Die Maßnahme blieb in Deutschland nicht ohne Nebenwirkungen. So vielen auch die Zinsen für eine private Immobilienfinanzierung massiv. Und weil sich der Finanzkrise auch noch gleich die Staatsschuldenkrise anschloss, hält die Talfahrt bis heute an. Allein in den vergangenen 24 Monaten fielen die Zinsen bei den günstigsten Anbietern für Hypothekendarlehen mit 10-jähriger Zinsbindung nochmals von rund vier Prozent auf heute nur noch zwei Prozent. Noch in den 90er Jahren verlangten Banken zweistellige Prozentzahlen für eine neue Hypothek.
Die dänischen Immobilienfinanzierer orientieren sich hingegen am Cibor, der Copenhagen Inter-Bank Offered Rate. Das ist ein Interbankenzins, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen und der durch eine Umfrage unter Banken ermittelt wird. Der Cibor war zwischen 2006 und 2008 von rund vier auf mehr als sechs Prozent gestiegen, danach aber innerhalb eines Jahres auf rund zwei Prozent abgestürzt. Aktuell verleihen sich die Banken untereinander Geld zu nur noch 0,7 Prozent. Auf diesem niedrigen Niveau bewegt er sich bereits seit dem Sommer 2012.
Hypothekenverschulden pro Kopf in der EU
Im Durchschnitt der 27 EU-Länder hat jeder Einwohner 13.000 Euro Hypothekenschulden. In Griechenland (8300 Euro) und Italien (7080 Euro) liegen sie sogar deutlich niedriger.
Mit 13.000 Euro pro Kopf sind die Portugiesen genau durchschnittlich mit Hypotheken belastet.
Jeder Franzose schleppt 16.340 Euro Hypothekenschulden mit sich herum.
Auf jeden Deutschen entfallen 16.760 Euro Schulden für eine Immobilienfinanzierung.
Spanier weisen pro Kopf selbst nach der geplatzten Immobilienblase im Land 17.410 Euro Immobilienschulden auf.
18.190 Euro
18.670 Euro Hypothekenschulden pro Kopf sind es bei den Finnen.
Statistisch hat jeder Belgier noch 19.440 Euro für Hypotheken zurückzuzahlen.
Im vergleichsweise teuren Großbritannien lasten auf jedem Briten 28.790 Euro Immobilienschulden.
Mit 37.510 Euro Schulden pro Kopf erreichen die Iren den sechsthöchsten Wert in der EU.
Den fünfthöchsten Wert bei den Hypothekenschulden innerhalb der EU erreichen die Schweden mit 39.450 Euro.
Die Niederländer haben sich mit durchschnittlich 47.590 Euro pro Kopf für ihre Immobilien verschuldet.
Die Luxemburger weisen nicht nur eins der höchsten Pro-Kopf-Einkommen auf, sondern erreichen mit 47.970 Euro Hypothekenschulden auch den dritthöchsten Wert in der EU.
Die ungewöhnlich lasche Kreditvergabekultur in Dänemark beschert jedem Einwohner 54.400 Euro Hypothekenschulden. Das ist der zweithöchste Wert in der EU.
Den Spitzenplatz bei den Hypothekenschulden pro Kopf innerhalb der EU belegen die Norweger mit durchschnittlich 60.850 Euro. Dem stehen aber auch sehr hohe Einkommen gegenüber.
Misstrauen vor anderen Geldanlagen
Die niedrigen Zinsen beflügeln grundsätzlich in beiden Ländern den Immobilienmarkt. In Deutschland lösten die Niedrigzinsphase und die Angst vor einem Zusammenbruch des Währungsraumes einen Ansturm der Immobilienkäufer aus. Befeuert wurde dieser zusätzlich von dem Misstrauen vieler Sparer gegenüber anderen Geldanlagen und den skandalumwitterten Banken. Betongold - wie Immobilien wieder häufiger genannt werden - galt und gilt hingegen als krisenfestes Investment. So ist die Eigentumsquote hierzulande - also der Anteil der Haushalte mit Wohneigentum - seit 2008 von 43 Prozent auf aktuell geschätzte 48 Prozent gestiegen.
In Dänemark hat Wohneigentum hingegen einen höheren Stellenwert. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung wohnt in den eigenen vier Wänden. Zudem besitzen viele Dänen auch noch ein Ferienhaus auf dem Land. Diese Sommerhäuschen sind fester Bestandteil der dänischen Kultur. Der Immobilienmarkt ist in Dänemark daher auch ein gewichtiger Faktor für die Gesamtwirtschaft. Denn Wohneigentümer geben auch viel Geld für Möbel oder Handwerker aus.
Traumhafte Wertsteigerungen
Die Immobilienpreise stiegen in Dänemark daher schon sehr viel länger als in Deutschland. Nach Jahren mit leichten Schwankungen starteten sie in Dänemark Mitte der 90er Jahre richtig durch. Zum Ende des Jahrtausends erfuhren dänische Immobilien jährliche Preissteigerungsraten von bis 15 Prozent - und das mehrere Jahre hintereinander. Als dann zwischen 2000 und 2003 die Preisanstiege bis auf ein Plus von 5,2 Prozent im Jahr zurückgingen, griff die Regierung ein. 2003 entschied sie, Hauskäufern zehn tilgungsfreie Jahre zu ermöglichen. Daraufhin zogen die Immobilienpreise erneut mit zweistelligen Wachstumsraten an - bis 2007 aufgrund der Finanzkrise und einigen Bankenpleiten in Dänemark die Preise einbrachen. Die Blase platzte und die Preise korrigierten bis heute zeitweise um ein Drittel nach unten.