Immer mehr Bundesbürgern wird bewusst, dass in Berlin an ihren Interessen vorbei regiert wird. Die letzten Hoffnungen der Mehrheit der Deutschen, den auf lange Sicht ökonomisch und gesellschaftlich destabilisierenden Eurokurs von Regierung und Opposition zu stoppen, ruhten – nachdem die Deutsche Bundesbank von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) in dreister Manier kalt gestellt wurde – auf dem Bundesverfassungsgericht. Die Institution, die neben der Bundesbank in der deutschen Bevölkerung das größte Vertrauen genießt, hat den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) erwartungsgemäß – gegen den Willen der Mehrheit der Deutschen – gebilligt, aber in der Urteilsbegründung einen deutlichen Weckruf für Sparer und Anleger eingebaut.
Experten warnen vor schleichender Enteignung
Aufhorchen lässt vor allem die Breitseite der Karlsruher Richter gegen die Machenschaften der EZB. Der ESM dürfe nicht zum „Vehikel einer verfassungswidrigen Staatsfinanzierung durch die EZB“ werden. Auch die Ankäufe von Staatsanleihen am Sekundärmarkt durch die Notenbank wären eine „Umgehung des Verbotes monetärer Haushaltsfinanzierung“, also illegal. Die Richter ahnen, dass der Zorn in Deutschland mit den Zinsen steigen könnte. Wenn diese in Richtung vier Prozent gehen sollten, wäre der Fluchtweg in Immobilien für viele Sparer versperrt. Und sobald der Liter Benzin über zwei Euro kostet, dürfte auch der letzte Euro-Kredit bei den Bürgern verbraucht sein.
Namhafte Finanzexperten warnen Sparer und Anleger schon seit länger Zeit vor einer schleichenden Enteignung. Der Begriff der „Finanziellen Repression“ macht die Runde. Um die Staatsfinanzen zu sanieren, werden Notenbanken und Regierungen versuchen, die Zinsen durch direkte und indirekte Markteingriffe unter die Inflationsrate zu drücken und für einen längeren Zeitraum ein höheres Inflationsniveau anzustreben. Das sorgt im Ergebnis für negative Realzinsen und zu einer realen Entwertung der Staatsschulden. Damit Sparer, die man so melken will, nicht flüchten, könnten die Daumenschrauben angezogen werden, etwa in Form von Kapitalverkehrskontrollen , Zwangsabgaben und Strafsteuern.
Erweiterte Zugriffsrechte auf Privatvermögen
Während liquides Vermögen das Weite sucht – noch bevor der Kapitalverkehr eingeschränkt wäre, hätte der Staat vor allem die Besitzer von Renditeimmobilien am Haken, die mit ihren Immobilien ja schlecht weglaufen können. Das Eigenheim wird vielleicht geschont werden, sollte es noch nicht abbezahlt sein. Der schuldenfreie Hausbesitzer aber sollte darauf besser nicht vertrauen. Denn auch ihn könnte der Fiskus ins Visier nehmen, wenn die Ideen aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) umgesetzt würden. Dazu müsste sich die Bundesregierung vom Bundestag nur erweiterte Zugriffsrechte auf die Privatvermögen der Bundesbürger einräumen lassen.
Das DIW schlägt die Einführung von Zwangsanleihen und einmalige Vermögensabgaben auf Privatvermögen vor. Rund 230 Milliarden Euro kämen in Deutschland zusammen, wenn der Staat zehn Prozent des Wertes, der einem individuellen Nettovermögen von 250.000 Euro übersteigt, abzapfte. Das haben die mit Steuergeldern entlohnten Berliner Enteignungsforscher berechnet.
Warum nicht gleich die Progression?
Der Vorschlag hat Charme – für den Finanzminister, weniger für Rentner, die bereits mit einer halbwegs normalen Erwerbsbiografie erneut in Reichweite des Fiskus gerieten. Zudem ist der Vorschlag ausbaufähig. Bei Bedarf ließen sich weite Teile der deutschen Vermögen beseitigen, wenn auch noch die Renten- und Pensionsansprüche berücksichtigt würden. Warum nicht gleich eine Progression einführen? Der Einfachheit halber käme von einer Nettovermögen von über einer halben Million Euro die Progressionssense zum Einsatz, etwa der von der Einkommensteuer bekannte Spitzensteuersatz. Handwerker, kleine Selbstständige mit privater Altersvorsorge, aber auch Beamte im mittleren Dienst wären mit knapp der Hälfte ihres Vermögens an der Eurorettung beteiligt. Solidarität muss sein.
Die Maßnahmen der Notenbanken gegen die Krise
Die Probleme an den Hypotheken- und Kreditmärkten greifen auf den Interbanken-Geldmarkt über. EZB und Fed sehen sich gezwungen, zusätzlich Liquidität in den Markt zu pumpen.
