Voestalpine Wie sich der Stahlkonzern gegen Trump wehrt

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Lobby-Arbeit gegen Trump

Mit der Rolle des Zuschauers im aufziehenden Handelskrieg will sich Voestalpine nicht zufrieden geben. Bereits nach dem Amtsantritt von Trump hat der Konzern eine eigene "Task-Force USA" mit elf Mitarbeitern in Amerika und Österreich eingerichtet. Und diese Truppe beschränkt sich nicht bloß auf die Beobachterrolle.

Laut Unternehmensangaben führt die Task-Force zusammen mit US-Anwaltskanzleien Gespräche mit Senatoren, Politikern in den Bundesstaaten und Kunden des Konzerns. Ziel dieser Lobbyarbeit soll es sein, den Gesprächspartnern die Auswirkungen der Sanktionspolitik deutlich zu machen und die Folgen für die USA aufzuzeigen.

"Es scheint, dass man derzeit in den USA die Bedeutung und Komplexität von Wertschöpfungsketten anders sieht als in den übrigen Wirtschaftsregionen der Welt", sagte Wolfgang Eder und verwies auf die Folgen dieser Politik: "Aufgrund der wechselseitigen globalen Abhängigkeiten ist damit nicht auszuschließen, dass sich Endprodukte infolge der diskutierten Maßnahmen für US-Verbraucher entsprechend verteuern."

Weitere Sanktionen könnten für die USA zum Bumerang werden

Doch nicht nur auf eine mögliche Verteuerung seines Stahls weist Voestalpine die Kunden hin. Auch die Auswirkungen auf die von dem Konzern geschaffenen direkten und indirekten Arbeitsplätze in den USA sollen in den Gesprächen anklingen. Dass das Investitionsklima ausländischer Unternehmen unter Trump leidet, zeigten zuletzt die vorläufigen Zahlen der Direktinvestitionen in die USA, die im ersten Quartal 2017 um fast 40 Prozent unter denen vom Vergleichszeitraum des Vorjahres lagen. Diese Zahlen hat die WirtschaftsWoche zuerst veröffentlicht.

Weitere Handelssanktionen im Stahlsektor könnten die USA dabei selbst treffen: So wären besonders die Jobs in den stahlverarbeitenden Industrien wie im Automotive-Bereich oder im Maschinenbau durch Preissteigerungen gefährdet. Laut Schätzungen könnten die Importzölle, die der frühere US-Präsident George W. Bush 2002 auf Stahl verhängte, bis zu 200.000 Arbeitsplätze in den USA gekostet haben.

Dass US-Handelsminister Wilbur Ross weitere Handelssanktionen beim Stahl fordert, gilt Beobachtern aus ausgemacht. Vor abenteuerlichen Begründungen schreckt die US-Administration dabei nicht zurück: So werden die Stahlimporte gar als Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA bezeichnet. Derzeit arbeitet Ross an einem Gutachten über das vermeintliche Preisdumping ausländischer Stahlunternehmen. Der Vorwurf: Sie hätten ihre Produkte in den USA unter Wert verkauft, also gedumpt.

Seit den Importzöllen unter Präsident Bush wissen die europäischen Stahlkocher aber auch mit Handelshemmnissen umzugehen. Voestalpine-Konkurrent Salzgitter weist etwa darauf hin, in der Ära Bush trotz der Importzölle gute Geschäfte in den USA gemacht zu haben. Weil bestimmte Stahlsorten, die etwa im Flugzeugbau oder der Autoindustrie einsetzt werden, in den USA gar nicht produziert werden, sind die Amerikaner auf Importe angewiesen. Davon könnte auch Voestalpine mit seinen Spezialstählen am Ende profitieren.

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