Ihr Parteikollege Bernd Riexinger hat jüngst Sanktionen gegen die pro-westliche Führung der Ukraine gefordert. Einverstanden?
Es geht nicht um Sanktionen, sondern darum, einer Regierung, in der eine offen faschistische und antisemitische Partei drei Minister stellt und die in der Ostukraine Krieg gegen die Bevölkerung führt, nicht noch mit Hilfskrediten unter die Arme zu greifen. Der Chef der Swoboda ruft offen zu Gewalt gegen Russen und Menschen jüdischen Glaubens auf. Eine solche Regierung zu unterstützen, finde ich skandalös.
Die ukrainische Führung sollte kein Geld bekommen?
Richtig. Die Hilfsgelder sollten gestoppt werden. Man sollte eher darauf hinwirken, dass die Raubvermögen der ukrainischen Oligarchen an die Bevölkerung zurückgegeben werden. Da liegt genügend Geld, um die ukrainischen Finanzprobleme zu lösen.
Braucht Europa eine EU-Armee wie es Ihr Parteikollege Gregor Gysi ins Spiel gebracht hat?
Die EU hat doch längst militärische Einheiten. Und die dienen nicht der Verteidigung, sondern sollen als Interventionstruppen auf anderen Kontinenten eingesetzt werden, etwa um den Zugang zu bestimmten Rohstoffen abzusichern. Tatsächlich sehe ich niemanden, der die EU mit einem militärischen Angriff bedroht.
Also keine EU-Armee bei gleichzeitiger nationaler Abrüstung?
Wir brauchen Abrüstung auf nationaler und auf EU-Ebene. Entscheidend ist auch, endlich Rüstungsexporte zu verbieten. Deutschland liefert Panzer und Handfeuerwaffen in Diktaturen, und wundert sich dann, wenn sie irgendwann dort gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Das ist verantwortungslos.
Zurück zur Bundespolitik. In Wahlumfragen liegt die Linke in Thüringen vor der SPD. Eine rot-rote Landesregierung, eventuell mit den Grünen, scheint realistisch. Was bedeutet die Landtagswahl in Thüringen im September für die Zukunft der Partei?
Zunächst kämpfen wir für ein starkes Wahlergebnis. Sollte es für Rot-Rot-Grün oder Rot-Rot reichen, werden wir der SPD Verhandlungen über eine Koalition unter einem linken Ministerpräsidenten anbieten. Wenn die SPD da wieder kneift und in eine große Koalition flüchtet, wird hoffentlich jeder SPD-Wähler begreifen, dass diese Partei sich mit ihrer Rolle als CDU-Anhang abgefunden hat.
Würden Sie Rot-Rot-Grün auf Bundesebene dann ausschließen?
Eine SPD, die immer wieder an die Seite der CDU flieht, hat keinen sozialen Anspruch mehr. So werden wir uns sicher auch auf Bundesebene nicht näher kommen.