Unternehmensführung So funktioniert das Management per Smartphone

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Jederzeit erreichbar sein

Maria Gomez, IBM - Setzt auf Intelligenz ihrer Truppe - weiß aber auch:

Bei Microsoft Deutschland zum Beispiel gilt neben der Betriebsvereinbarung über die 40-Stunden-Woche die Vertrauensarbeitszeit – niemand zählt hier also die Arbeitsstunden. Andererseits aber kennt Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer auch die „Verführung, jederzeit erreichbar zu sein“. Als Mutter kommt ihr das Arbeiten ohne starre Zeitvorgaben vor allem entgegen. Praktisch sieht das so aus: Das erste Telefonat führt die 45-Jährige morgens um acht Uhr im Auto auf dem Weg ins Büro nach Unterschleißheim im Norden Münchens, wenn sie den jüngeren Sohn in den Kindergarten gebracht hat. Um 17.30 Uhr telefoniert sie auf der Heimfahrt nach München mit ihren Mitarbeitern. Die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr gehören dem Abendessen mit der Familie. Um 20.30 Uhr fährt Hirl-Höfer ihren Rechner dann oft noch einmal hoch.

Bekannt und ausgebrannt
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Risiken für die Gesundheit

Zu wenig Auszeit von der ununterbrochenen Unterbrechung kann krank machen. Telefonieren, E-Mails schreiben, chatten, konferieren – oder womöglich alles gleichzeitig: Das belastet Psyche und Gesundheit. Die „Technik ist unbegrenzt beschleunigbar. Der Mensch nicht“, sagt Zeitforscher Geißler. Ob Manager oder Teammitglied – auf beiden Seiten müsse es gelingen, die neu gewonnene Freiheit und Verantwortung zu organisieren.

Bundesarbeitsministerin von der Leyen, die jüngst immer wieder vor der „Entgrenzung des Arbeitslebens“ warnte, die „tief in das Privatleben hineingeht und Leute fertig machen kann“, hat ihren ganz eigenen Ansatz gefunden, um Privates und Berufliches zu trennen: Am Wochenende schottet sie sich von der Politik ab, hört kein Radio, liest keine Zeitung, sieht nicht fern. Nur der Pressesprecher darf im allergrößten Notfall anrufen. „Aber dann geht mein Puls gleich unter die Decke“, sagt von der Leyen. Sie hat zwar ein Mobiltelefon. „Aber es gibt nur zwei Quellen, die unter unbekannter Nummer anrufen. Das eine sind meine Kinder und das andere ist die Kanzlerin. Da geh ich immer ran.“

Keine E-Mails am Wochenende

Ein vernünftiges Maß beim Einsatz mobiler Geräte findet sich nicht von heute auf morgen. Arbeitsforscher Bauer vom Fraunhofer-Institut beobachtet „Experimentieren allerorten“. Der Betriebsrat des Volkswagen-Konzerns zum Beispiel setzte jüngst einen E-Mail-Stopp für Mitarbeiter mit Tarifvertrag außerhalb der Arbeitszeiten durch. Doch besser als eine „korsetthafte Verordnung“ wirken gute Vorbilder, ist Bauer überzeugt. „Chefs sollten sich überlegen, ob sie um 23 Uhr noch E-Mails an ihre Mitarbeiter schreiben und so den Erwartungsdruck schüren.“

Kasper Rorsted zum Beispiel fängt bei sich selbst an. Der Vorstandsvorsitzende vom Konsumgüterhersteller Henkel hat sich ein E-Mail-Verbot für die Wochenenden verordnet.

Eine schlichte Wahrheit kann beim Abschalten helfen: „Am schlimmsten“, sagt der Telekom-Manager Müller-Berg, „sind doch die Chefs, die meinen, dass der Laden ohne sie zusammenbricht.“

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