Das geht ja gut los. Der Busfahrer weiß, was Sicherheit bedeutet. „Auch im Bus muss sich jeder anschnallen“, tönt er vor Beginn der Rheinland-Pfalz-Tour der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU, Julia Klöckner, ins Mikrofon. „Und setzen Sie sich hin statt im Gang zu stehen.“
Klöckner, früher Staatssekretärin für Verbraucherschutz im Bund und heutige Oppositionsführerin in Mainz, wird an diesem Tag mit Politikern, Wirtschaftsleuten, Bürgern und Journalisten in der Pfalz herumtouren. Ihre Termine kreisen dabei um Wirtschaft und Sicherheit. So hat sie es angekündigt. Mit dem rheinland-pfälzischen CDU-Spitzenkandidaten für den Bundestag, Patrick Schnieder, hat Klöckner eine Botschaft: Angesichts von Terrorgefahr und wackliger Weltlage will sie kundtun, was alles gut läuft in diesem Land. Der Verunsicherung begegnen und Unternehmer loben - das ist klassisches Unions-Terrain, weiß sie.
Klöckner besucht Obst- und Gemüsebauern in Mutterstadt, die täglich ihre Ware umfangreich auf Schadstoffe und Grenzwerte testen müssen. Und sie geht zum IT-Sicherheitsunternehmen „8com“ in Neustadt an der Weinstraße, das Firmen gegen Hacker hilft.
Klöckner und Schnieder hören zu, versprechen aber wenig. Trotz des Wahlkampfes. Das scheint angesichts der komfortablen wirtschaftlichen Lage zu funktionieren, die Arbeit der Kanzlerin bekommt bei Umfragen gute Noten. Beide bleiben aber ungenau wie der Bundestags-Wahlslogan der CDU für „ein Land, in dem wir gut und gerne leben“.
Erste Station: Bei der Vermarktungsgenossenschaft Pfalzmarkt in Mutterstadt liefern gut 200 Bauern Radieschen, Karotten, Beeren oder Äpfel an. Ihnen gehört auch die Vermarktungsgenossenschaft, die 250.000 Tonnen Obst und Gemüse im Jahr in den Handel bringt – zu Supermärkten und Discountern. Jede Lieferung wird genau auf chemische Rückstände und Verunreinigungen getestet, es ist ein großer Aufwand.
Die Bauern fühlen sich gegenüber billigerer Konkurrenz aus Spanien benachteiligt. Die hätten weniger strenge Regeln. Egal ob ein Supermarkt den Pfälzern viel oder wenig von einer Frucht abnimmt, jedes Mal kostet das die Erzeuger mindestens 220 Euro je Probe. Mancher große Discounter wie Aldi verlangt noch mehr – niedrigere Grenzwerte oder andere Stoffe als vom Gesetz vorgegeben etwa. Skandale wie die um Fibronil-versetzte Eier halten die Pfälzer Genossenschafter bei ihrem Prüfsystem für unmöglich. Gemüsebauer Hermann Reber legt Wert darauf, dass bei regionalen Erzeugern viel leichter nachprüfbar sei, was dann bei Verbrauchern auf dem Tisch lande. „Doch auch wenn alle sagen, sie wollen regionale Ware kaufen, entscheiden sie am Ende meist doch nur nach dem Preis“, sagt er. Lieber billige Importware als die pfälzische also.
Das ist das eigentlich drängende Thema für die Landwirte: Die Verbraucher als Schnäppchenjäger an der Supermarkttheke und knallharte Einkäufer der großen Handelsketten, die den Bauern Preise diktieren. „Wer kann denn einen Kohlrabi für 20 Cent kostendeckend anbieten?“, ruft einer dazwischen. Mehr gebe es oft nicht und vernichten könne er seine Ware doch nicht. Die Bauern geben Klöckner mit, die solle die Verbraucher einmal „maßregeln“, weil die nur noch billiger wollten. Die CDU-Frau lacht: Sie könne höchstens „sensibilisieren“ für die wichtige Arbeit der Bauern.