Globalisierung Brutale Konkurrenz in China

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Das Gros sind Mittelständler

Ursprünglich hatte Vorstandschef Kurt Bock bis 2020 einen Asienumsatz von 20 Milliarden Euro angepeilt, davon etwa die Hälfte in China. Nun rechnet er mit einem Umsatz von 29 Milliarden Euro in Fernost, wovon China wieder rund 50 Prozent beisteuern soll. Das Reich der Mitte ist der drittgrößte Markt für BASF nach Deutschland und den USA. Die Kunden im Bausektor und in der Autoindustrie sorgen für Wachstum. 2010 erzielte der Konzern in China, Hongkong und Taiwan einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro.

Seit 1990 haben die Ludwigshafener 3,8 Milliarden Euro in China investiert. Es sind vor allem die großen Konzerne, die mit ihren Milliardeninvestitionen in China Schlagzeilen in der Presse machen und deren Bosse bei Staatsbesuchen in der Regierungsmaschine mitfliegen. Doch wie in Deutschland bilden auch in China Mittelständler das Gros der deutschen Unternehmen.

Zehn interessante Fakten über China
Täglicher Griff zur ZigaretteUngesunder Rekord: In jeder Sekunde werden 50.000 Zigaretten in China angezündet. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Zahl der Raucher ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Inzwischen zünden sich 66 Prozent der männlichen Chinesen täglich mindestens eine Zigarette an. Bei den Frauen raucht nur jede Zwanzigste täglich. Quelle: rtr
Künstliche TannenbäumeKlar, China ist ein großes Land. Fast jeder fünfte Mensch lebt in dem Riesenreich, China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Doch in einigen Statistiken liegt das Land überproportional weit vorne. So ist das Riesenreich nicht nur der größte Textilproduzent, sondern auch weltweit führend in der Herstellung von künstlichen Tannenbäumen. 85 Prozent alle unechten Tannenbäume – so National Geographic – stammen aus China. Texte: Tim Rahmann Quelle: dpa
SchweinereichIn China leben nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Schweine. 446,4 Millionen Eber und Säue lebten 2008 im Reich der Mitte, so die UN. Damit leben dort mehr Schweine als in den 43 nächst größten Ländern, gemessen an der Zahl der Tiere, zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell rund 26,7 Millionen Schweine gehalten. Quelle: dpa
Geisterstädte im ganzen LandIn China wurde in den letzten Jahren massiv gebaut – auch in ländlichen Gegenden. Doch die Landflucht ließ vielerorts Geisterstädte entstehen. Mehr als 64 Millionen Wohneinheiten stehen im ganzen Land leer. Auch das größte Einkaufszentrum der Welt, … Quelle: dpa
McDonald’s allein auf weiter Flur… die "New South China Mall", hat reichlich Gewerbeflächen zu vermieten. 1500 Geschäfte finden dort Platz, 70.000 Käufer sollten täglich nach Dongguan pilgern. Doch die Realität sieht anders aus: 99 Prozent der Flächen sind unbenutzt, berichtete die britische Zeitung "Daily Mail". Nur ein paar Restaurants befinden sich in dem Gebäude, unter anderem Mc Donald’s. Quelle: AP
Bauboom geht weiterDennoch bauen die Chinesen fleißig weiter. Die Folge: Kein Land verbaut mehr Zement als China. 53 Prozent der weltweiten Nachfrage stammt aus dem Reich der Mitte, so Michael Pettis, China-Experte und Ökonom der Peking-Universität. Quelle: dpa
Barbie ist zu sexyWenn in China gerade nicht gebaut wird, werden in den zahlreichen Fabriken Güter produziert. Neben Textilien vor allem Spielwaren. Rennautos, Barbie-Puppen und Kuscheltiere: Fast 80 Prozent der deutschen Spielwaren stammen aus China. Vor Ort selbst sind Barbie-Puppen übrigens kein Verkaufsschlager. Für die Chinesen ist die kurvige Blondine zu sexy. Dort verkaufen sich vor allem niedliche Puppen. Quelle: AP

Schmales Budget

Sie kommen oft mit einem schmalen Investitionsbudget von ein paar Hunderttausend Euro und einer Handvoll Mitarbeitern. Aber meistens zahlt sich ihr Engagement schnell aus. Auch Dienstleister werden in China zunehmen aktiv. Das Architekturbüro KSP Engel aus Frankfurt beispielsweise hat in Peking die neue Staatsbibliothek und das Patentamt geplant. Drees & Sommer, ein Spezialist für die Überwachung von Bauprojekten, hat gerade Büros in der chinesischen Hauptstadt eröffnet.

Jörg Höhn begleitet solche Neuankömmlinge bei ihren ersten Schritten in China. Der Geschäftsführer des German Centre in Peking hat sein Büro im elften Stock des Landmark Tower. Auf 17 Etagen bietet Höhn deutschen Mittelständlern 9000 Quadratmeter Bürofläche, von Büros mit 25 Quadratmetern bis hin zu 800 Quadratmetern. Finanzier ist die Landesbank Baden Württemberg.

Coaching vom German Centre

Das Konzept funktioniert. „China ist ein sehr komplexer Markt“, sagt Höhn, „und gerade kleinere Unternehmen sind anfangs dankbar für Tipps, Beratung und halbwegs günstige Mieten.“ Rund 250 deutsche Unternehmen hat das German Centre bis heute in den chinesischen Markt begleitet. Der Maschinenbauer Gea aus München beispielsweise hat hier einst mit einem 30 Quadratmeter großen Büro angefangen.

Heute benötigt er 800 Quadratmeter. Die Büroflächen im Landmark Tower sind meist zu mehr als 90 Prozent belegt. Gut 100 Firmen betreut Höhn, jede vierte ist ein Maschinen- und Anlagenbauer. Die Mehrheit der deutschen Maschinenbauer produziert aber nicht in China, auch aus Angst vor Plagiaten. Sie exportieren lieber.

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