Werbebranche Werbeagentur BBDO verheddert sich in eigenen Strukturen

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Bei BBDO greift Hildmann nun durch: Zielstrebig, sagen die einen, autoritär, die anderen. Sicher ist, dass er nicht jedem passt. Die Kreativköpfe wechseln seit seinem Amtsantritt wie das Wetter im April. Den zigmal prämierten Kreativkopf Ralf Zilligen feuerte Hildmann, nachdem er ihn noch sechs Wochen zuvor zum Gesamtchef der Düsseldorfer BBDO-Tochter ernannt hatte. Ein gutes Dutzend Abgänge von Führungsleuten folgte. „Viele, die fortschrittlich denken, sind unzufrieden“, sagt ein ehemaliger BBDO-Boss.

Hildmann deutet den Exodus anders: „Wir sind eine dynamische Branche, da gehören Abgänge dazu.“ Außerdem, so lautet die BBDO-Sprachregelung, setze man künftig nicht auf Selbstdarsteller sondern auf Mannschaftsspieler. Genau das waren jedoch die Gefeuerten, sagen Insider, während Hildmann durchaus Potenzial habe, seine Teamfähigkeit zu verbessern.

So kam bei den Mitarbeitern nicht gut an, dass Hobby-Reiter Hildmann Kollegen mit Dressurpferden verglich, die 90 Prozent Freiheit bräuchten, zu zehn Prozent aber streng geführt werden müssten. Ebensowenig goutierten Mitarbeiter Hildmanns öffentliche Feststellung, er sehe derzeit nicht so viele hochkarätige Leute in seinem Laden.

Künftig will er, so lässt er mitteilen, nur noch mit Leuten zusammenarbeiten, die das „BBDO-Gen“ inne haben. Lang scheint die DNA-Kette nicht zu sein. „Wir bekommen Dutzende Bewerbungen von BBDO-Leuten“, sagt der Chef einer anderen Düsseldorfer Agentur.

Wie geeignet Hildmann ist, darüber diskutiert die Branche. Auf der einen Seite gilt er als einer der renommiertesten deutschen Werber, der bei vielen BBDO-Kunden für Stabilität und Routine steht. So verfügt Hildmann etwa über gute Drähte zur Oetker-Familie, für die BBDO seit Jahrzehnten die Pudding-Kampagnen ausrichtet.

Allerdings verbrachte der 66-Jährige zuletzt seine Zeit als Pferdezüchter in den USA. Bis 2010, so ist zu hören, will er seine Aufgabe bei BBDO erfüllt haben und die Geschäfte dann an einen Nachfolger abgeben. Ihm selbst, heißt es bei BBDO, schwebe dann eine Rolle als Chairman vor.

Bis dahin steht harte Arbeit an. Zwar verweist Hildmann auf die Werbeetats der Brauerei Krombacher oder von Klöckner, die BBDO unter seiner Regie gewonnen habe. Aber die ganz großen Deals blieben aus. Bei Daimler gingen die Düsseldorfer zuletzt leer aus. Den Etat für den Familien-Van Viano sicherte sich Scholz & Friends, beim Transporter unterlag BBDO den Newcomern von Lukas Lindemann Rosinski. Auch den T-Com-Etat musste BBDO abgeben.

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