Um die Kosten für den Auf- und ständigen Ausbau des Rechnerparks zu drücken, mietet Konzernchef Hastings Speicherkapazität bei Amazon. Obwohl der Versandriese durch ein eigenes Video-Angebot zu den schärfsten Konkurrenten zählt, gab es bislang keinen Ärger, im Gegenteil. „Die lernen in Sachen Computernetze von uns und wir von denen“, kommentiert Hastings die Symbiose.
Wissenswertes über Netflix
Die Netflix-Gründer Reed Hastings und Marc Randolph wollte eine Alternative zu den Videotheken aufbauen. 1997 fingen sie an, DVDs online zu verleihen – ohne Säumnisgebühren, die viele Nutzer nervten. Später führte das Unternehmen eine Flatrate ein.
2007 führte das Unternehmen einen Online-Dienst ein, Nutzer konnten die Filme auch übers Internet streamen. Für dieses Nebenprodukt verlangt Netflix seit 2011 auch Geld – erst empörten sich die Nutzer darüber, dann arrangierten sie sich damit.
Netflix hat einen Algorithmus entwickelt, um die Vorlieben der Nutzer genau erfassen und passende Genres vorschlagen zu können. Das Unternehmen wertet zudem aus, welche Serien und Filme besonders häufig illegal heruntergeladen werden.
Der Online-Dienst bietet alle Folgen einer Serie auf einen Schlag an – wer will, kann beispielsweise ein ganzes Wochenende mit der neuen Staffel von „House of Cards“ verbringen. Experten sprechen vom „Binge Watching“, also einer Art „Koma-Gucken“.
Netflix bietet größtenteils bereits ausgestrahlte Filme und Serien an, bemüht sich aber verstärkt um Eigenproduktionen. Die bekannteste ist wohl die hochgelobte Politserie „House of Cards“ mit Schauspieler Kevin Spacey. Auch Anbieter wie Amazon gehen inzwischen diesen Weg.
Besonders stolz ist der Netflix-Chef auf sein Computerprogramm, das die Sehgewohnheiten der Kunden analysiert und ihnen die für sie interessantesten Filme und Serien aus der konzerneigenen Bibliothek vorschlägt. Die Software ordnet die Netflix-Kunden anhand der bisher gesehenen Inhalte in Gruppen, indem sie zwischen fast 79 000 unterschiedlichen Vorlieben der Zuschauer unterscheidet.
Dabei wird hochgradig differenziert, etwa zwischen „Schrulligen Science-Fiction-Komödien“ oder „Düsteren alternativen Polizei-Dramen“. Damit die empfohlenen Videos möglichst bald beim Kunden sind, schicken Algorithmen die ausgewählten Streifen vorsichtshalber gleich auf einen Rechner in dessen Nähe.
So macht Netflix Kasse
Um daraus ein möglichst großes Geschäft zu machen, hat sich Netflix eine eigene Abrechnungsmethode gegenüber den Filmlieferanten einfallen lassen. Die unterscheidet sich grundlegend von den Zahlungen der Musikdienste wie Spotify und Simfy oder der Online-Videotheken wie Videoload (Deutsche Telekom) oder iTunes (Apple). Während diese von jedem eingenommenen Euro einen fixen Anteil an die Filmstudios oder Musikkonzerne bezahlen, überweist Netflix eine Pauschale, egal, wie oft der Streifen abgerufen wird.
Das sorgt zwar für höhere Anfangskosten. Doch von einer bestimmten Zahl der Abos an steigert jede zusätzliche Einnahme fast komplett den Gewinn. „Das ist zwar riskanter, verspricht aber einen deutlich höheren Ertrag“, sagt Berater Schwaiger. Dritte Säule des Netflix-Erfolgs ist das Angebot. Zum einen errechnet die IT ständig für jedes einzelne Video die Kosten pro Abruf und Stunde – und sortiert die unrentablen Streifen aus. Zum anderen bietet Netflix Filme und Serien, die nirgendwo anders laufen. Von den drei Milliarden Dollar, die Netflix in diesem Jahr in neue Unterhaltungsstoffe steckt, sollen 80 Prozent in exklusive Titel fließen.
So produzierte Netflix 2013 als erster Online-Filmanbieter eine eigene Serie und verbuchte mit der Neuverfilmung des britischen Polit-Intrigantenstadels „House of Cards“ einen Riesenerfolg. Dabei brach das Drehbuch mit den klassischen Sehgewohnheiten und verzichtete auf künstliche Spannung und Hektik, wie sie Produktionen etwa für private TV-Sender aufweisen, um die Zuschauer zum Dranbleiben nach dem Werbeblock zu verführen.
Selbst vor experimentellen Filmen kleiner Studios oder ausländischen Produktionen schrecken die Amerikaner nicht zurück. „Weil deren Rechte günstig zu haben sind, rechnet sich das auch bei einer kleineren Zuschauerzahl“, sagt Netflix-Finanzchef David Wells.