Die Notenbanken in den fünf wichtigsten Währungsräumen greifen gemeinsam ein, um ein Austrocknen der Geldmärkte zu verhindern.
Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers öffnen die großen Zentralbanken die Geldschleusen, um mitten in der Panik an den Finanzmärkten die Geschäfte am Geldmarkt am Laufen zu halten.
Die wichtigsten Notenbanken weltweit senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt. 4. Dezember 2008: Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro und der Gründung der europäischen Notenbank.
Die Fed kappt ihren Leitzins auf eine Spanne zwischen null und 0,25 Prozent - ein Rekordtief.
US-Notenbankchef Bernanke kündigt den Ankauf von Staatspapieren für zunächst 300 Milliarden Dollar an. Die Fed erweitert außerdem ihre bestehenden Programme zur Stützung der Kreditmärkte und Banken auf rund eine Billion Dollar.
Die EZB senkt ihren Leitzins auf das Rekordtief von einem Prozent.
Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken rufen die Riesensumme von 442 Milliarden Euro ab. 6. Juli 2009: Die EZB beginnt offiziell mit dem Ankauf von Pfandbriefen.
224 Banken aus der Euro-Zone rufen beim letzten Jahrestender der EZB knapp 100 Milliarden Euro ab. Das ist ein Wendepunkt.
Die Federal Reserve erhöht den Zinssatz für Übernachtkredite von 0,5 auf 0,75 Prozent und verteuert damit Notkredite für Banken erstmals seit Ausbruch der Krise.
EZB-Chef Trichet kündigt an, dass die Notenbank auch über das Jahresende 2010 hinaus Sicherheiten mit einem schwächeren Rating als „A-“ akzeptieren wird. Sie hilft damit indirekt den griechischen Banken und erleichtert die Refinanzierung Griechenlands.
Die EZB kündigt im Kampf gegen die eskalierende Schuldenkrise in der Euro-Zone an, am öffentlichen und privaten Anleihemarkt in großem Stil aktiv werden zu wollen. Die Notenbank gibt damit ihren Widerstand gegen den Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Länder auf, der Kritikern zufolge zu einem Ansteigen der Inflation führen könnte. Laut EU-Vertrag kann die EZB die Anleihen nur am Sekundärmarkt erwerben und nicht direkt bei den Regierungen.
Die Fed stoppt unter dem Eindruck der nur zähen Konjunkturerholung in den USA und der andauernden Misere am Arbeitsmarkt den begonnenen Exit. Sie will Geld, dass sie durch Fälligkeit bereits erworbener Immobilienpapiere bekommt, wieder reinvestieren und neue Staatsanleihen kaufen.
Japans Notenbank zieht im Kampf gegen Wirtschaftskrise, Deflation und den starken Yen weitere Register. Sie senkt den Leitzins auf null und legt einen fünf Billionen Yen (60 Milliarden Dollar) schweren Fonds auf, über den sie die unterschiedlichsten Wertpapiere ankaufen und so weiteres Geld in die Wirtschaft pumpen will.
Die Fed beschließt den Ankauf von weiteren Staatsanleihen im Volumen von 600 Milliarden Dollar bis Ende der ersten Jahreshälfte 2011. Zusätzlich sollen auslaufende Papiere aus dem Bestand ersetzt werden. Insgesamt hat die neuerliche Geldspritze damit ein Volumen von 850 bis 900 Milliarden Dollar.
Die EZB beschließt eine Verdoppelung ihres Grundkapitals auf knapp elf Milliarden Euro. Bezahlen müssen dies die ihr angeschlossenen nationalen Notenbanken: Die Bundesbank muss entsprechend des Kapitalschlüssels gut eine Milliarde Euro auf ihren Anteil dazupacken.
Nach Erdbebenkatastrophe, Tsunami und Atomdebakel in Japan intervenieren die wichtigsten Notenbanken der Welt gemeinsam am Devisenmarkt.
Die EZB beginnt mit dem Ankauf von Anleihen Italiens und Spaniens. Beide Länder waren zuvor ins Visier der Märkte geraten.
Die Fed erklärt, dass sie ihren Leitzins wegen der mauen Konjunktur noch für „mindestens“ zwei Jahre nahe Null halten will.
In einer koordinierte Aktion stellen EZB und Fed sowie die Notenbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz den von der Krise gebeutelten europäischen Banken Dollar zur Verfügung. Den Instituten fiel es zuletzt schwer, sich Dollar-Kredite zu beschaffen - viele US-Investoren haben ihnen aus Angst vor den Folgen der Schuldenkrise den Geldhahn zugedreht. Fast gleichzeitig lockert auch die chinesische Notenbank unerwartet ihre Geldpolitik. Sie senkte erstmals seit drei Jahren die Mindestreserve-Anforderungen der Banken.
