Seltene Erden Deutschlands Industrie giert nach eigenen Minen

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Problem China

Rohstoffkonzerne an der Börse
Mine von Vale Quelle: Presse
Mine von Rio Tinto Quelle: rtr
Mine von BHP Billiton Quelle: Presse
Mine von Anglo American Quelle: rtr
Silberbarren von Glemncore Quelle: rtr
Chinesischer Minenarbeiter Quelle: rtr

Tiefstapelei ist angebracht – schon beim Blick auf Größenverhältnisse. Rohstoffallianz-Chef Paskert spricht von „einem hohen sechsstelligen Millionenbetrag“, den ein Förderprojekt kosten werde. In einem Jahr sollen zwei Projekte laufen – darunter womöglich eine Eisenerzgewinnung in der Mongolei, hört man in Industriekreisen. Die Rohstoffallianz müsste also gut anderthalb Milliarden Euro investieren. Nach Schätzungen der Weltbank steckt China allein in Afrika 50 Milliarden Dollar in Rohstoffprojekte – pro Jahr.

China ist eines der größten Probleme für Paskert, vor allem die Spielregeln, die Peking anderen Nationen im Wettkampf um Rohstoffe aufzwingt. Chinas Staatsfonds gehen in repressivste Diktaturen wie den Sudan oder den Kongo, wo Lieferverträge im Tausch gegen Kredite unterschrieben und politische Verhältnisse indirekt konserviert werden. „Der Kongo ist für uns tabu“, sagt dagegen Paskert, zu labil sei dort das Rechtswesen. Und Kuhhandel à la Metalle gegen Kredit gibt es mit den Deutschen auch nicht.

Lieblingspartner Deutschland

Damit zeigt sich ein Grundproblem dieser neuen Allianz: Warum sollte ein Potentat aus Asien oder Afrika mit Deutschland Geschäfte machen – und nicht mit China oder Russland? Es seien andere Faktoren, hält Stratege Paskert dagegen: „Unsere Wirtschaft genießt auf der Welt einen exzellenten Ruf.“ Deutsche Unternehmen seien die Lieblingspartner fremder Länder – nicht zuletzt, weil sie die Wertschöpfung im Inland ließen: „Wenn Chinas Unternehmen im Ausland investieren, fliegen sie bis zum Koch alle Mitarbeiter aus der Heimat ein. Wir beschäftigen lokale Leute.“ Außerdem erwarte man nicht, bei Förderprojekten im Ausland die Mehrheit zu übernehmen.

Der Grundidee der Allianz steht Cronimet-Juniorchef Pilarsky positiv gegenüber. Ein Bergbauprojekt für Wolfram etwa wäre für ihn interessant. Das würde aber viel Geld kosten – und das jenseits der westlichen Zivilisation. Pilarsky: „Wer in autoritär geführten und wenig rechtsstaatlichen Ländern Afrikas oder Asiens investiert, muss sich auf die Unterstützung der Politik verlassen können.“ Nur so ließen sich die kapitalintensiven Investitionen absichern.

Ganz ohne Politik war Cronimet-Gründer Günter Pilarsky auf eigene Faust in die Exploration eingestiegen: Just als die Konzerne ihre Bergwerke abstießen, kaufte Cronimet 2004 eine Mine in Armenien zur Kupfer- und Molybdänförderung. Der Filius erinnert sich: „Mein Vater erzählte den Bankern, dass die Rohstoffpreise wieder steigen werden, aber niemand hat ihm geglaubt.“ Er hat recht behalten – und heute hat der kleine Mittelständler aus Karlsruhe mehr Erfahrung im Minengeschäft als die Rohstoffallianz.

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