Ebola-Forscher Stephan Günther "Übertragbarkeit von Viren zu ändern ist hochriskant"

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„Es fehlt an Personal und Ausstattung“

Werden das Virus und seine Mutationen denn kontinuierlich untersucht – so ähnlich wie bei Grippe- oder SARS-Viren?
Zum Teil. Als Koordinator eines europäischen Konsortiums haben wir im März als erste vor Ort in Guinea ein Untersuchungslabor aufgebaut. Aber dort werden Patientenproben lediglich daraufhin untersucht, ob die Menschen sich mit Ebola infiziert haben oder nicht. Dieses und die inzwischen dazu gekommenen Labors sind technisch nicht dafür ausgerüstet, das Genom der Viren aufzuklären. Wir haben die ersten drei Erbgut-Sequenzen des Ausbruchs im April veröffentlicht, und uns dann der Arbeit in Afrika gewidmet. Wir haben inzwischen aber zahlreiche Proben mit nach Hamburg gebracht und wollen jetzt zusammen mit anderen europäischen und afrikanischen Forschungsreinrichtungen anfangen, diese auf ihre Mutationen hin zu untersuchen. Eine große Zahl von Virussequenzen aus Sierra Leone wurde kürzlich von einer amerikanischen Gruppe veröffentlicht.

Die am häufigsten falsch behandelten Krankheiten
Platz 10: Uterus myomatosusKnapp zwei Drittel aller Fehler, die von den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer 2011 anerkannt wurden, ereigneten sich in Krankenhäusern. Auf Platz 10 der dort am häufigsten fehlbehandelten Krankheiten ist Uterus mymatosus. Dahinter verbergen sich Myome der Gebärmutter, die am häufigsten gutartigen Tumore bei Frauen. 21 Mal behandelten Krankenhaus-Ärzte diese Krankheit vergangenes Jahr falsch.Woran die zahlreichen Fehler in Krankenhäusern liegen, hat die WirtschaftsWoche bereits im April analysiert. Quelle: Fotolia
Platz 9: Gallenstein23 Mal wurden in Krankenhäusern vergangenes Jahr Gallensteine, also Cholelithiasis, falsch behandelt. