Zusatzbeiträge und Zusatzleistungen   Wie Sie zur passenden Krankenkasse wechseln

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Kündigungsfristen beachten

Ist die richtige Krankenkasse gefunden, geht es an die Kündigung. Da bis auf zwei gesetzliche Krankenkassen alle einen Zusatzbeitrag einführen und ihre Versicherten vor dem Jahreswechsel darüber informieren mussten, kommen fast alle Versicherten in den Genuss eines Sonderkündigungsrechts.

Darauf müssen die Krankenkassen in ihrem Schreiben zum Zusatzbeitrag auch hinweisen. Betroffene können daher noch bis Ende Januar ihre alte Krankenversicherung kündigen und im gleichen Monat zu einer anderen GKV wechseln.

Die Beiträge der zehn größten Krankenkassen

Wer das Schreiben seiner Kasse erst später erhalten hat, kann das Sonderkündigungsrecht noch einen Monat nach Zugang des Hinweises nutzen; offiziell gilt die Kündigung dann ab dem Monat, in dem der Zusatzbeitrag erstmals fällig wird. Ausgenommen vom Sonderkündigungsrecht sind allerdings alle, die einen Wahltarif mit Anspruch auf Krankengeld abgeschlossen haben.

Selbst wer das Sonderkündigungsrecht ignoriert, kann jederzeit regulär kündigen. Bedingung ist jedoch, dass die bisherige Versicherung seit mindestens 18 Monaten besteht. Dann beträgt die Kündigungsfrist zwei volle Monate zum Monatsende. Bei Kündigung noch im Januar ist somit ein Kassenwechsel zum 1. April 2015 möglich. Bis zum Wirksamwerden der Kündigung müssen Versicherte aber auch den Zusatzbeitrag an ihre bisherige Kasse zahlen.

Für gesetzlich Versicherte ist die Kündigung ohne Risiko, da es den gesetzlichen Kassen nicht erlaubt ist, Versicherungsanträge abzulehnen. Sollte es bei der Kündigung wider Erwarten Schwierigkeiten oder Verzögerungen geben, bleibt der Versicherungsschutz bei der bisherigen Kasse solange bestehen, bis der Versicherungswechsel geklappt hat. Die medizinische Versorgung ist so immer gewährleistet.

Diesen Krankenkassen laufen die Mitglieder weg
Mehr Deutsche denn je versichern sich gesetzlich Rekord! Nie zuvor waren mehr Menschen in der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) versichert. 52.908.210 waren es zum 1.7., meldete gerade das Bundesgesundheitsministerium – 351.000 oder 0,6 Prozent mehr als noch zum Jahresende. Den Mitgliederzufluss haben die GKV dabei auch der guten Konjunktur und der steigenden Beschäftigung im ersten Halbjahr 2014 zu verdanken. „Ein satter Zuwachs“, kommentiert da auch der Dienst für Gesellschaftspolitik (dfg) – der sich jedoch nicht auf alle Kassen gleichermaßen verteilt. Denn den Löwenanteil an neuen Mitgliedern heimsten einige wenige ein. Andere Kassen mussten sogar einen Mitgliederschwund verkraften. Welche Kassen besonders gut abgeschnitten haben und wer besonders schlecht davongekommen ist. Quelle: dpa
Absoluter Gewinner: TKMehr als 192.000 Neumitglieder und damit mehr als die Hälfte des gesamten GDV-Mitgliederzuwachses kann die Techniker Krankenkasse verbuchen. Das macht die Kasse auch zur „Nummer ein nach Köpfen“ und verhilft den Ersatzkassen – dazu gehören neben der Techniker Krankenkassen zum Beispiel auch die Barmer und die DAK – insgesamt zu mehr als 20 Millionen Mitgliedern. Quelle: dpa
Wieder nur Zweiter: AOKDank der starken Techniker Krankenkasse verpasst es die Familie der Ortskrankenkassen (AOK) trotz rund 93.000 neuer Mitglieder erneut, weiter auf die Ersatzkassenfamilie aufzuschließen. Die AOK Bayern und AOK Baden-Württemberg haben nach der Techniker Krankenkasse die meisten Neumitglieder für sich gewinnen können – jeweils um die 30.000. Dennoch kommt die AOK-Familie insgesamt nur knapp über die 18.300-Mitglieder-Marke. Quelle: dpa
Neue Stärke: BetriebskrankenkassenAuch die Betriebskrankenkassen konnten im ersten Halbjahr 2014, was die Mitglieder angeht, zulegen. Die BKK-Familie – im Verband tummeln sich derzeit 94 Anbieter – ging mit einem Plus von fast 52.000 Mitgliedern aus dem Rennen und knackt damit die 8,5-Millionen-Marke. Am meisten konnten die BKK Mobil Oil und die Debeka BKK zum Erfolg beitragen. Quelle: obs
Gutes Ergebnis: InnungskrankenkassenTraditionell versichern sich immer noch vor allem die Handwerker bei den Innungskrankenkassen. Auch diese Kassen-Familie hat in den ersten sechs Monaten des neuen Jahres in Sachen Mitgliedern zugelegt. 20.400 neue Versicherte kamen hinzu. Knapp die Hälfte dieses Zuwachses verdanken die IKK der IKK classic (plus 9.265). Mit dem Ergebnis hält die Kassenfamilie konstant die Marke von vier Millionen Mitgliedern.  Quelle: dpa
Hier sterben die Kunden II: Diese Versichererfamilien leiden besondersZwei Gruppen von Versicherern leiden derzeit grundsätzlich an Mitgliederschwund: Die sogenannten Industriekassen, deren traditionelle Branchen langsam aussterben – etwa Kohle, Stahl oder Landwirtschaft. Oder betriebsbezogene Kassen (BKKen): Hier sind die bröckelnden Mitgliederzahlen Ausdruck des wirtschaftlichen Niedergangs der jeweiligen Trägerunternehmen.  Quelle: dpa
Diese Kassen haben „nach Köpfen“ verlorenStark verloren haben zum Beispiel die Deutsche BKK (Minus 3793 Mitglieder), die BKK vor Ort (Minus 1915 Mitglieder), die BKK Essannelle (Minus 1869 Mitglieder) oder die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (Minus rund 1700 Mitglieder). Fotoquelle: Screenshot der Internetseite Quelle: Screenshot

