Riester-Rente Was bringt die höhere Zulage wirklich?

175 statt 154 Euro Riester-Zulage von 2018 an. Bringt das was? Oft nicht, haben wir berichtet. Viele Leser wollten dazu mehr wissen. Wir haben die häufigsten Fragen zur Riester-Rente beantwortet.

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Riester-Zulage bringt oft nichts. Quelle: Getty Images

Nach einem kritischen Artikel der WirtschaftsWoche zur Erhöhung der Riester-Zulage haben uns viele Leserfragen erreicht.

Im Artikel "Die höhere Zulage entpuppt sich als Luftnummer" haben wir beschrieben, warum die 2018 von 154 Euro auf 175 Euro steigende Riester-Zulage vielen Sparern nichts bringt.

Der Grund dafür: Die 21 Euro, die Sparer dann zusätzlich als Zulage bekommen, werden oft von der steuerlichen Förderung ihrer Riester-Beiträge abgezogen. Unter dem Strich ist der Vorteil daher null. Dies gilt jedoch nicht für alle Sparer. Hier eine Übersicht der besonders häufig gestellten Leserfragen - und unsere Antworten darauf.

Frage: Ich kann Ihnen nur beipflichten, dass die Erhöhung der Riester-Zulagen von 154 auf 175 Euro von 2018 an nicht für jeden Vorteile bietet. Jedoch sollten meiner Meinung nach doch gerade Geringverdiener und Familien mit mehr als einem Kind bei der Altersvorsorge unterstützt werden. Diese Personengruppen profitieren doch tatsächlich, oder?

Antwort: Ja, das stimmt. Im Artikel schreiben wir dazu: Ein Anstieg der Zulagen nutzt vor allem Geringverdienern (bei denen der rechnerische Steuervorteil durch die steuerfreien Riester-Beiträge wegen ihres geringen Steuersatzes klein ist) und Normalverdienern mit mehr als einem Kind (erst dann übersteigt die Summe der Zulagen ihren rechnerischen Steuervorteil durch die steuerfreien Riester-Beiträge). Nach Angaben des Versichererverbands GDV bringt die höhere Zulage daher vielen aktuellen Riester-Kunden etwas. Der GDV beruft sich auf Zahlen, wonach 70 Prozent der Riester-Kunden keinen zusätzlichen Steuervorteil hätten, sondern allein von den Zulagen profitierten. Für diese Kunden wäre die höhere Zulage daher eine gute Nachricht.

Auf die Gesamtbevölkerung bezogen fällt die Wertung jedoch anders aus. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes von 2013 haben unter den Familien in Deutschland 42 Prozent nur ein Kind, weitere 42 Prozent haben zwei Kinder und nur 15 Prozent drei oder mehr Kinder. Im Artikel analysieren wir daher vor allem, was es die höhere Zulage den übrigen Personengruppen bringt, die also keine Geringverdiener sind und die als Normalverdiener maximal ein Kind, als Gutverdiener maximal zwei Kinder haben. Bei diesen durchaus großen Personengruppen hat die höhere Zulage eben in der Regel keinen Effekt.

Wovor sich die Deutschen im Alter fürchten
Rentner Quelle: dpa
Rentner am Laptop Quelle: dpa
Gesundheit im Rentenalter Quelle: dpa
Einsamer Rentner Quelle: dpa
Rentner mit Geldscheinen Quelle: dpa
Rentner im Urlaub Quelle: dpa
Senioren gehen Arm in Arm spazieren Quelle: dpa

Frage: Danke für den guten Artikel. Nur haben Sie etwas wichtiges unterschlagen: Die Fallbeispiele, wenn Sparer nicht vier Prozent  sondern zum Beispiel nur ein Prozent vom jährlichen sozialversicherungspflichtigen Einkommen in den Vertrag zahlen. Wie hoch sind dann die Zulagen?

Antwort: Zahlt der Sparer weniger als vier Prozent des Vorjahreseinkommens ein, wird die staatliche Förderung gekürzt. Für die Zulagenkürzung bei einer Einzahlung von weniger als vier Prozent sind folgende zwei Fragen wichtig: Wie hoch war der Eigenbeitrag (nach Abzug der Zulagen)? Wie hoch hätte der Eigenbeitrag sein müssen, um die vier Prozent zu erreichen? Beide Werte werden dividiert und in diesem Verhältnis wird die Zulage gezahlt.

