So bietet der private Helios-Kliniken-Konzern schon seit vier Jahren bundesweit Manager-Checks in seinen Kliniken oder mehrtägige Seminare über gesunden Lebensstil in „Gesundheitsresorts“ an der Ostsee und im Allgäu an, exklusiver Service inklusive. Der reine medizinische Basis-Check-up für einen gesunden 35-Jährigen kostet rund 600 Euro in der Klinik. Birgit Hildebrandt, Medizinische Leiterin des Helios Prevention Centers, erklärt, wie Helios – und andere Konkurrenten – auf Akquise gehen: „Wir sprechen gezielt die Personaler und verantwortlichen Ärzte mittelständischer und großer Unternehmen an.“
Zügig und Effizient
Binnen eines Tages soll der Mitarbeiter durchgetestet werden, absolute Anonymität gewahrt bleiben, das Ambiente soll angenehm und die Qualität standardisiert sein. In der Regel wird das 2,3-Fache der Gebührenordnung für Ärzte abgerechnet, das entspricht den Kosten, die auch die private Krankenversicherung übernehmen würde. Privat Versicherte, die auf eigene Rechnung einchecken, bekommen das Geld in der Regel erstattet.
Doch bei der Qualität und ihrer Kontrolle hakt es bei manchen Anbietern aus Sicht von Edmund Beltz, Chef der in der Branche gut beleumundeten Beltz Medical Diagnostik Klinik in Ulm. „Wir erleben einen Zustrom der Enttäuschten. Eine gute Check-up-Klinik kann belegen, dass alle ihre Ärzte das gleiche Programm fahren und deren Diagnosen ständig von einem fachlichen Beirat überprüft werden. Das ist aber nicht die Regel.“ Ob sich Ungenauigkeiten oder Fehler häuften, falle aber nur durch eine externe Kontrolle auf, so der Präventivmediziner.
Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Deutsche Lufthansa Untersuchungen vom eigenen medizinischen Dienst machen lässt, statt sie an eine Klinik auszulagern. Die Airline bietet ihren nicht fliegenden Managern sowie außertariflichen Angestellten alle zwei Jahre einen Check-up an. Der medizinische Dienst punkte mit der Kenntnis der jeweiligen Arbeitsplätze und ihrer Beanspruchung, sagt sein Leiter in Frankfurt, der Medizinprofessor Jürgen Graf.
Knackpunkt bei Inhouse-Checks noch mehr als bei außerhäusigen ist aus Mitarbeitersicht der Datenschutz. Nur wenn der zu 100 Prozent gesichert ist und der Chef nicht am nächsten Tag ein indiskretes Memo bekommt, werden interne Angebote angenommen (siehe Interview Seite 68).
Der Mittelständler Festo aus dem schwäbischen Esslingen setzt auf das Beste aus beiden Welten. Matthias Kolb, Leiter der Abteilung Human Resources: „Für unsere generell freiwillige Vorsorge arbeiten wir mit unserem Werksarzt, aber auch mit niedergelassenen Ärzten und Sportinstituten rund um Stuttgart zusammen. Grundsätzlich werden keinerlei Diagnosen übermittelt.“ Rund 90 Prozent der Mitarbeiter nutzen das Angebot. „Für jeden außertariflichen oder leitenden Mitarbeiter stehen binnen fünf Jahren 1300 Euro zur Verfügung“, sagt Kolb. „Pro Jahr stellen wir dafür 200 000 Euro bereit – zusätzlich zu den 125 000 Euro für die betriebliche Gesundheitsvorsorge für alle Mitarbeiter.“