Diäten helfen nicht Warum wir immer dicker werden

Aktuelle Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Deutschen sind zu dick. Das schlägt auf die Gesundheit und die Budgets der Krankenkassen. Warum wir immer runder werden – und was wirklich gegen Bauchspeck hilft.

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So essen die Deutschen am liebsten
FleischDie Deutschen lieben Fleisch. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Bundesagrarministers Christian Schmidt (CSU) kommen bei vier von fünf Deutschen (83 Prozent) Fleisch und Wurst mehrmals in der Woche auf den Tisch. Quelle: AP
GeschlechtsunterschiedeBesonders Männer und Bürger aus den neuen Bundesländern bestehen auf ihr tägliches Schinkenbrötchen und ihr Schnitzel. Insgesamt ernähren sich Frauen gesünder als Männer. Schmidt sprach insgesamt von einem „eigentlich ziemlich guten Befund“. Gemeinsam mit Forsa-Chef Manfred Güllner bescheinigte der Minister den Deutschen bei ihrem Ess- und Konsumverhalten die Note 2 bis 3. Das Klassenziel sei erreicht, einige Werte müssten aber noch verbessert werden. Quelle: Fotolia
PastaLaut dem Ernährungsreport 2016 ist das Lieblingsgericht der Deutschen aber nicht Wurst oder Steak, sondern Pasta. Die dann vermutlich mit Hackfleischsauce. 35 Prozent nennen Spaghetti, Spätzle & Co als Lieblingsgericht. Quelle: AP
LieblingsessenWeitere Lieblingsgerichte nach Nudeln sind Gemüse- und Kartoffelgerichte (18 Prozent) sowie Fischgerichte (16). Salat bezeichneten 15 Prozent als ihre Leibspeise, das Schnitzel nannten nur elf Prozent. Quelle: dpa
Vegetarier und VeganerNur drei Prozent der Deutschen verzichten ganz auf Fleisch und Wurst. Nur sechs Prozent der Frauen und lediglich ein Prozent der Männer geben an, nie Fleisch oder Wurst zu essen, wie aus von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) vorgelegten „Ernährungsreport 2016“ hervorgeht. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bio-LebensmittelIm Trend liegen eine artgerechte Tierhaltung sowie Regionales: Fast alle Befragten wären bereit, für Fleisch aus tiergerechter Haltung mehr zu zahlen. 86 Prozent der Verbraucher sind für ein besseres Einkommen der Landwirte. Etwas mehr als drei Viertel legen zudem Wert darauf, dass die Lebensmittel aus der Region kommen. Quelle: dpa
EinkaufenTrotz steigenden Angebots nutzt laut der Umfrage bisher kaum jemand (durchschnittlich weniger als 1 Prozent) die Möglichkeit, Lebensmittel im Internet zu bestellen und sich diese nach Hause liefern zu lassen. Aber jeder Fünfte nutzt das Smartphone und „googelt“ beim Einkauf. Trotzdem fühle sich aber auch fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) weniger gut bis schlecht informiert über die Lebensmittel, die sie kaufen. Quelle: dpa

Wer im öffentlichen Nahverkehr arbeitet, hat ein Problem. Bahnfahrer und Büroangestellte sitzen den ganzen Tag. Und das schlägt auf die Gesundheit. Rückenprobleme und Übergewicht sind die Folge. Doch nicht nur da. Der Krankheitsstand in deutschen Unternehmen ist in den vergangenen Jahren immer weiter angewachsen. Mittlerweile hat sich die Lage so zugespitzt, dass Unternehmen wie die Hamburger Hochbahn mit einem Gesundheitsprogramm an die Mitarbeiter herantritt.

Finanzierte Yoga- und Sportkurse für die 4500 Angestellten gehören hier ebenso zum Alltag wie Schulungen für Führungskräfte, Workshops für Berufseinsteiger und Kochkurse. Das Vorgehen des Unternehmens ist vorbildlich – und nicht ohne Eigennutz. Studien haben gezeigt, dass übergewichtige Menschen sich häufiger krank melden als normalgewichtige. „Die Krankentage von übergewichtigen Frauen sind laut Auswertungen von Krankenkassendaten sogar etwa doppelt so hoch“, sagt der Hamburger Diabetologe und Ernährungsmediziner Matthias Riedl.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht unter diesen Umständen für die Gesundheit in der Bundesrepublik schwarz. „2030 wird das deutsche Gesundheitswesen angesichts der Adipositas- und Diabeteswelle nicht mehr finanzierbar sein“, behauptete die Organisation bereits 2003 und untermauert die Prognose mit konkreten Zahlen:

  • Direkte Behandlungskosten für Adipositas lagen in der Bundesrepublik in Höhe von 85,71 Millionen Euro
  • Die indirekten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit oder Frührente bei immerhin 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro
  • Und der nationalen Produktivität gingen angeblich 500.000 Erwerbsjahre im Jahr verloren
  • Zudem gingen die Trendrechnungen der WHO davon aus, dass alleine bis 2020 mit einem Anstieg der Gesamtausgaben von mindestens 25,7 Milliarden Euro zu rechnen ist – und das alleine in Deutschland.

Die Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation sind mittlerweile über zehn Jahre alt. Das Problem hat sich seitdem aber eher verschärft. Zwar ist die Zahl der Übergewichtigen zwischen 1998 und 2012 laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts gesunken. Dafür werden die Adipösen, also mit einem Body-Maß-Index (BMI) von über 30, immer mehr.

Wie sich der BMI berechnet

Die Zahlen hierzulande entsprechen inzwischen denen der USA. Gemeinsam mit Großbritannien und Finnland führen die Deutschen die Ranglisten der europäischen Dicken an. Gut ein Drittel der Bevölkerung hat ein leichtes, 14 Prozent ein deutliches Übergewicht.

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