Der Disney-Konzern ist groß geworden, weil sein Gründer Walt Disney mit selbst geschaffenen Charakteren, Figuren, Filmen und Themenparks nach und nach ein weltweites Publikum eroberte. Bei Facebook ist das Publikum in Form von 1,55 Milliarden Zuschauern bereits vorhanden. Die schaffen selber Inhalte, fotografieren, filmen, kommentieren, kopieren. Ergänzt durch die Inhalte von professionellen Medienkonzernen, die mehr und mehr ihrer Produkte direkt in Facebooks Datenzentren laden, damit sie schneller bereitgestellt werden können.
Künstliche Intelligenz ordnet die Inhalte und stellt ein maßgeschneidertes Programm für jeden einzelnen Empfänger zusammen, das in deren Bewusstsein gebeamt wird. Dafür hat Zuckerberg eine eigene Abteilung für künstliche Intelligenz geschaffen, geführt von dem gebürtigen Franzosen Yann LeCun. Er und sein Team haben bereits Software entwickelt, die nicht nur die Gesichter von Facebook-Nutzern in Fotos automatisch identifizieren kann – eine Funktion, die in Deutschland unterdrückt ist –, sondern auch Gegenstände, Formen und Farben.
Sie könnten künftig das Unterhaltungsprogramm zusammenstellen. Ein Hollywood der Zukunft, das seine Zuschauer nicht mehr nur passiv beschallt. Wo sie Teil des Mediums sind, förmlich in ihm leben und es gestalten. Sekundiert von künstlicher Intelligenz, die schon jetzt mehr über ihre Vorlieben und Abneigungen weiß als der jeweilige Lebenspartner. Bei dem Algorithmen entscheiden, was gerade hilfreich, relevant und vor allem unterhaltsam ist. Und auch, was nicht gezeigt wird. Eine Menge Macht also.
Der Facebook-Chef besitzt die nötige persönliche Energie, Jugend, Entschlossenheit und Flexibilität, um in den nächsten Jahrzehnten seine Vorstellungen von der Zukunft konsequent durchzusetzen. Nicht nur wegen seiner Autorität als Gründer, sondern auch wegen der unangefochtenen Kontrolle über sein Unternehmen dank Mehrfachstimmrechten. Auch das Versprechen, 99 Prozent seiner Facebook-Anteile im Wert von derzeit rund 39 Milliarden Dollar in eine von ihm und seiner Ehefrau Priscilla Chan gegründeten, wohltätigen Stiftung einzubringen, hat nichts daran geändert.
An Zuckerberg vorbei kann nichts entschieden werden. Mit Angriffen von Finanzinvestoren – mit denen sich etwa Yahoo oder Ebay herumschlagen müssen und von denen seitdem wenig Visionäres zur Zukunft der Netzwelt zu vernehmen ist – muss er sich nicht herumplagen. Der Erfolg und Reichtum ist ihm auch nicht zu Kopf gestiegen.