sportstars, die weltweit so populär sind wie etwa ein Fußballer. Ich hätte für Puma gern eine globale weibliche Markenbotschafterin, eine Top-Athletin. Früher klappte das mit Tennisstars wie Steffi Graf oder den Williams-Schwestern. Aber heute sind es doch eher Popstars wie Shakira oder Rihanna, die den Stil junger Frauen beeinflussen.