Einnahmen der Großaktionäre So geben Deutschlands Dividendenkönige ihre Millionen aus

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Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Wer etwas auf sich hält, steckt einen Teil seiner Millionen in die schönen und guten Dinge des Lebens. Die ehemalige Kaffee- und heutige Kakaosippe Jacobs etwa finanziert mit den Dividenden aus dem Schokoimperium Barry Callebaut eine eigene Universität in der Heimatstadt Bremen. Die läuft zwar nicht richtig rund, sorgt aber für einen Ruf von Welt. Für kleinere Ansprüche tun es auch eigene Forschungsinstitute wie das von SAP-Miteigentümer Plattner an der Universität Potsdam oder dem nach ihm benannten Designzweig an der kalifornischen Stanford-Universität im Silicon Valley, für die Plattner immerhin 35 Millionen Dollar spendierte.

Wer seine Wohltätigkeit so diskret mag wie seine Einkommensübersicht, wählt eine Stiftung wie die Pharmasippe Boehringer, Sehhilfestar Günther Fielmann oder die Metro-Miteigner Schmidt-Ruthenbeck mit ihrer Mercator Stiftung zur Förderung von Toleranz und Wissensaustausch.

Von Kaffee und Parfüms über edle Schuhe bis zu Schmerzmitteln: Das Beteiligungsgeflecht von Deutschlands diskretester Industriedynastie Reimann ist mehr als 30 Milliarden Euro wert. Ein Blick hinter die Kulissen.
von Rüdiger Kiani-Kreß

Dabei mussten mehrere Wohltäter erfahren, dass es – frei nach der Investorenlegende Warren Buffett – leichter ist, viel Geld zu verdienen, als es effektiv zu nutzen. So brauchte die Witwe des Tchibo-Erben Joachim Herz laut Presseberichten trotz anwaltlicher Beratung offenbar ein gutes Jahr, bis sie das erste Geld gemäß dem Stiftungszweck in die Förderung des deutschen Bildungswesens stecken konnte. Und Friedrich-Wilhelm Werner hätte sogar fast aufgegeben, die Millionenzuwendungen aus der seiner nach seiner Ehefrau benannten Modeschmuckkette Bijou Brigitte für Wohltaten nutzen zu wollen. Denn die von der Stiftungsaufsicht vorgeschriebenen sicheren Wertpapiere warfen nach der Finanzkrise so wenig ab, dass nach Abzug der Verwaltungskosten kaum etwas übrig blieb.

Wer sich das ersparen will, für den hat die Putzmitteldynastie Reimann eine blitzsaubere Lösung. „Wir nennen es nicht Wohltätigkeit, sondern Social Business, weil wir wie ein Unternehmen mit unseren Mitteln größtmöglichen Erfolg haben wollen“, sagt Christoph Glaser, Chef der Benckiser Stiftung Zukunft. Das Prinzip: So wie die Reimanns die Schlagkraft ihrer JAB Holding durch andere Investoren wie Warren Buffett vergrößern, koppelt die Benckiser Stiftung Familiengelder mit Mitteln der öffentlichen Hand und anderen Wohltätern und erhöht so die Schlagkraft ihrer Arbeit wie beim Mentorenprogramm „Balu und Du“, das benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu Berufsabschlüssen verhilft. Gleichzeitig berät Glasers Team andere Stiftungen. Erstes Aushängeschild ist die Manuel Neuer Kids Foundation des Torhüters von Fußballrekordmeister Bayern München, weil er, so vermutet Glaser, „auch mit seiner Stiftung in der Champions League spielen will“. Und das wollen sicher auch alle anderen deutschen Dividendenkönige.

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