Start-ups auf der Hannover Messe Diese fünf Start-ups machen es besser als die Großen

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Kinemic – ein Bediensystem für Augmented Reality

„Die Hannover Messe ist voll mit Anwendungen für Industrie 4.0 und neue, vernetzte Arbeitsabläufe“, sagt Tomt Lenz von dem Karlsruher Start-up Kinemic. „Die Frage ist aber, wie wir mit den neuen Technologien interagieren.“ Sprich: Wie kann ein Arbeiter, der eine Augmented-Reality-Datenbrille trägt, mit dem System kommunizieren, ohne zu einem Touchscreen oder einer Tastatur greifen zu müssen?

Möglich wäre eine Sprachsteuerung, doch die ist nicht sonderlich für eine Industriehalle geeignet. Kinemic setzt auf Gestensteuerung. Mit einem Sensorarmband – im Prinzip reichen auch die Bewegungssensoren einer Smartwatch – wird die Drehrate und Beschleunigung der Armbewegungen erfasst und von der Software verarbeitet. „Aus den Bewegungsmustern werden dann Steuerbefehle abgeleitet“, sagt Lenz. „Der Algorithmus ist so intelligent, dass er zwischen tatsächlichen Gesten und anderen Bewegungen unterscheiden kann.“

Was ein wenig nach dem Computer aus dem Science-Fiction-Film „Minority Report“ klingt, funktioniert in der Praxis schon sehr zuverlässig. Nur während sich Tom Cruise in dem Hollywood-Streifen durch die Zukunft scrollt und wischt, kann ein Arbeiter mit dem Kinemic-Armband zum Beispiel Checklisten ausfüllen. Mit einer einfachen Drehung der Faust kann der Arbeiter zwischen den einzelnen Posten hin- und herwechseln. Malt der Arbeiter mit der Hand einen Kreis in die Luft, wird je nach Richtung der Posten abgehakt oder als fehlerhaft markiert – ohne das Werkzeug aus der Hand legen zu müssen.

Bei den Gesten ist aber noch nicht Schluss: Will der Arbeiter zu einem Posten eine Notiz schreiben, etwa weil das Bauteil ersetzt werden muss, muss er nur die Buchstaben in die Luft malen. Die Software erkennt die Bewegungen – sogar zwischen großen und kleinen Buchstaben –, und schon erscheint das Wort „Ersetzen“ auf dem Bildschirm.

„Wir sehen den größten Nutzen derzeit im industriellen Bereich: Überall dort, wo es wichtig ist, freihändig zu arbeiten und dennoch mit einem Computersystem zu interagieren, wie zum Beispiel in der Produktion, Logistik, Wartung oder Qualitätssicherung“, erklärt Lenz. Neben der Checkliste können das auch Montageanleitungen oder Lehrinhalte sein.

Entstanden ist die Idee vor einigen Jahren bei einer Abschlussarbeit am Karlsruher Institut für Technologie. Um den Erfinder Christoph Amma formte sich schnell ein Team aus zwei weiteren Informatikern und dem damaligen Unternehmensberater Lenz. Seit der Gründung der Kinemic GmbH 2016 ist das Projekt bereits auf elf Mitarbeiter gewachsen. Das Ziel ist dabei klar definiert: „Wir wollen Augmented Reality endlich nutzbar machen und das Interface der nächsten Generation entwickeln“, sagt Lenz. Im Praxiseinsatz ist das smarte Gesten-Armband schon: Unternehmen wie SEW Eurodrive, Schneider Electric oder Stabilo testen das System bereits.

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