Für die deutsche Bauwirtschaft lief es 2015 passabel: Der Umsatz des Bauhauptgewerbes im zu Ende gehenden Jahr wuchs gegenüber dem Vorjahr um rund 2,0 Prozent. Zu verdanken war das allerdings allein dem Wohnungsbau, der um fünf Prozent zunahm, während öffentlicher Bau und Wirtschaftsbau stagnierten. „2016 wird besser werden“, sagt Heiko Stiepelmann, Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Baugewerbes (HDB). Stiepelmann prognostiziert für 2016 ein Wachstum der Umsätze des Bauhauptgewerbes gegenüber 2015 von „um die drei Prozent“. Sogar vier Prozent zu erreichen, sei möglich.
Bald 400.000 neue Wohnungen jährlich
Das liegt an den positiven Impulsen aus mehreren Bereichen: „Der erste Treiber der Baukonjunktur ist nach wie vor der Wohnungsbau“, sagt Stiepelmann. 2015 wurden in Deutschland 260.000 Wohneinheiten fertig gestellt. 2016 wird die Zahl auf schätzungsweise 300.000 steigen.
Wo investieren? Die Top 10 der regionalen Wohnungsmärkte 2015
Stadt: Erlangen
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,66
Scoring Sozioökonomische Daten: 93,95
Scoring Strukturrisiko: 50,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 81,23
Stadt: Nürnberg
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 57,04
Scoring Sozioökonomische Daten: 63,04
Scoring Strukturrisiko: 68,6
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 62,17
Stadt: Freiburg im Breisgau
Bundesland: Baden-Württemberg
Gesamtscoring: 58,11
Scoring Sozioökonomische Daten: 69,93
Scoring Strukturrisiko: 53,3
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 55,00
Stadt: Wolfsburg
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 59,35
Scoring Sozioökonomische Daten: 74,93
Scoring Strukturrisiko: 40,7
Scoring Liquiditätsrisiko: 65,22
Scoring Standortpotenzial: 55,51
Stadt: Braunschweig
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 59,39
Scoring Sozioökonomische Daten: 70,43
Scoring Strukturrisiko: 37,1
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 67,54
Stadt: Hannover
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 60,91
Scoring Sozioökonomische Daten: 57,39
Scoring Strukturrisiko: 50,4
Scoring Liquiditätsrisiko: 65,22
Scoring Standortpotenzial: 66,96
Stadt: Potsdam
Bundesland: Brandenburg
Gesamtscoring: 61,65
Scoring Sozioökonomische Daten: 52,79
Scoring Strukturrisiko: 57,9
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 74,71
Stadt: Darmstadt
Bundesland: Hessen
Gesamtscoring: 61,76
Scoring Sozioökonomische Daten: 79,89
Scoring Strukturrisiko: 74,6
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 60,22
Stadt: Regensburg
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,02
Scoring Sozioökonomische Daten: 94,31
Scoring Strukturrisiko: 55,4
Scoring Liquiditätsrisiko: 21,74
Scoring Standortpotenzial: 65,72
Stadt: Ingolstadt
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,66
Scoring Sozioökonomische Daten: 93,95
Scoring Strukturrisiko: 50,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 81,23
Platz: 40
Stadt: Karlsruhe
Bundesland: Baden-Württemberg
Gesamtscoring: 45,44
Scoring Sozioökonomische Daten: 67,86
Scoring Strukturrisiko: 55,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 47,83
Quelle: Catella Research - Wohnungsmarktranking Deutschland 2015
Teilscoring | Gewichtung | Faktoren | Was wird untersucht? |
Sozio- ökonomische Daten | 25% | - Einwohnerentwicklung 2000-2014 - Kaufkraft - Arbeitslosenquote - EZH Umsatzkennziffer - EZH Kaufkraftindex - Zentralitätskennziffer - Entwicklung SVP Beschäftigte 2010-2013 | - Leistungsfähigkeit einer Stadt und ihre Bedeutung für das Umland - Nachfrage und ökonomische Leistungsfähigkeit der angesiedelten Haushalte |
Struktur- risiko | 20% | - Quote SVP Beschäftigte/ Einwohner - Betroffenheit vom Strukturwandel - Risiko durch Verschiebung im Teilmarkt - Hochschul-/ Universitätsstadt - Lage im Ballungszentrum | - künftige Einwohnerentwicklung - zukünftiges Potenzial/die zukünftige Attraktivität des Wohnstandorts |
Liquiditäts- risiko | 20% | - Liquiditätsrisiko/ Marktliquidität | - das vorhandene Angebot von Investitionsmöglichkeiten am jeweiligen Standort |
Standort- potenzial | 35% | - Mietbelastung vs. Einkommen - Bevölkerungsentwicklung bis 2030 - Wettbewerb/ Grad der Neubautätigkeit - Differenz Mietzinsniveau des Standorts und des durchschnittlichen Mietzins der untersuchten Städte | - Einflussfaktoren, welche die zukünftige Entwicklung des jeweiligen Wohnungsmarktes bedingen |
Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 erwartet Stiepelmann sogar 350.000 bis 400.000 neue Wohneinheiten pro Jahr. Nach dem Stillstand früherer Jahre biete der Wohnungsbau der Baukonjunktur jetzt „längerfristig gute Perspektiven“. Das sieht auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn so. Der Wohnungsbau „bleibt wesentliche Stütze des Wachstums“, schreibt das BBSR in seinem gerade vorgelegten „Bericht zur Lage der Bauwirtschaft 2015“: „Insbesondere der Neubau von Mehrfamilienhäusern floriert. Die Flüchtlingsmigration wird für eine zusätzliche Nachfrage nach Wohnraum sorgen.“
Dies werde auch den Bedarf nach Renovierungen in den Gebäudebestand verstärken, meinen die bundeseigenen Wissenschaftler, denn alte Immobilien müssten schnell in Schuss gebracht werden, um Flüchtlinge unterzubringen.
Nach dem Investitionsstau kommt der Entscheidungsstau
Aber auch seitens Bund, Ländern und Kommunen ist nach Jahren des Investitionsstaus und des Verschleißens der Infrastruktur nun „mit deutlichen Impulsen zu rechnen“, schreibt das BBSR. 2016 werde die Aufstockung der Bundesmittel für kommunale Investitionen und in die Verkehrsinfrastruktur „voll wirksam“.
Verbandssprecher Stiepelmann bestätigt das: Um drei Prozent könnten die Umsätze mit öffentlichen Bauherren 2016 wachsen, glaubt der Volkswirt, der von einer „Investitionswende“ spricht: „Der Bund investiert endlich wieder in den Erhalt von Schienen-, Fernstraßen- und Wasserstraßennetz.“
Sorge bereitet den Bauunternehmen von Passau bis Puttgarden allerdings, dass weder Bahn noch Bundesländer effizient genug arbeiten, um ausreichend Projekte baureif zu machen. Die zur Verfügung stehenden Mittel etwa für Straßen- und Brückensanierung bleiben damit zum Teil und lange ungenutzt. Stiepelmann: „Erst haben wir so lange um das Geld gekämpft, und jetzt hakt es an den Planungskapazitäten der Landesbehörden und der Bahn.“
Besser wäre es, wenn der Bund als Geldgeber auch für die Verteilung der Gelder und die Projektsteuerung zuständig wäre.