Goldpreis Der Aufwärtstrend beim Gold ist noch intakt

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"Versicherung in der Krise"

Die Vermögensmanager Felix und Roman Zulauf fürchten eine globale Krise aus Japan. Warum Chinas Konjunktur bremst, die Eurokrise zurückkehren könnte und die Anlagestrategie für heraufziehende Risiken.
von Frank Doll

„In den vergangenen Jahren war Gold als Versicherung in der Krise und als Alternative für zinslose Währungen wichtig. Jetzt aber treten die Risiken dank der wirtschaftlichen Erholung in den Hintergrund – vor allem in den Vereinigten Staaten“, sagt Weinberg. Nachdem Ben Bernanke angekündigt hatte, die expansive Geldpolitik zurückzunehmen, wenn sich die US-Konjunktur erholt, sind in den USA die Realzinsen wieder positiv. Jede erfreuliche Meldung zur Konjunktur lässt die Anleihezinsen steigen und belastet somit den Goldpreis. Insbesondere länger laufende US-Staatsanleihen werfen wieder eine positive Rendite ab. Die Anzeichen von Normalisierung drängt somit die Spekulanten aus dem Goldmarkt.

Langfristig bleibt jedoch die Frage, ob die Risiken nicht zurückkehren. „Ich traue dem Frieden nicht“, sagt Weinberg. „Schon vor Draghis Rede vom vergangenen Mittwoch habe ich befürchtet, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben werden. Jetzt haben wir Gewissheit, daher zeigt der Goldpreis in Euro gerechnet bereits Stabilisierungstendenzen. Und ich fürchte, dass Ben Bernankes Nachfolger an der Spitze der US-Notenbank den Geldhahn weiter aufgedreht lässt.“

Stöferle wie auch andere Kenner des Goldmarktes betonen daher, dass der Goldpreis zwar nach Erreichen des Allzeithochs im September 2011 in eine Korrekturphase übergegangen ist, diese Korrektur jedoch noch nicht besorgniserregend sei. Der Goldexperte geht in seiner Prognose davon aus, dass sich das Edelmetall in einer langfristigen Konsolidierungsphase befindet. Die extrem schlechte Stimmung der Investoren gegenüber Gold betrachtet er in seiner Analyse eher als Kontroindikator. „Skepsis, Angst und Panik sind nie der Endpunkt einer langfristigen Hausse“, schreibt Stöferle in seiner Studie.

Er vergleicht die aktuellen Preisrückgänge vielmehr mit der Korrekturphase von 1974 bis 1976. Von der Dauer gesehen, läuft es wie in der Korrektur während der Goldhausse in den Siebzigern. Vom 30. Dezember 1974 bis 31. August 1976 fiel Gold von 197,50 auf 103,50 Dollar. Damals wie heute haben temporär fallende Inflationsraten, steigende Realzinsen und extremer Goldpessimismus gedrückt. Wer sich anstecken ließ, durfte dann zuschauen, wie sich der Preis bis Januar 1980 mehr als verachtfachte.

Wie stark die bisherigen Korrekturen im Goldbullenmarkt  ausgefallen sind

Hoch erreicht am

bei Goldpreis

vorheriger Preisanstieg in Prozent

Korrekturtief erreicht am

bei Goldpreis

Preisrückgang in Prozent

Gold in Dollar

05.02.2003

389,05

07.04.2003

319,15

–18,0

01.04.2004

431,05

+35,1

10.05.2004

371,65

–13,8

02.12.2004

456,89

+22,9

09.02.2005

410,40

–10,2

12.05.2006

730,40

+78,0

14.06.2006

559,75

–23,4

17.03.2008

1032,70

+84,5

24.10.2008

682,41

–33,9

03.12.2009

1226,56

+79,7

05.02.2010

1044,89

–14,8

21.06.2010

1265,30

+21,1

28.07.2010

1157,03

–8,6

07.12.2010

1423,95

+23,1

28.01.2011

1308,25

–8,1

06.09.2011

1923,23

+47,0

28.06.2013 (?)

1180,50

–38,6

Gold in Euro

12.05.2006

566,47

14.06.2006

429,56

–24,2

17.03.2008

657,02

+53,0

12.09.2008

526,03

–19,9

20.02.2009

788,44

+49,9

06.04.2009

646,37

–18,0

08.06.2010

1045,87

+61,8

29.07.2010

886,31

–15,3

07.12.2010

1076,05

+21,4

27.01.2011

956,52

–11,1

09.09.2011

1378,18

+44,1

26.09.2011

1138,64

–17,4

01.10.2012

1389,04

+22,0

28.06.2013 (?)

907,72

–34,7

Quelle: Bloomberg; Stand: 2. Juli 2013 

Stöferle rechnet daher mit einer baldigen Bodenbildung und prognostiziert als nächstes Zwölf-Monats-Ziel einen Goldpreis von 1480 Dollar je Feinunze. Langfristig aber hält er sogar 2230 Dollar je Feinunze für möglich.

Wenn der Goldpreis in klassischer Manier von seiner kompletten zwölf Jahre andauernden Hausse-Bewegung (von 250 auf 1920 Dollar, also 1670 Dollar) etwa die Hälfte abgibt, ergäbe das ein theoretisches Korrekturziel um 1100 Dollar. Bei weiterhin hohen Schwankungen könnten sich langfristige Goldstrategen also zwischen 1000 und 1200 Dollar auf die Lauer legen. Nach dem Sturz ist dann durchaus eine ebenso heftige Gegenbewegung möglich – vielleicht sogar bis 1500 Dollar, dem Beginn der scharfen Gold-Baisse im April.

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