Ein Beispiel dazu: Ein Sparer ohne Kinder mit 52.500 Euro Einkommen zahlt 1000 Euro selbst in den Vertrag ein. Er hätte aber eigentlich 2100 -154 Euro = 1946 Euro einzahlen müssen, um Anspruch auf die volle Zulage zu haben. Entsprechend hat er 51,39 Prozent des eigentlich nötigen Eigenbeitrags erbracht. Entsprechend bekommt er auch nur 51,39 Prozent der 154 Euro Grundzulage, macht 79,14 Euro.

von Niklas Hoyer, Max Haerder, Heike Schwerdtfeger

In Zukunft, mit der von 2018 an gezahlten höheren Grundzulage von 175 Euro, sähe die Rechnung dann wie folgt aus: 2100 -175 Euro = 1925 Euro Eigenbeitrag sind nötig für vollen Zulagenanspruch. Der Sparer hat nur 1000 Euro statt dieser 1925 Euro gezahlt, das entspricht 51,95 Prozent. In Zukunft bekäme der Sparer bei sonst unveränderten Annahmen also 90,91 Euro Zulage (51,95 Prozent x 175 Euro) ausgezahlt.

Aber auch hier wäre es wie im Artikel geschildert: Diese Veränderung hätte in diesem Fall angesichts des relativ hohen Einkommens und Grenzsteuersatzes keinen echten Einfluss, die 11,77 Euro zusätzliche Zulage würden einfach vom Steuervorteil abgezogen.

Steuerlich kein echter Vorteil

Frage: Sie sollten sich vielleicht nochmals mit dem Thema „Riester-Rente“ fachlich auseinandersetzen. Der von Ihnen im Artikel genannte Beispielkunde mit einem Jahresbeitrag von 2100 Euro zahlt diesen Beitrag ja gar nicht. Schließlich schießt der Staat 154 Euro als Zulage zu. Diese Grundzulage wird mit dem monatlichen Beitrag verrechnet. Damit kann der Steuerzahler die bereits erhaltene Zulage nicht nochmals in seiner Steuererklärung geltend machen. Das haben Sie übersehen.

Antwort: Sowohl die Zulage als auch ein eventueller zusätzlicher Steuervorteil wurden bei den Berechnungen im Artikel berücksichtigt. Bei der steuerlichen Veranlagung wird bei Riester immer erst der komplette Beitrag inklusive der Zulagen angesetzt. Vom rechnerischen Steuervorteil werden dann die Zulagen (Grundzulage und eventuelle weitere Kinderzulagen) abgezogen, wobei ein negativer Betrag natürlich nicht nachgezahlt werden muss.

Frage: Von den Einzahlungen in einen Riester-Vertrag können Sparer die Zulage abziehen. Für die volle staatliche Förderung müssen die Sparer nur vier Prozent des Vorjahresbruttos minus Zulage einzahlen. Also statt 2100 Euro Höchstbetrag beim Einkommen von 52.500 Euro "nur" 1946 Euro beziehungsweise künftig 1925 Euro. Dann stimmt doch Ihr Argument nicht mehr, dass die Steuererstattung bei vielen Sparern künftig genau so viele Euro geringer ausfällt wie die Zulage höher ausfällt - und die Sparer von der höheren Zulage unter dem Strich nichts haben, oder?

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Antwort: Natürlich wurde bei der Argumentation berücksichtigt, dass der Sparer aus eigener Tasche in den Vertrag nur maximal 2100 Euro abzüglich der Grundzulage von derzeit 154 Euro beziehungsweise künftig 175 Euro und eventueller weiterer Kinderzulagen einzahlen muss. Dazu kommt dann noch ein eventueller steuerlicher Vorteil.

Steuerlich wird jedoch wie folgt gerechnet: Es wird der Grenzsteuersatz auf die Gesamteinzahlung in den Riester-Vertrag inklusive Zulagen angesetzt. Damit ergibt sich der rechnerische Steuervorteil.

Ein Zahlenbeispiel: Gehen wir davon aus, dass jeweils 2100 Euro eingezahlt werden. Entweder stammen 154 Euro oder 175 Euro davon aus der Grundzulage. Vom errechneten Steuervorteil werden nun die ausgezahlten Zulagen abgezogen. Nur der verbleibende eventuelle Steuererstattungs-Überschuss wird wirklich erstattet. Daher werden in den im Artikel skizzierten Fällen genau diese zusätzlichen Zulagen-Euro von der Steuererstattung abgezogen, die vorher als höhere Grundzulage gezahlt worden sind.

Was Erwerbstätige daran hindert mehr privat vorzusorgen

Bei 40 Prozent Grenzsteuersatz würde wie folgt gerechnet:

Mit 154 Euro Zulage: 40 Prozent von 2100 Euro = 840 Euro. Abzüglich Zulage ergibt das 686 Euro effektive Steuererstattung.

