Europäische Union Diese Staaten wollen noch in die EU

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Warum die Türkei unter Erdogan kein EU-Mitglied wird

„Alle Länder des Westlichen Balkans streben nach wie vor eine Vollmitgliedschaft in der EU an“, sagt Wohlfeld. Trotz ihrer aktuellen Krisen werde die EU in der Region immer noch mit wirtschaftlichem Aufschwung und Wohlstand gleichgesetzt und so erhoffen sich die Staaten daraus einen gesteigerten Handel, Direktinvestitionen und finanzielle EU-Unterstützungen – und damit einen wirtschaftlichen Sprung nach vorne. Dass diese Ziele und Wünsche nach wie vor in hohem Maße mit der EU verknüpft werden, liegt auch daran, dass die wirtschaftlich schwachen Staaten in der Region kaum eine Alternative haben: Auch wenn Russland, insbesondere in Serbien versucht, seinen Einfluss geltend zu machen, hat es dem Land ökonomisch kaum etwas zu bieten“, sagt Wohlfeld.

Türkei: Lichtjahre vom Beitritt entfernt

Die Beziehungen zwischen der Türkei und der Europäischen Union sind seit Jahren angespannt. Seit 2005 laufen zwar Beitrittsverhandlungen, das Land hat sich seitdem aber eher von der EU wegbewegt, auch wegen Angela Merkels „privilegierter Partnerschaft“, mit der die Bundeskanzlerin die Türkei über Jahre auf Abstand hielt.

Problematisch sind heute eine ganze Reihe von Punkten im Türkei-EU-Verhältnis: Ankara erkennt religiöse Gruppe nicht als Minderheiten an, verfolgt sie teilweise, die Meinungsfreiheit wird nicht geachtet, Proteste gewaltsam niedergeschlagen. All diese Punkte machen einen Beitritt zur Europäischen Union auf absehbare Zeit unmöglich. „Offiziell hält die Türkei am EU-Beitritt fest“, sagt Politikwissenschaftler Burak Çopur von der Universität Duisburg-Essen. „Eine auf Machtausgleich setzende EU wäre für Präsident Erdogans Großmachtfantasien aber ein Klotz am Bein", sagt der Türkei-Experte.

Im Zuge der Flüchtlingskrise sind die Türkei und EU zuletzt wieder särker zusammengerückt. Die Türkei verpflichtet sich, die nach Griechenland über die Ägäis kommenden Flüchtlinge zurückzunehmen. Die EU hingegen nimmt syrische Flüchtlinge aus der Türkei auf und überweist mehrere Milliarden Euro nach Ankara. Dennoch ist Politikwissenschaftler Burak Çopur überzeugt: „Es wird unter Erdogan keinen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union geben.“

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