Wirtschaftskanzleien Honorare für Top-Anwälte schrumpfen

Eine WirtschaftsWoche-Umfrage zeigt, dass der Wettbewerbsdruck weiter zunimmt: Die Stundenhonorare der Top-50-Kanzleien sind gesunken.

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Ex-CDU-Politiker und Quelle: dapd

Kürzlich rauschte es aufgeregt im Blätterwald: Der Ex-CDU-Politiker und Anwalt Friedrich Merz von der Frankfurter Kanzlei Mayer Brown habe für seine Bemühungen um den Verkauf der Düsseldorfer WestLB ein Tageshonorar von 5000 Euro kassiert. Die "Süddeutsche Zeitung" schlug in die gleiche Kerbe: Duisburg habe nach der Love-Parade-Katastrophe bei der Düsseldorfer Kanzlei Heuking Kühn ein Gutachten für 300.000 Euro in Auftrag gegeben – und müsse gleichzeitig aus Geldnot Schwimmbäder schließen.

Die auf den ersten Blick überteuerte Rechnung relativiert sich bei genauem Hinsehen: In Duisburg war ein neunköpfiges Team mehrere Monate lang am Werk, verteidigt Ute Jasper die Honorarhöhe. Die Heuking-Partnerin leitete das Love-Parade-Juristen-Team. Das Team habe "in Spitzenzeiten rund um die Uhr arbeiten müssen", rechnet auch die Stadt Duisburg vor, zu Stundensätzen zwischen 250 und 390 Euro bei insgesamt über 900 Stunden Zeitaufwand. Im Fall Merz gibt die Kanzlei zwar keinen Kommentar – doch von der auftraggebenden WestLB hieß es, das Honorar sei nicht höher als das eines McKinsey-Beraters.

Durchschnittlich fünf Prozent weniger

Was bei Laien immer wieder für einen Aufreger gut ist, entlockt Experten nur ein Gähnen. Die Honorarnote für Duisburg bewegt sich im Mittelfeld und geht völlig in Ordnung. Wie eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter den Top-50-Wirtschaftskanzleien in Deutschland ergab – die 20 größten finden Sie in der Tabelle –, liegt der Stundensatz eines Partners im Durchschnitt bei 408 Euro, die Spanne bei 300 bis 625 Euro. Für den Einsatz angestellter Anwälte verlangen die Kanzleien mit 220 bis 340 Euro deutlich weniger – im Durchschnitt 274 Euro. Gegenüber 2009 sind die Honorare damit um rund fünf Prozent gesunken. Damals lagen die Stundenhonorare für Partner im Schnitt bei 428 Euro, für angestellte Anwälte bei 288 Euro. Entsprechend ist auch der Gesamtumsatz der Top-50-Kanzleien zwischen 2009 und 2010 um vier Prozent gesunken – von 3,61 auf 3,49 Milliarden Euro.

Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich auch regionale Unterschiede, sagt Heuking-Partnerin Jasper: In Hamburg etwa seien die Sätze niedriger als in Frankfurt oder Düsseldorf. Trotzdem: Top-Unternehmensberatungen verdienen mehr. "Für Partner werden Tagessätze von rund 6000 Euro berechnet, für angestellte Berater von 3000 Euro", vergleicht Dietmar Fink, Professor an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg und Experte für Unternehmensberater. Dafür werkeln die Strategieberater aber auch länger – manchmal 12 oder 16 Stunden, ohne dass sie dafür Aufschläge berechnen.

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