Medizin-Apps So funktioniert der Gesundheits-Check per Smartphone

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Apps zur Behandlung

Wenn dagegen eine Techniker Krankenkasse (TK) Apps anbietet, will sie sich damit sicher bei ihren Mitgliedern als moderner Anbieter präsentieren. Aber ihr ist auch das Interesse zu unterstellen, den Nutzern helfen zu wollen – schließlich kosten gesunde Versicherte weniger. So gibt es etwa von der TK die Allergie-App Husteblume, die Pollenwarndienst und Tagebuch verbindet. Andere erklären die Diagnosen, die der behandelnde Arzt nur als Ziffernschlüssel notiert.

Medizinprodukt Tinnitracks

Selbst an die Behandlung von Krankheiten wagt sich die TK mit der gerade gestarteten App Tinnitracks: Sie hilft Menschen mit Tinnitus, das nervtötende Piepen im Ohr auszublenden. Zuerst ermittelt der Arzt die Tonfrequenz des Martertons. Dann filtert die App sie aus der Lieblingsmusik des Patienten heraus, der er via Handy lauscht. Der Trick: Das regelmäßige Hören gefilterter Musik beruhigt die Nervenzellen und lindert die Tinnitus-Qual.

3. Was passiert mit den Daten?

Weitere Tücken lauern bei der Datensicherheit, wenn intime Infos durchs Datennetz gejagt und bei App-Anbietern ausgewertet werden, sagt Informatiker Albrecht: „Die Entwickler müssen Sorge tragen, dass die Daten verschlüsselt sind.“ Fragwürdig sei, wenn ein Digi-Doc Daten für Werbezwecke sammelt, ohne darüber zu informieren. Gerade einmal vier Prozent der von Kramer untersuchten Diabetes-Apps verfügten aber über eine Datenschutzerklärung.

