Wenn wir Sie richtig verstehen, sind Sie nicht optimistisch.
Hickey: Für die Konjunktur nicht. Die Technologiebranche ist eine andere Sache. Sie befindet sich seit zwölf Jahren in einem Bärenmarkt, und wir haben inzwischen sehr niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) etwa bei Hewlett-Packard, Intel und Microsoft. Der langjährige Bärenmarkt geht bald zu Ende. Der Tiefpunkt könnte im Oktober erreicht sein.
Faber: Wenn mir jemand sagt, ein Vermögenswert befinde sich seit zwölf Jahren in einem Bärenmarkt, der bald zu Ende gehe, würde ich einen Kauf erwägen. Ob das Ende nun morgen oder im Oktober kommt - als Langfristiganleger wäre ich interessiert.
Brian, was halten Sie von diesem Markt?
Brian Rogers: Ich finde immer interessante Kaufgelegenheiten. Manche Aktienkennzahlen lassen im Vergleich zu anderen Anlageklassen beachtliche Ertragschancen erwarten. Wenn man Aktien von hochwertigen Unternehmen zum Zehn-, Elf- oder Zwölffachen des Gewinns kaufen kann, so ist das schon ganz ordentlich. Die meisten Unternehmen wissen nicht, was sie mit all ihrem Geld machen sollen. Der Markt ist vernünftig bewertet, jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass Europa nicht komplett den Bach runtergeht.
Oscar Schafer: Die meisten von uns sind lang genug im Geschäft, um sich zu erinnern, wie "BusinessWeek" am 13. August 1979 auf der Titelseite den Tod der Aktie ankündigte. In den folgenden zehn Jahren legten die Aktienkurse um über 250 Prozent zu. Es gibt derzeit sehr viel Pessimismus und sehr viele Chancen.
Black: Die USA befinden sich heute in einer finanziell weit weniger flexiblen Lage als 1979 und 1980. Die Staatsverschuldung liegt bei 100 Prozent des BIPs, verglichen mit 32,6 Prozent damals. Der hohe Schuldenüberhang ist eine tickende Zeitbombe.
Gross: Der größte Unterschied zu 1981 ist, dass langfristige Regierungsanleihen 14,5 Prozent Rendite abwarfen, während sie heute gerade einmal drei Prozent bringen. Der Leitzins der US-Zentralbank lag damals nahe 20 Prozent, heute bei praktisch null. Damit Aktien und andere Anlagen aber eine gute Performance erzielen, muss der Preis des Geldes massiv überhöht sein.
Faber: Durch den verbreiteten Einsatz der Notenpresse weiß man nie, welche Wirtschaftsbranche als nächste zum Höhenflug ansetzt. Möglicherweise hatten wir bereits eine Gewinninflation, und die Gewinne stehen jetzt kurz vor einer massiven Korrektur. Ich rechne allerdings nicht damit, dass die Unternehmensgewinne in den USA in den nächsten zwölf Monaten um mehr als 20 Prozent einbrechen.
Gross: Das Gleichgewicht hat sich verändert. Gewinne steuern inzwischen einen höheren Prozentsatz zum BIP bei als Löhne. Regierungen und Unternehmen genießen im Vergleich zur arbeitenden Bevölkerung schon sehr, sehr lange eine Vorzugsstellung. Das ist ja auch das Thema, das sich die "Occupy Wall Street"-Bewegung auf die Fahnen geschrieben hat. Letztlich wird sich der Spieß umdrehen, nicht nur in den USA, sondern überall in der Welt.