Doch dazu muss es nicht kommen, weil ja die EZB unbedingt einen Teil der Wohlstandsvernichtung in Deutschland übernehmen will. Mit frisch gedrucktem Geld und neuen Anleihekäufen will sie Länder wie Spanien und Italien vor Reformen schützen. Die Endrechnung wird dadurch zwar für Deutschland noch teurer, kurz- bis mittelfristig hat aber auch dieser Vorschlag Charme, weil sich hässliche Streitereien im Bundestag vermeiden ließen. Ganz elegant und für den Steuerzahler zunächst schmerzfrei, nimmt das erst einmal die Bundesbank durch ihre Mithaftung für die EZB auf ihre Rechnung – ob sie will oder nicht.
Um die schleichende Enteignung durch Notenpresse und Fiskus zumindest abzumildern, führt für Anleger und Sparer an Gold und Aktien als liquide Sachwertanlage wohl kein Weg mehr vorbei. Der in Papierwährungen ausgedrückte Preis für Gold wird weiter steigen, wenn die Papiergeldmengen mit noch höherer Geschwindigkeit erhöht werden. Dabei liegt die eigentliche Bedeutung von Gold weniger in seinem Preis als in seinem Besitz. Der Barren verschwindet ja nicht einfach und sagt: „Ich zahle nicht.“ Gold trägt kein Kreditrisiko. Gold geht nie pleite. Für jeden Anleger bietet Gold, auf das er direkten Zugriff hat, eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems.
Die Fallstricke für Goldkäufer
Mit dem verstärkten Einsatz der Notenpresse nehmen in den Notenbankbilanzen die Forderungen, die von privaten Investoren längst nicht mehr als erstklassig eingestuft werden, stark zu im Verhältnis zu den ausfallsicheren Goldbeständen. In der EZB-Bilanz etwa stehen inzwischen 3085 Milliarden Euro Forderungen nur 85,8 Milliarden Euro an Eigenkapital und Rücklagen gegenüber. Dies entspricht einem Hebel von rund 36. Das dürfte EZB-Präsident Mario Draghi noch als moderat bezeichnen.
Schließlich war der Italiener einst Mitarbeiter bei der weltweit erfolgreichsten Hebelwerkstatt Goldman Sachs. Theoretisch ließe sich Bilanzqualität einer Notenbank verbessern, wenn privater Goldbesitz in Staatsbesitz gelangte. Die Frage wäre: Würde für privates Gold ein fairer Marktpreis bezahlt und passierte der Übergang freiwillig? Gut, zu einem Goldbesitzverbot muss es nicht kommen. Mit ein paar Fallstricken sollten Goldkäufer in Zukunft aber schon rechnen können. Denkbar wäre eine von Brüssel aus betriebene Einführung einer europaweiten Mehrwertsteuer und Abgeltungssteuer für physisches Gold. Edelmetallhändler und Banken könnten zu Dokumentationspflichten über Edelmetallkäufer, etwa unter dem Vorwand der Geldwäsche, verpflichtet werden. Wer einen Teil seines Geldes auf lange Sicht in Gold anlegen will, sollte es physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es einem weggenommen wird.
Viele schwören auf Blue Chips
Wie Gold eignen sich prinzipiell auch Aktien zum Vermögensschutz bei hoher Papiergeldentwertung. Doch es gibt große Unterschiede, denn längst nicht jede Aktie taugt als Inflationsschutz. Das zeigt ein Blick auf die höchst unterschiedliche Entwicklung der im US-Aktienindex S&P 500 enthaltenen Branchen im Verlauf des Inflationsjahrzehnts der Siebzigerjahre. Damals schafften Anleger nur mit wenigen Branchen reale Vermögensgewinne. Am besten schnitten Titel aus den Sektoren Ölservice und Goldbergbau ab. Dagegen haben Anleger etwa mit Konsumwerten aller Art viel Kaufkraft verloren.
Heute schwören immer mehr Anleger auf Blue Chips globaler Konzerne mit großer Preismacht, einer soliden Bilanz und sicheren Dividenden. Großkonzerne mit starken Marktstellungen und Produktionsanlagen in allen Ländern dieser Welt sollten sich tatsächlich besser behaupten können. Der Besitz solcher Aktien ist keine schlechte Idee, schützt aber nicht vor zwischenzeitlichen Kursverlusten. Doch mit ihnen besitzen Anleger immerhin langfristig einen Bestand an unternehmerischer Substanz, die auch in einer allfällig neuen Währung ihren Wert nicht verliert. Sicher ist nichts, außer, dass es eines Tages Währungsreformen geben wird.