Mit 175 Euro Zulage: 40 Prozent von 2100 Euro = 840 Euro. Abzüglich Zulage ergibt das 656 Euro effektive Steuererstattung.

Die Summe aus Zulage und effektivem Steuervorteil läge in beiden Fällen bei 840 Euro, sodass sich hier kein echter Vorteil ergibt. Anders sieht es nur aus, wenn die Zulagen den rechnerischen Steuervorteil übersteigen.

Frage: Sie haben berichtet, dass es kein Pro-Riester-Argument sei, dass auf betriebliche Riester-Verträge in Zukunft keine Krankenkassenbeiträge mehr anfallen. Ich habe einen betrieblichen Riester-Vertrag, der ohne Provisionen auskommt. In meinen Augen war der schon sehr lohnend und wird nun noch besser. Warum soll es kein Vorteil sein, wenn ich später nichts von der Rente an die Krankenkasse abführen muss?

Antwort: Die bisherige Krankenkassenpflicht auf solche betrieblichen Riester-Renten war eine Benachteiligung dieser Sparform, da bereits die Einzahlung aus mit Sozialabgaben belastetem Einkommen stammten. Dass diese doppelte Beitragslast nun mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz abgeschafft wird, ist sinnvoll, logisch und nur zu begrüßen. Aber hier wird nur eine Benachteiligung gegenüber anderen Sparformen abgeschafft. Insofern muss die Frage, ob sich Riester lohnt, unabhängig von diesem Punkt beantwortet werden. Wenn Sie schreiben, dass der Vertrag sich ohnehin schon lohnte, dann wird er jetzt noch attraktiver - das stimmt. Aber die Krankenkassenpflicht war vorher eben eine Benachteiligung, die jetzt wegfällt. Die neue Krankenkassenbeitragsfreiheit ist kein Vorteil von betrieblichen Riester-Verträgen, der neu dazukommt.

Ob sich ein Riester-Vertrag lohnt, muss individuell beantwortet werden

Frage: Ich zahle aktuell 130 Euro im Monat in einen betrieblichen Riester-Vertrag. Dafür werde ich später eine garantierte Monatsrente von rund 350 Euro bekommen. Das ist doch ein Supergeschäft. Warum soll sich Riester in ihren Augen nicht ohne Weiteres lohnen?

Antwort: Riester-Verträge können sich lohnen. Wir halten nur die verkürzten Darstellungen, dass Riester sich für jeden lohne, für falsch. Vor allem Besserverdienende oder Normal- bis Gutverdienende ohne mehrere Kinder haben oft keinen großen Vorteil durch die staatliche Riester-Förderung. Ob sich ein Riester-Vertrag lohnt, muss jeweils individuell auch mit Blick auf die sonstige Absicherung und Altersvorsorge beantwortet werden. Am besten ziehen Sie dazu einen unabhängigen Finanzberater zu Rate, idealerweise einen Honorarberater, der unabhängig von Provisionsinteressen beraten kann.

Die von Ihnen erwähnte Gegenüberstellung von Einzahlung und Rente (130 Euro Einzahlung, 350 Euro garantierte Rente) kann bei der Riester-Rente mitunter irreführend  sein. Viele berücksichtigen dabei nicht die Steuerbelastung, die anders als bei anderen Sparformen gestaltet ist. Aus 350 Euro Brutto-Riester-Rente können so später schnell 245 Euro Netto-Rente werden (bei angenommenen 30 Prozent Grenzsteuersatz). Gehen wir von 35 Jahren Einzahlung und optimistischen 30 Jahren Rentenbezug aus, ergeben die 350 Euro Rente etwa 2,5 Prozent Rendite. Die 245 Euro würden aber schon nur noch etwa 1,5 Prozent Rendite entsprechen.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Frage: Mit kritischen Artikeln zur Altersvorsorge wie Ihrem Artikel zur höheren Riester-Zulage, die angeblich nichts bringen soll, verunsichern Sie viele Menschen. Dabei steht fest, dass Altersvorsorge wichtig ist. Die meisten Leser werden dann nicht besser vorsorgen, sondern gar nicht. Ist es nicht fahrlässig, so zu berichten?

Antwort: Wir wollen niemanden von Altersvorsorge abschrecken. Im Gegenteil. Wir schreiben immer wieder, warum diese aus unserer Sicht extrem wichtig ist und wie sinnvolle Altersvorsorge gelingen kann. Denn wer seine meist vorhandenen knappen Mittel für die Altersvorsorge einsetzt, sollte das möglichst effizient tun - also mit möglichst hoher Rendite. Diese Rendite ist dabei kein Selbstzweck, sondern eben die Voraussetzung dafür, dass am Ende genug herausspringt.