Die Kündigung muss schriftlich erfolgen. Musterschreiben dazu gibt bei Verbraucherschützern im Internet. Wer ganz sicher gehen will, schickt sie per Einschreiben mit Rückschein oder gibt sie persönlich ab.

Etwas aufwendiger ist das Ausfüllen des Mitgliedsantrags für die neue Krankenversicherung. Antragsformulare stellen die Krankenkassen auf ihren Internetseiten zur Verfügung. Zum Ausfüllen sollten Wechselwillige ihre Sozialversicherungsnummer und die Adresse ihres Arbeitsgebers zur Hand haben.

Fünf Mythen der Krankenversicherung (Quelle: Bain)

Für die kostenlose Mitversicherung von Ehepartnern oder Kindern sowie für Selbstständige sind eigene Antragsformulare auszufüllen. Die Kündigungsbestätigung der alten Krankenversicherung können Antragsteller gleich mitschicken oder vor Vertragsbeginn nachreichen.

Gutverdiener profitieren am meisten

Ein Versicherungswechsel lohnt sich finanziell vor allem für Versicherte mit hohem Einkommen - etwa für freiwillig gesetzlich Versicherte. Bei ihnen wirkt sich ein um ein paar Zehntel Prozentpunkte niedrigerer Beitragssatz am deutlichsten aus.

Vergleichsportale wie etwa krankenkasseninfo.de oder gesetzlichekrankenkassen.de sind daher eine gute Möglichkeit, vor einer Kündigung die genaue Ersparnis zu berechnen und um sich über mögliche Boni für gesundheitsbewusstes Verhalten zu informieren. Für Empfänger von Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe ist ein Wechsel hingegen witzlos. Ihre Zusatzbeiträge übernehmen staatliche Behörden.

Diesen Krankenkassen sterben die Kunden weg
Krankenkassenkarten Quelle: dpa
Steine mit Aufschriften Quelle: dpa
Schriftzug der AOK Quelle: dpa
Grafik des Dienstes für Gesellschaftspolitik Quelle: Handelsblatt
Screenshot der Internetseite der G&V BKK Quelle: Handelsblatt
Screenshot der Internetseite der BKK Phoenix Quelle: Handelsblatt
Screenshot der Internetseite der BKK Medicus Quelle: Handelsblatt

Zumindest haben die Reformen der vergangenen Jahre massiv dazu beigetragen, dass sich der Markt konsolidiert und die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen deutlich zurückgegangen ist. Noch vor zehn Jahren gab es 267 gesetzliche Kassen, vor 20 Jahren waren es sogar 960. Daran gemessen ist ein Kassenvergleich heute vergleichsweise einfach.

Fusionen und Übernahmen von Kassen sollten dabei helfen, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Davon ist bislang nicht viel erkennbar. Einige Experten erwarten daher, dass die Zahl der Krankenkassen in den kommenden Jahren noch bis auf 50 sinkt. Für die Versicherten dürfte so zumindest die Auswahl einer neuen Krankenkasse besser gelingen - wenn sie sich nicht durch einen Zusammenschluss von ganz alleine ergibt.

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