Kostensenkungsprogramm Evonik winkt bei Clariant erneut ab

Evonik will ab 2021 rund 200 Millionen Euro jährlich einsparen, ohne betriebsbedingte Kündigungen. Im Rahmen dieses Sparkurses schließt Chef Christian Kullmann nun auch einen Kauf des Schweizer Konkurrenten Clariant aus.

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Evonik will strikt sparen. Quelle: dpa

Der Spezialchemiekonzern Evonik tritt unter seinem neuen Chef Christian Kullmann auf die Kostenbremse. Der Essener Konzern wolle dauerhaft 200 Millionen Euro pro Jahr einsparen, diese sollen vom Jahr 2021 an in vollem Umfang ergebniswirksam werden, kündigte Evonik am Freitag an. Bereits 2018 sollen die Kosten um 50 Millionen Euro gedrückt werden.

"Wir werden das Kostenbewusstsein stärken, Bürokratie abbauen und Entscheidungswege straffen", erklärte Kullmann. Betriebsbedingte Kündigungen soll es dabei aber nicht geben: Management und Arbeitnehmer einigten sich einem Evonik-Sprecher zufolge darauf, diese nun bis Ende 2021 auszuschließen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde damit um ein Jahr verlängert.

In diesem Rahmen hat Evonik auch erneut ein Interesse an einer Übernahme des Schweizer Konkurrenten Clariant verneint. "Wir können definitiv bestätigen, dass wir derzeit keine spezifischen Pläne haben, Clariant ganz oder in Teilen zu übernehmen", sagte Kullmann. Am Vortag hatte bereits ein Evonik-Sprecher gesagt, Evonik habe den Schweizer Konzern angeschaut und wolle ihn nicht übernehmen. Clariant hatte in der vergangenen Woche auf Druck eines Großaktionärs Pläne für eine Fusion mit dem US-Konkurrenten Huntsman zu den Akten gelegt.

Evonik wird sich laut Kullmann bei Zukäufen sehr diszipliniert verhalten. Auch Desinvestitionen seien Teil seiner Strategie. "Für uns hat die Integration unserer Zukäufe höchste Priorität", unterstrich er. Die Essener waren in der Vergangenheit auf Einkaufstour gegangen. Sie hatten für 630 Millionen Dollar das Silica-Geschäft des US-Konzerns JM Huber übernommen. Evonik hatte zudem eine Sparte des US-Konzerns Air Products für rund 3,8 Milliarden Dollar gekauft.

Kullmann war im Mai an die Spitze des Essener Konzerns gerückt, bei dem in den vergangenen Jahren die Kosten schneller als die Umsätze gestiegen waren. Kullmann sieht sich nun einem Kostenblock von rund zwei Milliarden Euro in Vertrieb und Verwaltung gegenüber. Nun will er rund zehn Prozent davon ab 2021 einsparen.

Der Evonik-Chef will damit auch sein Gewinnziel sichern: Die Ebitda-Marge soll bei 18 bis 20 Prozent liegen, hatte er angekündigt. Kullmann hatte bei seinem Amtsantritt angekündigt, Evonik profitabler machen zu wollen. Er wolle Evonik zum "besten Spezialchemie-Konzern der Welt formen".

Im dritten Quartal hatte Evonik auch dank milliardenschwerer Zukäufe Umsatz und operativen Gewinn gesteigert. Der Umsatz legte auf 3,56 (3,16) Milliarden Euro zu, der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) kletterte um elf Prozent auf 639 Millionen Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge lag bei 18 Prozent. Evonik schnitt damit etwas besser ab, als Analysten erwartet hatten. Sie hatten mit einem Umsatz von 3,519 Milliarden Euro und einem bereinigten Ebitda von 616 Millionen Euro gerechnet.

Der Konzern blickt zudem etwas optimistischer in die Zukunft und präzisierte seine Jahresprognose: Der Umsatz soll zum Vorjahr steigen, das bereinigte Ebitda soll nun "in der oberen Hälfte" der Bandbreite von 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro liegen. Im Vorjahr waren es 2,17 Milliarden Euro.

Die Essener waren in der Vergangenheit auf Einkaufstour gegangen. Sie hatten für 630 Millionen Dollar das Silica-Geschäft des US-Konzerns JM Huber übernommen. Evonik hatte zudem eine Sparte des US-Konzerns Air Products für rund 3,8 Milliarden Dollar gekauft.

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