Die Probleme Chinas sind hausgemacht. "Das Kreditwachstum der Volksrepublik ist gigantisch, wenn nicht besorgniserregend", so das Brokerhaus Lynx. Experten sprechen davon, dass China die gleichen Symptome aufweist, die Japan, die USA und Europa vor ihren jeweiligen Finanzkrisen zeigten: einen enormen Fremdfinanzierungsgrad, Tendenzen zur Bildung einer Immobilienblase und einen Rückgang des Wirtschaftswachstums.
Dreh- und Angelpunkt aus Sicht der Investoren ist daher nun die Zentralbank. Sie will die Kreditvergabe eindämmen und weigert sich deshalb, neue Banknoten zu drucken oder den Zins zu senken. Es sei genügend Geld im Umlauf, argumentiert sie. Die Institute sollten ihre Liquidität besser steuern und vorsichtiger Kredite vergeben. Die Analysten von Bantleon hoffen aber so wie viele andere Marktbeobachter nach den Erfahrungen der Vergangenheit, dass die von der Regierung gesteuerte Zentralbank nur so weit geht, dass sie die grundlegenden Wachstumskräfte nicht ernsthaft gefährdet.
Vor wenigen Tagen erst enttäuschten Zahlen zu Produktion, Auftragsentwicklung und Beschäftigungsentwicklung. Insbesondere die Aufträge aus dem Ausland, so die Analysten des Anleihemanagers Bantleon, waren bei der Präsentation des chinesischen Einkaufsmanagerindex auf das Niveau von Anfang 2009 zurückgefallen. Von der Erwartung einer dynamischen Erholung in China müsse man sich daher offensichtlich verabschieden, heißt es weiter. "Der beispiellose Rückgang der Exportaufträge unterstreicht die enormen externen Probleme, mit denen China zu kämpfen hat", sagt UniCredit-Analyst Nikolaus Kreis. "Auch die immer noch nicht überzeugende Binnennachfrage und der zunehmende Druck, Lagerbestände abzubauen, belasten das verarbeitende Gewerbe."
Die Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Wachstumsprognose für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft in Reaktion auf die angespannte Situation im Finanzsektor bereits gesenkt. Für 2013 erwarten deren Analysten nur noch ein Wachstum von 7,4 Prozent. Das wäre noch weniger als im Vorjahr, als die chinesische Wirtschaft mit einem Plus von 7,8 Prozent schon so wenig zugelegt hatte wie seit 13 Jahren nicht mehr. „Die Landschaft in China ist dabei, sich komplett zu verändern“, sagt Esser. Langfristig werde es eine Bewegung hinzu niedrigeren, aber gleichzeitig nachhaltigeren Wachstumsraten geben.