Am Anfang ist alles rosig. Man kann vom anderen nicht genug bekommen, verbringt viele Nächte miteinander und kommt kaum zum Schlafen. Also beschließt man, dauerhaft zusammenzubleiben. Bis man eines Tages beginnt, sich beim anderen über Kleinigkeiten zu ärgern und sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Irgendwann hat man sich auseinandergelebt, fühlt sich vernachlässigt, macht einander Vorwürfe. So kann’s gehen in der Liebe – und auch im Job.
Untersucht man die Beziehungen der Deutschen zu ihrem Arbeitgeber, bekommt man schnell den Eindruck, es mit frustrierten Eheleuten zu tun zu haben. Wer gestern noch über Nacht im Motivationsrausch eine Präsentation fertig machte, erfasst heute minutengenau seine Überstunden. Immerhin 67 Prozent der Beschäftigten machen hierzulande nur noch Dienst nach Vorschrift, sind also kaum bei der Sache. Jeder sechste hat innerlich sogar gekündigt. Demgegenüber geben nur 16 Prozent an, sich ihrem Arbeitgeber stark verbunden zu fühlen – und sich deshalb für ihn ins Zeug zu legen. Das geht aus den Daten hervor, welche die Unternehmensberatung Gallup zu Wochenbeginn vorgestellt hat.
Die aktuellen Zahlen sind zwar besser als die vom Vorjahr – aber noch immer alles andere als gut. Weitere Untersuchungen untermauern diesen Eindruck: Im Vergleich mit sechs anderen europäischen Ländern fühlen sich die Deutschen am Arbeitsplatz am wenigsten glücklich. Dies hat eine Umfrage der Online-Jobbörse Stepstone ergeben. Den neuesten Zahlen der Personalberatung Kienbaum zufolge rangiert Deutschland im weltweiten Vergleich der Zufriedenheit am Arbeitsplatz bloß im unteren Mittelfeld. Die Gewerkschaften haben in Umfragen besonders miese Stimmung im Job ermittelt – wobei sie bei diesem Thema ebenso interessengeleitet sind wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft, das im Gegensatz dazu hohe Zufriedenheitswerte festgestellt hat. Die Untersuchungen mit negativen Ergebnissen sind jedoch klar in der Überzahl. Es läuft also etwas schief am Arbeitsplatz.
Objektiv gesehen geht es den Deutschen prima im Job. Arbeitslosigkeit ist kein großes Thema mehr, die meisten Angestellten halten ihren Arbeitsplatz für sicher. Doch aufs gefühlte Wohlbefinden scheint das kaum Einfluss zu haben. Die Daten von Kienbaum belegen sogar, dass die Zufriedenheit ausgerechnet im öffentlichen Dienst am geringsten ist. Trotz Jobgarantie, geregelter Arbeitszeiten und fester Karriereverläufe.
Wie ist es zu dem großen Frust gekommen – und was tut man dagegen?
Unzählige Reports kennen nur einen Schuldigen: den Chef, der seinen Mitarbeitern die nötige Achtung verweigert, ihnen nichts zutraut und die Früchte ihrer Arbeit dann auch noch für sich reklamiert. Fast könnte man meinen, die erfolgreiche TV-Serie Stromberg, die von dem herablassenden Chef einer Versicherungsfirma handelt, wäre eine Dokumentation. Und keine Parodie.