Seltene Erden Deutschlands Industrie giert nach eigenen Minen

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Schutz vor der Rohstoffkrise

Was in iPhones und Panzern steckt
Hybridauto von Porsche Quelle: rtr
Neodym Neodym ist Ausgangsstoff für starke Permanentmagnete, die in kleinen Mikrophonen und Lautsprechern – etwa in Apples iPhone – stecken. Sie machen auch moderne Audioanlagen erst möglich. Quelle: ap
Praseodym Auch Praseodym ermöglicht die Produktion kräftiger Magneten, die für die Herstellung kompakter Elektromotoren, aber auch von Generatoren für Windkraftanlagen verwendet werden. Quelle: ap
Samarium Samarium ist ebenfalls Ausgangsstoff für Permanentmagnete, die beispielsweise in militärischen Navigationssystemen stecken, wie die US-Armee sie im Kampfpanzer Abrams einsetzt. Damit endet die Vorstellung der ersten vier Vertreter aus der Gattung der „leichten seltenen Erden“, weiter geht's mit den sogenannten „schweren seltenen Erden“. Quelle: Reuters
Terbium Als grünlicher Fluoreszenzstoff hilft Terbiumden Herstellern von Lampen ohne Glühfaden, die Lichttemperatur einzustellen. So verbrauchen Energiesparlampen bei gleicher Helligkeit weniger Strom. Quelle: ap
Gadolinium In Kernreaktoren dient Gadolinium dazu, überschüssige Neutronen zu absorbieren - entweder für eine Schnellabschaltung oder in Meilern, die nur selten neu bestückt werden, etwa für Atom-U-Boote. Quelle: ap
Yttrium In Radargeräten dienen kristallische Elemente mit Yttriumanteil dazu, die zurückkommenden elektromagnetischen Wellen besser aufzufangen. Als nächstes folgen die seltenen Metalle. Quelle: Reuters

Dass sich die Industrie vor der drohenden Rohstoffkrise schützen muss, ist naheliegend. Das gilt besonders für sogenannte schwere Seltene Erden wie Dysprosium und Neodym, die in Magneten von Elektromotoren zum Einsatz kommen. Beinahe die gesamte Produktion und mehr als 40 Prozent der Nachfrage kommen aus China. „Wenn China weiter stark wächst, wird die Volksrepublik in spätestens zehn Jahren vom Exporteur zum Importeur Seltener Erden“, erwartet Arndt Uhlendorff, Chefanalyst beim Institut für Seltene Erden und Metalle in Düsseldorf. Das würde auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft schlagen.

Nicht nur Spezialmetalle

Es geht nicht allein um Spezialmetalle. Auch Kupfer, Eisenerz, Wolfram oder Molybdän sind gefragt, seit die Nachfrage aus den Schwellenländern die Preise explodieren ließ. Es rächt sich, dass etwa der frühere ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz mit Shareholdervalue-Blick und blindem Vertrauen auf billige Preise am Weltmarkt die eisernen Reserven verscherbelte. ThyssenKrupps letzte Erzmine kam 2001 unter den Hammer. Seither hat sich der Preis für den Brennstoff der Hochöfen vervielfacht.

Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Allein 2011 importierten deutsche Unternehmen drei Viertel der benötigten Rohstoffe – und zahlten 110 Milliarden Euro. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe geht zwar davon aus, dass die Nachfrage aus Schwellenländern wegen des Abschwungs sinken wird. Ihr Experte Volker Steinbach sagt aber: „Die deutsche Wirtschaft wird weiter auf Importe angewiesen sein.“ Dennoch müsse die Eigenproduktion im In- und Ausland gesteigert werden – schon, um Preisrisiken vorzubauen.

Das soll nun Dierk Paskert richten. Der frühere E.On-Vorstand ist Geschäftsführer der Rohstoffallianz in Berlin. Er tariert zwischen Gesellschaftern aus, wo gemeinsame Interessen liegen, wer wo wie viel investiert und wie die Rohstoffe verteilt werden. Frühestens in sechs Monaten werde es das erste Projekt geben – kein großes, wie Paskert zugibt, der keine Details verraten will. „Wir wollen zeigen, dass das Konzept funktioniert.“ Sobald das geschafft sei, werde die Rohstoffallianz neue Gesellschafter anziehen und Projekte anpacken.

In Europa sei Deutschland der Nachzügler, kritisiert Magnus Ericcson, Chef des schwedischen Rohstoff-Marktforschers Raw Materials. „Ein Industrieland braucht Wissen, wie man Rohstoffe fördert und verarbeitet.“ Den Mehrwert der Allianz sieht er im Know-how für die Konzerne – von Technik über Management im Minensektor bis zu Finanzierung. Insofern sei die Allianz „eher so etwas wie ein Rohstoff-Lernprogramm“.

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