Saudi-Arabien Saudischer Chemiekonzern Sabic wird zum Problem für BASF

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Sabic-Verwaltungsratschef Prinz Saud bin Thunayan al-Saud ließ es sich nicht nehmen, in seine Dischdascha gehüllt, Journalisten den Deal in Riad persönlich vorzustellen. Die hohen Rohstoffpreise hatten GE Plastics, wo nicht nur der Kunststoff für Ap-ples iPod, sondern auch für die Helmvisiere der NASA-Astronauten hergestellt wird, stark zugesetzt. Die Einkaufstour hat Folgen: Auf der chinesischen Kunststoffmesse Chinaplas im April, dem wohl wichtigsten Branchentreffen, war Sabic erstmals größter Aussteller. Zudem bauen die Saudis in Shanghai ein Entwicklungszentrum, das neue Kunststoffe für Laptop-Computer finden soll. Industrieexperten trauen Sabic zu, das einstige GE-Geschäft schnell wieder fit zu machen.

Es sei denn, der westlichen Konkurrenz gelingt ihr Coup bei der WTO. Bei Verhandlungen zum WTO-Beitritt Saudi-Arabiens 2005 stand das Thema Vorzugspreise schon einmal auf der Agenda, verschwand aber später in der Schublade. Grund: Auch Russland wollte der WTO beitreten, verfolgte aber eine ähnliche Rohstoff-Politik wie die Saudis. „Die WTO-Mitgliedschaft Saudi-Arabiens und Russlands galt als wichtiger als das Problem der Chemieindustrie“, sagt Reinhard Quick, der in Brüssel den Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt.

Inzwischen haben EU und USA das Thema erneut auf den Plan gesetzt – diesmal in der Doha-Runde, die seit Jahren für liberalen Welthandel kämpft. In einem Papier an die WTO schreibt die von Handelskommissar Peter Mandelson geleitete EU-Delegation, eine „derartige Praxis verschafft einheimischen Nutzern einen eindeutigen Vorteil gegenüber ausländischen Wettbewerbern, die Rohstoffe zum höheren internationalen Preis kaufen müssen“. Man schlage vor, die Liste illegaler Subventionen zu erweitern, denn derzeit gebe es keine Mechanismen, die schädliche Praxis anzugreifen.

Doch mit einer schnellen Lösung können BASF & Co. nicht rechnen. Vor wenigen Wochen brach die Doha-Runde ihre Verhandlungen zum wiederholten Male ab – diesmal, weil die USA und Indien sich nicht über landwirtschaftliche Schutzzölle einigen konnten. Sinnvolle Gespräche sind nun erst wieder nach der US-Präsidentschaftswahl möglich, die im November stattfindet. Zudem ist unsicher, ob die Runde die Vorzugspreise tatsächlich als illegal einstufen wird. „Hier ist noch nichts in trockenen Tüchern“, sagt VCI-Vertreter Quick.

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