Aktionärsschutz Mit der Macht einer Aktie

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BWL-Professor Ekkehard Wenger: In Chefetagen verhasst, weil er schonungslos Fehler anprangert Quelle: Laif

Immer wieder gegen Squeeze-outs klagen auch Wegbegleiter des Würzburger BWL-Professors Ekkehard Wenger. Jochen Knoesel etwa, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter Wengers und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Aktionärsdemokratie, kämpfte in den letzten Jahren gegen Zwangsausschlüsse bei der HypoVereinsbank und der Harpen AG. Die frühere Wenger-Studentin Caterina Steeg, laut Baums-Liste eine der eifrigsten Klägerinnen, ficht ebenfalls vorrangig Squeeze-outs an, zuletzt etwa bei der Rapunzel Naturkost AG.

Der streitbare Mentor Wenger ist seit Jahrzehnten einer der gefürchtetsten Teilnehmer von Hauptversammlungen, weil er Manager heftig angreift und auch vor Polemik nicht zurückschreckt. Man muss ihn dafür nicht lieben, aber auch seine Kritiker räumen ein: Wenger legt immer wieder schonungslos und frühzeitig den Finger in die Wunde. So beantragten er und sein Kollege Leonhard Knoll bereits im Mai 2008 bei der Deutschen Bank eine Sonderprüfung wegen üppiger Boni. Ein Thema, das damals auf wenig Resonanz stieß – und ein paar Monate später in aller Munde war, weil viele Top-Banker trotz eskalierender Finanzkrise auf hohen Boni beharrten.

Wer wie Wenger Sonderprüfungen beantragt, muss das akribisch vorbereiten – so viel Arbeit machen sich räuberische Aktionäre in der Regel nicht.

Natürlich handeln auch vermeintliche Überzeugungstäter nicht immer aus rein idealistischen Motiven. Manche schießen in persönlichen Fehden mit Vorständen übers Ziel hinaus, andere halten hin und wieder mal die Hand auf. Dass Misstrauen angebracht ist, zeigte im vergangenen Jahr der Fall Wirecard. Der Anlegerschützer und SdK-Vorstand Markus Straub, hatte mit Optionen auf Kursverluste der Wirecard-Aktie gewettet – in einer Zeit, in der die SdK das Unternehmen heftig kritisierte.

Schwarze Schafe machen Geschäfte mit verzweifelten Anlegern

Die Geschäftstüchtigen. Zu den Treibern der aktuellen Klagewelle gehören auch Anlegeranwälte. Sie klagen zwar nicht selbst, werben aber massiv um verärgerte Aktionäre – und das nicht immer mit seriösen Methoden. „Leider gibt es etliche Anwälte, die Anlegern das Blaue vom Himmel versprechen und so in Schadensersatzklagen treiben – ohne nennenswerte Aussicht auf Erfolg“, kritisiert Ex-Innenminister und Rechtsanwalt Gerhart Baum. Das Problem: Die Advokaten kassieren in jedem Fall – egal, ob sie den Prozess gewinnen oder nicht. Einigen scheint es vor allem darum zu gehen, massenhaft Mandate zu akquirieren und Klagen einzureichen.

Die großen Versprechungen fallen gerade nach der Finanzkrise auf fruchtbaren Boden: Tausende Anleger haben viel Geld verloren, beispielsweise mit Lehman-Zertifikaten oder mit Aktien von IKB und HRE. Wegen der zahlreichen schwarzen Schafe hat eine WirtschaftsWoche-Jury 20 Top-Anlegeranwälte gewählt, die kompetent sind und mit seriösen Methoden arbeiten (www.wiwo.de/anlegeranwaelte).

Zu den Top 20 gehört auch Klaus Nieding, ein häufiger Gast auf Hauptversammlungen. Sicher: Nieding ist geschäftstüchtig, seine öffentlichkeitswirksamen Reden auf den Aktionärstreffen als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bescheren ihm zahlreiche Mandate. Aber letztlich entscheidend ist: Als Anwalt hat er eine gute Bilanz.

Gegen Geldverdienen selbst spricht schließlich nichts – auch bei Anlegerschützern und Berufsklägern.

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