Provinz Jiangsu Willkommen im chinesischen Baden-Württemberg!

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"Mitten im Markt"


Maschinenbauer Trumpf bemüht sich daher Fachkräfte schon während des Studiums an sich zu binden und legt den Fokus auf Chinesen, die an deutschen Universitäten studieren. Bei so genannten Junior-Ingenieur-Projekten arbeiten zwei Deutsche und zwei Chinesen zusammen. Gemeinsam entwerfen sie ein Produkt für den chinesischen Markt. Trumpf ist schon seit 2004 in Taicang. Damals begann man mit der Montage von Operationstischen, heute stellt der schwäbische Maschinenbauer dort Laser- und Stanzmaschinen sowie Medizintechnikprodukte her und macht damit einen Umsatz von 183 Millionen Euro in China - fast 13 Prozent des Gesamtumsatzes. China ist damit der drittgrößte Einzelmarkt für die Schwaben. Seit 2010 gibt es eine daher auch eigene Einheit für Forschung & Entwicklung in Taicang. Vor zwei Jahren haben die Ditzinger ihre Produktionsfläche auf 20.000 Quadratmeter verdoppelt.

Nachwuchs lernt nach deutschem Vorbild

Und noch etwas ist "typisch deutsch" in Taicang: In Zusammenarbeit mit chinesischen Universitäten und der deutschen Auslandshandelskammer bilden viele Betriebe hier nach dem deutschen dualen System aus. Mubea zum Beispiel beschäftigt ein gutes Dutzend Auszubildende. Über Karriereplanung und andere nicht-monetäre Vorteile versuchen die Deutschen ihre Mitarbeiter besser an den Betrieb zu binden. 

Ähnliche Cluster von ausländischen Unternehmen in China gibt es auch in anderen Städten rund um Shanghai. Dazu gehören Wuxi, Kunshan und Suzhou. Die Industrie-Parks dort aber sind vor allem international geprägt. Ein Ende der deutschen "Immigration" ist noch nicht in Sicht. Die Stadtregierung möchte jedes Jahr 20 deutsche Unternehmen mehr in Taicang haben. "300 sollen es in den nächsten fünf Jahren werden", sagt Su Ke.

Die Chancen, dass das klappt stehen gut. Für die deutschen Maschinenbauer wird die Provinz immer mehr zur zweiten Heimat. Gunnar Mey von der Messe Stuttgart merkt das an den stark wachsenden Aussteller- und Besucherzahlen der AMB Ausstellung für Metall-Bearbeitung China. 2010 hat die schwäbische Messegesellschaft die AMB nach Nanjing, der Hauptstadt der Provinz Jiangsu gebracht. Für Mey der perfekte Standort, um das Konzept der AMB, die 1982 in der Landeshauptstadt Baden-Württemberg startete und seit 2001 mit dem Motto "Mitten im Markt" wirbt , zu wiederholen. Im Ländle zieht die Messe bereits 1300 Aussteller und 88.000 Besucher an und zählt damit in geraden Messejahren zu den fünf größten Messen der Branche weltweit.

In Nanjing backt man noch kleinere Brötchen. "Nur" 10.000 Besucher und knapp 200 Aussteller sind es hier. Doch die Zuwächse sind beachtlich: Ein Viertel mehr Besucher innerhalb nur eines Jahres. Gerade hat das Bundeswirtschaftsministerium die AMB China "geadelt" wie Mey sagt, indem sie die Veranstaltung in das Auslandsmesseprogramm der Bundesregierung aufgenommen hat. Mey: "Es freut uns sehr, dass das BMWi der Meinung ist, dass es sich für deutsche Aussteller lohnt auf unsere Veranstaltung zu kommen.“ Jetzt gibt es für die Aussteller nicht nur ein finanzielles Bonbon vom Bund, sondern auch den begehrten Gemeinschaftsstand unter dem Label "Made in Germany". 

Seit einiger Zeit führt das German Center in Shanghai mit der Stadtregierung Gespräche, eine Filiale in Taicang zu eröffnen. "Die Nachfrage ist vor allem bei kleinen Unternehmen groß", sagt Christian Sommer vom German Center in Shanghai, das kleine Firmen beim Markteintritt in China betreut. "Second-Tier-Städte in China werden zunehmend interessanter, da die großen Metropolen vielen Unternehmen zu teuer werden." Taicang sei durch seine Nähe zu Shanghai und durch seine deutsche Community ein extrem beliebter Standort.

Die Deutschen von Taicang sind stolz auf ihre kleine Enklave. Vor zwei Jahren drehten sie sogar einen Film, der ihr Leben vor Ort porträtiert. Lamers kommt natürlich auch darin vor.

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