Fondstochter der Sparkassen Der große Deka-Bluff

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Schwächen im System

Im August 2015 schlägt Bär nochmals Alarm. „Die Fonds anderer Anbieter laufen uns in Erholungsphasen immer wieder davon“, schreibt er. Es bedürfe einer einer grundlegenden Neuausrichtung. Doch die Produkte verloren weiter an Wert. Mittlerweile empfiehlt die Deka selbst, die Wertkonzept-Fonds zu verkaufen. Die Aussichten seien „mittelfristig allenfalls moderat“, heißt es in einem internen Schreiben. Die Bilanz für die Anleger: In den vergangenen fünf Jahren haben sie im besten Fall mit der defensiven Strategie im Schnitt pro Jahr 0,25 Prozent verdient, im schlechtesten – bei der offensiven Strategie – jährlich 0,41 Prozent verloren.

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Das Deka-Pannensystem

Ein tragischer Einzelfall, wie er an den Märkten immer mal wieder vorkommt, trotz aller Sicherheitsversprechen? Wer genauer hinschaut, stellt fest: Was bei den Wertkonzept-Fonds schiefging, legt Schwächen des Systems Deka offen. Überforderte Fondsmanager sind nur Symptom des Problems, nicht die Ursache. Stattdessen leidet die Deka unter einer ganzen Reihe systemischer Fehler:

Personalrochaden. Viele Jahre lang führte ein anerkannter Fondsmanager ziemlich erfolgreich den Fonds BasisStrategie Renten. Als er schwächelte, ersetzte die Deka ihn Mitte 2015 durch einen Kollegen. Der erfreute seine Vorgesetzten offenbar nicht so recht. Jedenfalls wurde er nach Informationen der WirtschaftsWoche schon nach rund sechs Monaten durch einen anderen Fondsmanager ersetzt. Das Ergebnis: Zwischen Januar und Oktober blieb der Fonds 60 Prozent hinter dem internen Renditeziel.

Für einen Fonds der Wertkonzept-Reihe waren innerhalb von drei Jahren fünf verschiedene Fondsmanager verantwortlich. Ein weiterer Fonds der Reihe wurde in den Jahren 2014 und 2015 von vier Managern betreut. Die Deka erklärt hierzu nur, die Fonds würden nach einem Teamansatz gemanagt.

Personalrochaden sind im Fondsmanagement schädlich. Zum einen braucht es mitunter Zeit, bis Anlageideen aufgehen. Wird der Manager schon vorher ausgewechselt, kommt mit einem neuen Verantwortlichen wieder eine neue Strategie, bevor die alte so richtig wirken kann. Zum anderen wird ein Fondsmanager, der aus Angst vor beruflichen Nachteilen, ständig darauf bedacht ist, sich nach allen Seiten abzusichern, kaum mehr Erfolge für den Fonds erwirtschaften.

Unnötige Verkäufe. In den Wochen vor dem 21. August hatten die Wertkonzept-Fonds Verluste erlitten. Einer der Fonds war mit einem Minus von 1,6 Prozent seiner Verlustobergrenze von drei Prozent schon ziemlich nah. Statt nun Risiken abzubauen, um weitere Verluste zu vermeiden, erhöhen die Profis der Deka das Risiko. Sie kaufen mehr Aktien in den Fonds. Schließlich hatte ihr Chef-Anlagestratege Frank Hagenstein gerade erst per Investmentbrief allen Fondsmanagern geraten, in Aktien zu gehen.

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Nur drei Tage später fiel der Dax noch mal ordentlich, und mit ihm der Wert der Wertkonzept-Fonds. Statt das Risiko zu minimieren, hatte der Aktionismus der Fondsmanager die Verluste beschleunigt. Panisch wechselten die Fondsmanager nun zum Gegenteil: Alles, was irgendwie riskant schien, wurde abgestoßen. So wurden etwa Anleihen des Rohstoffkonzerns Glencore mit bis zu 27 Prozent Verlust verkauft. Allein dadurch kam innerhalb von zwei Tagen ein Minus von 3,4 Millionen Euro zusammen. Kurz darauf erholten sich die Kurse wieder.

Dasselbe geschah mit Anleihen aus dem VW-Konzern. Nachdem die Affäre um manipulierte Dieselfahrzeuge ans Licht kam, gaben die Kurse der Papiere kurzzeitig nach, und die Deka-Fondsmanager verkauften Anleihen des Konzerns mit Verlust. „Wenn die Märkte übertreiben und die Kurse sehr niedrig sind, ist es meist falsch, die Reißleine zu ziehen“, sagt ein Mischfondsmanager eines US-Fondshauses. „Wer so reagiert, rennt den Märkten nur hinterher.“

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