Zum nunmehr zwölften Mal hat der Burda-Verlag unter Schirmherrschaft von Verleger Hubert Burda gestern die Digitalkonferenz DLD in München eröffnet. Seit dem Start im Jahre 2005 – damals noch im Hotel Nymphenburg – hat sich die DLD enorm gemausert: Die Tagung gilt als wichtigster Treffpunkt rund um Digitalisierung, Startups und Internet in Deutschland.
“Welcome to the spannenden #DLD16”, sagte Burda in seiner Eröffnungsrede in seinem fast gewohnten Denglisch – und weiter: „I wish the conference an interesting Verlauf."
Google-Imperium: Das ist die Alphabet-Holding
Das Dach der einzelnen Google-Einheiten bildet in Zukunft die neue Holding Alphabet. Die Unternehmensspitze besteht aus Larry Page (CEO), Sergey Brin (Präsident, Eric Schmidt (Chairman) und Ruth Porat (CFO).
Unter dem angestammten Namen des Konzerns sind die Internet-Suchmaschine, das Werbe-Geschäft sowie YouTube und Android gebündelt. Google ist damit eine Tochterfirma von Alphabet. Noch immer ist Google aber der wichtigste und wirtschaftlich stärkste Bereich.
In Googles Innovationslabor werden unter anderem selbstfahrende Autos, Drohnen und Ballons zur Internet-Versorgung entlegener Gebiete aus der Luft entwickelt.
Das Automatisierungsunternehmen Nest baut vernetzte Thermostaten, die über Apps gesteuert werden können. Auch Rauchmelder sind im Programm. Google kaufte das Unternehmen Anfang 2014 für mehr als drei Milliarden Dollar.
Die Gesundheitsfirma Calico - kurz für California Life Company - soll vor allem das Altern erforschen - um es eventuell bremsen zu können. Das Unternehmen wurde 2013 von Google gegründet.
In den USA bietet der Konzern unter diesem Namen in mehreren Städten ultra-schnelle Internet-Zugänge über Glasfaser-Anschlüsse an.
Der Spezialist Sidewalk ist auf die Infrastruktur moderner Städte fokussierte. Es geht unter anderem darum, den Verkehr effizienter zu machen, Energieverbrauch und Lebenshaltungskosten zu senken oder die Stadtverwaltung zu verbessern.
Über Google Ventures investiert der Konzern in Start-ups, unter anderem den umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber.
Am Eröffnungstag konnte die Veranstaltung jenen Wunsch aber nur zum Teil erfüllen. Denn zumindest bei erfahrenen DLD-Besuchern stellte sich bei manchen der Argumente immer mal wieder ein gewisses Déjà-vu-Erlebnis ein.
So war es denn auch die aus Dänemark stammende EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die sich gleich zu Beginn der Veranstaltung mit Verve für die europäische Auslegung des Themas Datenschutz aussprach: „Das Recht auf Vergessen bedeutet Freiheit“, so Vestager.
Daher sei die Privatsphäre der Nutzer auch so wichtig; die User müssten selber entscheiden können, wer im Internet welche Daten erhält – und was genau dann mit den Daten geschehe. „Wenn wir nicht privat sein können, wer sind wir dann?“, warb Vestager für mehr Datenschutz.
Hier dominiert Google den Suchmaschinenmarkt
In Europa hat Google sage und schreibe 92,8 Prozent des Suchmaschinenmarkts inne.„Aussichtsreichster“ Konkurrent ist mit 2,5 Prozent die Microsoft-Suchmaschine Bing, gefolgt von Yahoo mit 2,1 Prozent.
In Deutschland hält Google einen Marktanteil von 94 Prozent. Bing ist auch hier der größte Konkurrent – und liegt weit abgeschlagen mit zwei Prozent Marktanteilen auf Platz zwei. T-Online, eine der am meisten besuchten deutschen Webseiten, hat gerade einmal 1,1 Prozent des Suchmaschinenmarkts inne.
Google vereint in Italien 95 Prozent der Marktanteile auf sich. Yahoo und Bing verfügen insgesamt über vier Prozent des Markts. Ask, die viertgrößte Suchmaschine der USA nach Google, Yahoo und Bing kommt in Italien auf 0,3 Prozent der Marktanteile.
Googles Marktmacht ist für Google Verhältnisse relativ gering. Lediglich 90 Prozent des Markts hat der US-Konzern inne. Bing und Yahoo beanspruchen gemeinsam acht Prozent des Markts für sich – für europäische Verhältnisse ein vergleichsweise hoher Wert.
Polen hat seine eigene Suchmaschine – Onet. Die hält allerdings nur 0,4 Prozent der Marktanteile – Google dagegen kommt auf einen Wert von 97 Prozent. Yahoo und Bing vereinen 1,8 Prozent auf sich.
„Wir ergreifen nicht allein deshalb Maßnahmen, weil ein Unternehmen viele Daten sammelt“, ließ sich Vestager zu jenem Thema immerhin entlocken. „Aber: Wenn nur wenige Firmen Daten kontrollieren, können sie Mitbewerber aus dem Rennen drängen.”
Ins gleiche Horn – aber unter umgekehrten Vorzeichen – blies der CDU-Politiker Jens Spahn in einer Diskussionsrunde zum Marktplatz Europa. Denn der parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium hadert mit der bisherigen Regulierung: So könne ein US-Unternehmen vom Start weg Daten sammeln – und sich erst danach ein passendes Geschäftsmodell ausdenken. In Deutschland müsse ein Gründer dagegen schon vorab einen bestimmten Zweck festlegen und müsse die Daten danach auch wieder löschen. „Genau deshalb kann kein deutsches Unternehmen jemals mit einem amerikanischen konkurrieren“, so Spahn.