Sicher, die Lage auf dem Häusermarkt ist auch in Florida besser geworden. Für Hausbesitzer, die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen können, gäbe es mehr Hilfen als früher, berichtet LeeAnn Robinson, Geschäftsführerin der Non-Profit-Organisation Neighborhood Housing Services in Südflorida. Auch seien die Banken kooperativer bei der Refinanzierung. Robinson und ihre 60 Mitarbeiter versuchen, Zwangsvollstreckungen zu verhindern, und verhandeln mit Banken, um Ratenzahlungen und Kredite neu zu berechnen.
Aber viel zu lange habe sich die Obama-Regierung darauf verlassen, die Banken würden die Hypothekenraten für diejenigen senken, die ihr Haus nicht mehr abbezahlen könnten, sagt Robinson. Immerhin: Im Februar hat sich die Regierung mit fünf großen US-Banken auf Hilfen für gefährdete Hausbesitzer geeinigt. Die Finanzinstitute stellen 26 Milliarden Dollar für Hausbesitzer zur Verfügung, deren Hypothek höher ist als der Wert ihres Hauses. Sie sollen entweder eine günstigere Neufinanzierung oder einen Schuldenschnitt erhalten. Für Florida sind 300 Millionen Dollar aus diesem Topf vorgesehen.
Viele Zwangsversteigerungen
Immer noch ist Florida mit einem Wert von elf Prozent der US-Staat mit dem höchsten Anteil an Häusern, die vor der Zwangsversteigerung stehen. Dahinter folgen New Jersey, New York, Illinois und Nevada, wie Berechnungen der Unternehmensberatung Core Logic zeigen. Im Ranking der Bundesstaaten, in denen die meisten Zwangsvollstreckungen stattfinden, liegt Florida mit 92.000 auf dem zweiten Platz nach Kalifornien (100. 000). Das sind dreimal mehr als im nationalen Durchschnitt.
Die größten Infrastruktur-Mängel in den USA
Das Straßenbild der USA ist gezeichnet von Schlaglöchern und Rissen im Asphalt. 36 Prozent der Autobahnen sind durchweg überlastet.
Der Zug gilt in den USA als unzuverlässiges Fortbewegungsmittel. Reisende erreichen ihr Ziel nur bei 77 Prozent der Fahrten pünktlich. Zum Vergleich: in Europa sind es 90 Prozent. Außerdem gibt es kein gut ausgebautes Hochgeschwindigkeitsnetz. Schnellzüge fahren somit im Schnitt nur 115 Kilometer pro Stunde.
Auch bei Flügen ist in den USA mit Verspätungen zu rechnen. Die Flughäfen sind überaltert und überlastet. Drei Prozent der Start- und Landebahnen sind im schlechten Zustand.
Einige der Brücken in den USA gelten nicht nur als überaltert, sondern als gefährlich. Von rund 600.000 Brücken sind 160.000 einsturzgefährdet.
Auch die Staudämme der USA weisen Sicherheitsmängel auf. Ihr Durchschnittsalter beträgt 51 Jahre. Erschreckend sind die Wartungsverhältnisse: In Texas kommen auf 7400 Staudämme lediglich sieben überwachende Ingenieure.
Für die Sanierung von Schulgebäuden investieren die USA zu wenig. Im Jahre 2005 fand der Unterricht von 37 Prozent aller Schulen in improvisierten Klassenräumen aus Fertigbauteilen statt.
Das Stromnetz der Vereinigten Staaten ist marode. Das Risiko von Stromausfällen, verursacht durch Stürme und herabfallende Äste, ist so groß, dass Elektrizitätswerke den US-Bürgern zum Kauf eines eigenen Generators raten.
Die Wasserleitungen der USA zeichnen sich durch ihr Alter von 60 Jahren und die Defekte aus. Knapp 30 Millionen Liter Wasser versickern täglich in der Erde. Auch die Wasserwerke sind veraltet und sanierungsbedürftig.
Wer das nicht glauben mag, sollte sich ein paar Straßenzüge von Downtown Miami und den Luxushochhäusern wegbewegen. Hier liegt das überwiegend von Schwarzen und Latinos bewohnte Viertel Overtown. Die Gegend gehört zu den ärmsten in Miami, in vielen Straßenzügen sind die Häuser verlassen und verbarrikadiert. Die Kriminalität ist hoch, die Arbeitslosigkeit auch; Filmaufnahmen aus Overtown laufen bei YouTube unter der Rubrik „Ghetto Trip“. Aktivistin Rodriguez: „Hier geht es in manchen Gegenden zu wie in Lateinamerika.“
Dass es künftig in Amerika weniger Viertel wie Overtown gibt, wird eine zentrale Aufgabe für den neuen Präsidenten sein – egal, ob er Obama oder Romney heißt.