Bilfinger im Umbruch Die Agenda des Eckhard Cordes

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Bilfingers Portfolio wird neu gemischt

Cordes muss also ein Manager-Trio oder gar -Quartett gewinnen. Was das künftige Führungsteam genau tun soll, kann der frühere Daimler-, Metro- und Haniel-Manager aber derzeit nur schwer erklären. Eine neue Strategie müssen vor allem er und Aufsichtsratskollege Jens Tischendorf entwickeln. Beide sind Statthalter des schwedischen Finanzinvestors Cevian, der mehr als 25 Prozent der Bilfinger-Anteile hält. Vor allem Cordes und Tischendorf entscheiden in den kommenden Monaten über die Zukunft des Konzerns.

Dabei steht alles infrage, was Bodner in seiner langen Amtszeit von 1999 bis 2011 aufgebaut und was der frühere CDU-Spitzenpolitiker Roland Koch als Scherbenhaufen hinterlassen hat. Die Agenda für Cordes und sein bisher virtuelles Team wird diktiert von Not und Elend. Bei Energiedienstleistungen etwa gilt es, schnell festzulegen, auf welches Volumen der frühere Hoffnungsträger geschrumpft werden muss. Die Sparte leidet – auch international – massiv unter den Folgen der Energiewende. Die bisher verkündeten Sparprogramme werden nicht reichen.

Bilfinger auf Einkaufstour

Der Geschäftsführer eines der erst vor wenigen Jahren von Bilfinger zugekauften Unternehmens sagt: „Jetzt hängen wir alle an diesem Konzern und bereuen die Übernahme.“ Manchen noch jungen Bilfinger-Töchtern dürfte der erneute Verkauf bevorstehen – zu einem ungünstigen Zeitpunkt mit schlechter Performance. Die künftige Strategie wird bestimmen, welche der Unternehmen überhaupt noch zu Bilfingers Power-Bereich passen und welche nicht.

Unersetzbar werden

Ähnliches gilt für die Industriesparte. „Mehr hochwertige Dienstleistungen, die nicht ersetzbar sind“, skizziert Bodner das mögliche neue Bilfinger-Leistungsprofil. Mitglieder der Unternehmensfamilie, die nur „Allerweltstätigkeiten“ anböten, passten nicht mehr ins Portfolio, weil die Margen dabei zu gering seien. Aufgabe der neuen Vorstände wird sein, auch hier die Verkaufskandidaten zu identifizieren.

Aktienkurs von Bilfinger Quelle: Thomson Reuters

Erleichtert wird dies dadurch, dass Kochs Versuch, die rund 500 Bilfinger-Einzelunternehmen stärker zu vernetzen, kaum Erfolg hatte. „Bilfinger ist immer noch ein Sammelsurium von Divisionen und Firmen“, beschreibt der Chef einer Power-Tochter die Innen-Wahrnehmung, „ganz selten erkennt man eine Strategie darin. Jede Firma hat ihren eigenen Markt – einen gemeinsamen gibt’s nicht.“

Daher sollten sich Cordes und Co. von einer weiteren Koch-Idee verabschieden: dem teuren Aufbau einer Auftragsdatenbank, die für „verstärktes Cross-Selling“ sorgen sollte. Die Vorstellung, dass ein Kunde vom Facility Management bis zum Kraftwerksbau alles bei unterschiedlichen Bilfinger-Sparten bestellt, „ist wunderschön, aber nicht realistisch“, ätzt Bodner.

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