Tesla-Chef Elon Musk Poker in der Produktion

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„Musk geht bis an die Grenzen“

Schon beim Produktanlauf des Model X, der sich wegen Problemen mit den Flügeltüren um mehrere Monate verzögert hatte, campierte Musk selber im Schlafsack neben der Produktionslinie, um die Abläufe zu optimieren. Darüber hinaus hatten die Kalifornier Expertise eingekauft, um den Einstieg in den Massenmarkt zu erleichtern. Bereits 2015 übernahm Tesla einen Maschinenbauer aus Michigan, wodurch die Kosten für die Produktionsanlagen um 30 Prozent gesunken seien, berichtet Reuters.

Die Tesla-Chronik

Um die Automatisierung der Produktion voranzutreiben, hatten die Kalifornier im vergangenen Jahr auch den deutschen Mittelständler Grohmann aus der Eifel übernommen. Die Übernahmen sind Teil einer übergeordneten Strategie, die Tesla-Gründer Musk schon des Öfteren vor Investoren präsentierte. Der Visionär träumt von einer automatischen Fabrik, in der Künstliche Intelligenz und Roboter die Autos deutlich schneller zusammenschrauben als Menschen es jemals könnten. Nicht nur seine Autos sollen die schnellsten im Wettbewerb sein, sondern auch seine Maschinen.

„Musk geht bis an die Grenzen, um herauszufinden, wie er Zeit und Kosten in der Produktion reduzieren kann“, sagt Ron Harbour, Berater bei Oliver Wyman. Durch „fortschrittliche Analysetechnologien“ wie Computersimulationen habe Musk die Prototypen-Produktion überspringen können. Nur auf Crashtests mit echten Fahrzeugen wird Tesla auch in Zukunft nicht verzichten dürfen – diese werden von den Behörden vorgeschrieben.

Die Kalifornier sind nicht der einzige Hersteller, der auch bei der Produktionsplanung an Tempo gewinnen will. Zuletzt hatte unter anderem die VW-Premiumtochter Audi angekündigt, die Produktionslinie eines neuen Werks in Mexiko mit Computersimulationen zu planen – und damit 30 Prozent schneller zu sein als bisher. Einer der verantwortlichen Planer bei Audi, Peter Hochholdlinger, ist mittlerweile stellvertretender Produktionschef bei Tesla.

Ein schneller Anlauf ist für Tesla von entscheidender Bedeutung, um die anhaltenden Verluste zu stoppen. Das Model 3 könnte – wenn alle Vorbestellungen sich in Verkäufe umwandeln lassen – bis zu 13 Milliarden US-Dollar in die Kassen spülen. Bislang finanziert Musk seine Investitionen mit dem Geld seiner Anleger. Zuletzt hatte unter anderem das chinesische Internetkonglomerat Tencent für 1,2 Milliarden Dollar fünf Prozent der Tesla-Anteile übernommen.

Bislang vertrauen die Anleger dem Elektropionier. Seit wenigen Wochen ist Tesla offiziell der wertvollste Autobauer der Vereinigten Staaten – hat große Konzerne wie General Motors und Ford beim Börsenwert hinter sich gelassen. Allein seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um 39 Prozent gestiegen.

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