Was Smartphones alles messen können
KalorienEin paar Pfunde verlieren oder den Cholesterinspiegel in den Griff bekommen - wer wirklich gesund leben will, muss sich gut ernähren.MyFitnessPal (iOS, Android, Blackberry, Windows Phone) MyFitnessPal ist nicht nur eine App sondern eine ganze Community, die sich rund um das Thema Abnehmen dreht. Hier kann man sich ein Profil erstellen und darin abspeichern, was, wann wo gegessen wurde. Der Vorteil an der Gruppe: Der User kann sich mit anderen vergleichen und wird so extra angespornt. In die App integriert ist auch ein Sport-Tool, dass einem je nach Länge der Aktivität anzeigt, wie viele Kalorien man wieder verbaucht hat. Kaloriencheck (iOS)Die App zeigt mit einem Mouse-Klick an, wie viele Kalorien in dem Essen stecken. FoodNavi (iOS)FoodNavi hilft dabei den Überblick über die eigenen Ernährung zu behalten und zeigt in Diagrammen an, wie viele Milchprodukte, wie viel Obst und wie viele Kohlenhydrate der User schon zu sich genommen hat. Quelle: REUTERS
Blutdruck und PulsWenn der Blutdruck Achterbahn fährt, gilt es Ruhe bewahren und vor allem den eigenen Körper genau im Auge behalten. Dabei helfen etliche Tools.Blutdruck Daten (iOS, Android) Der digitale Blutdruck-Pass erfasst alle Blutwerte, die mit einem extra Gerät gemessen werden müssen. Das Tool ist kostenlos.Blutdruck+Puls Grapher (iOS und Android) Ganz ähnlich funktioniert der Grapher. Hier können nicht nur die Blutdruckwerte, sondern auch die Ernährung des Tages sowie die jeweiligen Tagesaktivitäten eingetragen werden. Zum Beispiel "Fußball auf dem Sofa mit einer Tüte Chips".Ithlete (iOS, Android) Der Brustgurt Ithlete misst den Puls beim Sport machen: Ganz gleich ob beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen. Die Ergebnisse der Messung werden direkt auf die App überspielt. Quelle: dpa
SchrittzählerWer den ganzen Tag im Büro sitzt, kennt das Problem: Man bewegt sich viel zu wenig. Wie schlimm es um einen wirklich bestellt ist, zeigen Schrittzähler an. Diese dokumentieren wie viele Schritte der einzelne pro Tag absolviert.Pedometer (iOS und Android) Von Runtastic stammt der Pedometer. Die App nutzt den Beschleunigungssensor des Smartphones, um die Anzahl der Schritte zu ermitteln. Die Distanz und die Zeit der Aktivität werden am Ende übersichtlich angezeigt. Das Smartphone kann überall am Körper getragen werden.Ultimate (iOS) Apple-User können auch Ultimate nutzen. Der Schrittzähler misst die Bewegung via GPS. Quelle: dpa
JoggenWie die Schrittzähler funktionieren auch andere Tools für das Laufen - vom leichten Joggen bis zum Marathontraining. Hinter den beiden Apps steht jeweils eine Community mit Personen, die sich zum Thema austauschen und auch gegenseitig anfeuern.Runtastic (iOS, Android, Blackberry, Windows Phone, Bada) Eine der beliebtesten Trainings-Apps ist Runtastic. Via GPS wird der Verlauf der Jogging-, Fahrrad- oder Skaterstrecke gespeichert und innerhalb der Plattform hochgeladen. Wer möchte, kann nach dem Lauf auch sein Ergebnis bei Facebook oder Twitter hochladen. Außerdem bietet das Tool die Möglichkeit gegen die eigenen Leistung oder die anderer anzutreten. Auch einfache Gymnastik-Trainings oder Yoga-Übungen lassen sich manuell hinterlegen. Runkeeper (iOS und Android)Ganz ähnlich funktioniert Runkeeper. 17 Millionen Menschen nutzen nach Anbieter-Angaben die App weltweit. Quelle: dpa
SchlafSo verrückt es klingt, immer mehr Menschen verfolgen ihren Schlaf genau. Wie oft wird man wach? Wie viele Stunden Schlaf bekomme ich in der Woche. Sleep101 (iOS)Die App des Anbieters Zeo verfolgt genau wie lange und wie gut ein User schläft. Ein integrierter Wecker weckt genau in dem Moment, in dem eine Tiefschlafphase vorbei ist. ElectricSleep (Android)Eine Alternative für Android-Nutzer ist die App ElectricSleep, die ebenfalls von Zeo auf den Markt gebracht wurde. Quelle: dpa
StimmungEinfach mal messen, wie es einem so geht. Auf dem Markt gibt es zig Tools, die einem dabei helfen. Eine Empfehlung:Mood Panda (iOS und Android) Ein kleiner Panda ist der Begleiter durch den Tag. In der ansprechend gestalteten App können Stimmungsschwankungen genau festgehalten und visualisiert werden. Einzelne Ereignisse lassen sich auch auf Twitter oder Facebook verbreiten. Quelle: dpa
ZeitWie gerne würde man einmal die Zeit zurückdrehen können - viel zu schnell scheint sie an manch Tagen zu vergehen. Dabei müsste man sich viel häufiger die Frage stellen, was man eigentlich den ganzen Tag tut, was einem so sehr die Zeit raubt. Dabei hilft der:Rescue Time (Android) Wie lange habe ich E-Mails gelesen, wie lange im Internet gesurft und wie lange telefoniert. Den eigenen Tagesablauf genau zu messen, kann sinnvoll sein. So lässt sich ganz einfach herausfinden, an welchen Stellen des Tages Zeit vergeudet wurde. Das tolle daran: Das Programm läuft im Hintergrund des Smartphones und speichert so alle Verhaltensweisen. Quelle: dpa

Der praktische Rat von Karen Walkenhorst, zuständig für Versorgungsinnovation der TK, lautet daher: „Stutzig werden sollte jeder, wenn eine Blutdruck-App den Familienstand oder das Einkommen wissen will.“ Und der Medizinjurist Dierks empfiehlt: „Immer wenn eine App nichts kostet, sollten Sie sich fragen, ob Sie eigentlich der Kunde – oder die Ware sind.“

Wer im App-Dschungel übrigens auf Hilfe der Politiker hofft, wird lange warten müssen. Zwar hat der Bundestag nach fast 20 Jahren Debatte über Telemedizin und elektronische Gesundheitskarte nun endlich ein E-Health-Gesetz beschlossen. Doch das regelt nur den sicheren Austausch von Patientendaten innerhalb des klassischen Gesundheitssystems. Der freie digitale Markt bleibt weiter völlig unreguliert. Die Patienten würden alleingelassen, schimpft Markus Müschenich, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Internetmedizin: „Die Vorlagen stammen wohl noch aus einer Zeit, als es keine Smartphones gab.“

Wo Sie die besten Tipps zu Medizin-Apps finden

Tests: Die umfangreichste deutsche Datenbank bietet die Plattform HealthOn

Fragenkataloge: Um sich selbst über Nutzen und Risiken von Apps klar zu werden, können Interessierte die Fragebögen von HealthOn sowie der Techniker Krankenkasse nutzen.

Checklisten: Welche Angaben App-Produzenten liefern sollten, haben das Aktionsforum Gesundheitsinformationssysteme sowie das Peter L. Reichertz Institut zusammengestellt.

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