Rohstoffe Hohen Metallpreisen ein Schnippchen schlagen

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Absicherung

Was in iPhones und Panzern steckt
Hybridauto von Porsche Quelle: rtr
Neodym Neodym ist Ausgangsstoff für starke Permanentmagnete, die in kleinen Mikrophonen und Lautsprechern – etwa in Apples iPhone – stecken. Sie machen auch moderne Audioanlagen erst möglich. Quelle: ap
Praseodym Auch Praseodym ermöglicht die Produktion kräftiger Magneten, die für die Herstellung kompakter Elektromotoren, aber auch von Generatoren für Windkraftanlagen verwendet werden. Quelle: ap
Samarium Samarium ist ebenfalls Ausgangsstoff für Permanentmagnete, die beispielsweise in militärischen Navigationssystemen stecken, wie die US-Armee sie im Kampfpanzer Abrams einsetzt. Damit endet die Vorstellung der ersten vier Vertreter aus der Gattung der „leichten seltenen Erden“, weiter geht's mit den sogenannten „schweren seltenen Erden“. Quelle: Reuters
Terbium Als grünlicher Fluoreszenzstoff hilft Terbiumden Herstellern von Lampen ohne Glühfaden, die Lichttemperatur einzustellen. So verbrauchen Energiesparlampen bei gleicher Helligkeit weniger Strom. Quelle: ap
Gadolinium In Kernreaktoren dient Gadolinium dazu, überschüssige Neutronen zu absorbieren - entweder für eine Schnellabschaltung oder in Meilern, die nur selten neu bestückt werden, etwa für Atom-U-Boote. Quelle: ap
Yttrium In Radargeräten dienen kristallische Elemente mit Yttriumanteil dazu, die zurückkommenden elektromagnetischen Wellen besser aufzufangen. Als nächstes folgen die seltenen Metalle. Quelle: Reuters

Dritter und anspruchsvollster Schutz gegen unkalkulierbare Rohstoffpreise sind Sicherungsgeschäfte, bei denen Banken oder Händler gegen Bezahlung die Bezugspreise für eine gewisse Zeit garantieren. Das wohl erfolgreichste Unternehmen ist hier die Lufthansa, die ihren Bedarf an Flugbenzin durch eine geschickte Staffel solcher Preiswetten kalkulierbar macht. In der Regel drückt die Linie durch den geschickten An- und Verkauf von Bezugsrechten ihre Spritkosten um bis zu zehn Prozent.

Die meisten Mittelständler scheuen freilich diese Preiswetten. Nicht mal jedes fünfte Unternehmen, so eine Studie der Commerzbank, spricht mit ihrem Geldinstitut über solche Swaps oder Hedges. Viele verstehen die Produkte nicht, andere erinnern sie zu sehr an die Zockerprodukte der Immobilienfinanzierung, die 2007 die Finanzkrise ausgelöst haben. Zu guter Letzt sind die Unternehmen unsicher, ob ihnen ihre Bank nicht zu einem überhöhten Preis Dinge andreht, die sie nicht brauchen.

Grafik Kupferpreis

Sicherungsgeschäfte

Die Furcht ist nicht unberechtigt. Zum einen gibt es nicht für alle Rohstoffe Sicherungsgeschäfte. Und wo es sie gibt, wirken sie manchmal nur begrenzt. Berater Kloepfel weiß von Fällen, wo ein Mittelständler etwa den Kakaoeinkauf zur Schokoladenproduktion für eine Handelskette abgesichert hatte. Ihm zahlte der Handelskonzern nichts extra für die Sicherungskosten. Doch als der Kakao unter dem gesicherten Preis notierte, forderte der Händler sofort einen Rabatt.

Aber das spricht aus Sicht von Experten nicht gegen Sicherungsgeschäfte. „Mit dem richtigen Produkt mindern die Unternehmen zumindest das Risiko, bei extrem steigenden Preisen in Not zu geraten. Und wer den Markt gut einschätzt, kann auch Geld sparen“, sagt Brainnet-Fachmann Immerthal. „Wer sich die Auswahl nicht allein zutraut, findet auch dafür qualifizierte Berater.“

Recycling

Der vierte Weg zu niedrigeren Rohstoffkosten ist mehr Recycling, etwa durch die Verwendung gebrauchter Rohstoffe in der Produktion. „Das ist der Königsweg bei Rohstoffen wie Kupfer und auch bei vielen anderen Metallen bis hin zu den Seltenen Erden fast ohne Qualitätsverlust möglich“, sagt Rainer Thieme, Aufsichtsratschef des Stahlkonzerns Salzgitter. Immerhin können deutsche Unternehmen so im Schnitt bis zu zwölf Prozent des eigenen Metallbedarfs decken, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Einige Unternehmen wie Schwering & Hasse oder Europas größte Kupferschmelze Aurubis aus Hamburg verwenden sogar bis zur Hälfte und mehr Recycling-Kupfer.

Das schützt nicht nur vor überraschenden Preissprüngen. Es ist am Ende oft billiger. „Das Einschmelzen von Recyclingmetall kostet nur fünf Prozent der Energie, die Metallgewinnung aus Erz kostet“, sagt Armin Schmiedeberg, Rohstofffachmann der Beratung Bain & Company.

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