Wir halten es nicht für richtig, dass wir jede Altersvorsorge pauschal anpreisen, nur damit mehr Leute vorsorgen. Eine kritische Berichterstattung ist aus den genannten Gründen auch hier wichtig. Wir raten ja dabei nicht pauschal ab, sondern schreiben auch im angesprochenen Artikel (den Sie hier finden), welche Angebote aus unserer Sicht lohnen.

Frage: Was ist bloß so schlimm daran, dass Finanzvermittler den Kunden ihre Hilfe und dann womöglich einen Riester-Vertrag "aufdrängen"? Das Geld ist nicht weg, im allerschlimmsten Fall bekommt man es einfach wieder und noch einige Euro aus Zulagen obendrauf. Können Sie sich vorstellen, dass sich manche Leute über einen plötzlichen Geldtopf im Alter freuen?

Antwort: Ja, das können wir uns vorstellen. Uns geht es nämlich genauso. Mit der von Ihnen skizzierten Sachlage machen Sie es sich aber zu einfach. Riester-Sparer bekommen zum Beispiel im allerschlimmsten Fall nicht ihr Geld und einige Zulagen wieder. Wer sich eine lebenslange Riester-Rente auszahlen lässt, kann mit Riester zum Beispiel je nach Einzelfall sehr wohl Geld verlieren, je nach Lebensdauer. Insofern sind auch die von uns dargestellten mageren Renditen keine Nebensächlichkeit, sondern eine wichtige Information.

Wir rechnen nach

Frage: Im Artikel haben Sie geschrieben, dass die Riester-Förderung vielen Sparern keine hohen Renditen bringt. So haben Sie für verschiedene Musterfälle Renditen einer klassischen Riester-Rentenversicherung genannt. Und dabei für 30.000, 52.500 oder 100.000 Euro Einkommen Nettorenditen genannt. Diese hätten nach 85 Jahren Lebensdauer zwischen -0,6 und -1,1 Prozent pro Jahr gelegen. Erst bei Berücksichtigung der unverbindlichen Überschüsse hätten die Renditen zwischen 1,4 und 2,0 Prozent pro Jahr gelegen. Und erst bei einem Lebensalter von 95 Jahren hätten auch die garantierten Renditen wenigstens 0,8 bis 1,3 Prozent pro Jahr erreicht. Diese Werte sind für mich nicht nachvollziehbar. Wie kommt die Berechnung zustande?

Antwort: Die Berechnung basiert auf einer Gegenüberstellung der Nettoeinzahlungen (nach Abzug von Zulagen und zusätzlichem Steuervorteil) und der Nettoauszahlungen (nach Abzug der Steuer auf die Bruttorenten). Die Renditen wurden als sogenannter interner Zinsfuß ermittelt, das heißt: Wir berechnen, welche Verzinsung auf das durchschnittlich im Vertrag eingezahlte Geld erzielt wird. Der Rentenbeginn ist mit 67 Jahren angesetzt. Alle Riester-Sparer zahlen dabei 2100 Euro ein, berechnet auf Basis einer Riester-Rentenversicherung der Allianz (Tarifart Klassik). Für die Rentenphase wurde ein um zehn Prozentpunkte niedrigerer Steuersatz als in der Einzahlungsphase angenommen.

Da die Rendite natürlich vom letztlich erreichten Lebensalter abhängt, wurde die Rendite jeweils mit 75, 85 und 95 Jahren berechnet. Die Detailergebnisse und auch einige Angaben zur Methodik finden Sie in diesem Artikel.

Frage: Was hat die WirtschaftsWoche eigentlich gegen die Riester-Rente? Warum fahren Sie einen Anti-Riester-Kurs?

Antwort: Wir haben gar nichts gegen die Riester-Rente. Nur werden die Chancen einer Riester-Rente oft übertrieben positiv dargestellt. Wir rechnen nach und stellen dann die Ergebnisse dar. Richtig ist, dass wir im Ergebnis schon 2009 – als die meisten Medien der Riester-Rente gegenüber noch sehr positiv eingestellt waren – in der Titelgeschichte „Die Riester-Lüge: Warum sich die beliebteste Altersvorsorge für viele nicht lohnt“ kritisch über Riester berichtet haben. Sobald es positives über Riester zu berichten gibt, machen wir aber auch das gerne. So haben wir in einem großen Artikel dargestellt, welche Riester-Fondssparpläne aus unserer Sicht lohnend sein können und warum andererseits viele Riester-Fondssparpläne ihre theoretischen Vorteile in der Praxis nicht ausspielen.

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