Trotz der Anfangsverluste: Streaming ist der am schnellsten wachsende Bereich in der Musikindustrie. Inzwischen scheint er nicht nur CD-Verkäufe, sondern auch das Geschäft mit dem Download bezahlter Dateien (also Apples Domäne) zu kannibalisieren. Beim Streaming wird Musik nicht mehr Songweise oder in Alben gebündelt verkauft, sondern im Monats-Abo, meist für relativ kleines Geld (rund sieben bis zehn Dollar im Monat). Es gibt auch viele kostenlose Dienste, die sich über Werbung finanzieren.
Streaming hat – sowohl aus Sicht der Musikindustrie, als auch der Kunden -, überragende Vorteile:
- Kunden können alles anhören und durchprobieren, ohne gleich eine Kaufentscheidung treffen zu müssen. Die meisten Anbieter haben 20 bis 30 Millionen Titel gespeichert. Das deckt nahezu den gesamten zeitgenössischen Rock und Pop- sowie große Teile des Jazz- und Klassik-Marktes ab; lediglich bei heute aus der Mode geratenen Veröffentlichungen aus den 1970ern, 80ern und 90ern klaffen noch einige Lücken, die aber nach und nach gefüllt werden
- Während die kostenfreien Angebote meist nur über einen Webbrowser gehört werden können, dürfen die Käufer der Bezahl-Abos Musik auf bis zu 3 Geräten abspeichern und abspielen, wann und wo immer sie wollen; klassisch -- als Album --, oder als selbst zusammengestellte Playlist. So kundenfreundlich, das muss man eingestehen, war die Musikindustrie wohl noch nie.
- Auch die ist inzwischen Feuer und Flamme , schließlich kann sie weiter mit Verlagen und den Major Labels Lizenzdeals schmieden, aber auch mit kleinen Indie-Plattenfirmen oder Künstlern, die sich selbst um die Wahrung ihrer Rechte kümmern; der Aufwand ist technisch minimal, die Standardverträge minimieren die Verwaltung
- Langfristig am wichtigsten: Es gibt erste Anzeichen, dass sich mittels Streaming längst verloren geglaubte Kunden aus dem illegalen Internet zurückholen lassen.
„Die Hemmschwelle für Raubkopierer und illegale Nutzer aus dem Internet, wieder (oder erstmals im Leben) für Musik zu bezahlen, ist viel kleiner als bei Downloads oder CDs, weil Streaming überall verfügbar ist, auch auf Smartphones in guter Qualität, es im Vergleich zu anderen Distributionsmodellen relativ wenig kostet und die Auswahl an Titeln immens ist“, sagt Francis Moore, CEO des Internationalen Verbandes der Phonoindustrie, IFPI.
Warum Musik für Apple so wichtig ist
Zahlreiche Risikokapitalgeber, Hedgefonds und Finanzinvestoren haben sich in den vergangenen zwei Jahren daher an Streamingfirmen beteiligt; man schätzt, dass Marktführer Spotify bei einem Börsengang aus dem Stand bis zu fünf Milliarden Euro Börsenwert erreichen würde. Nun bezahlt Apple 3,2 Milliarden Dollar für einen Konkurrenten, der relativ spät in den Markt kam und einen Bruchteil des Spotify-Umsatzes erwirtschaftet.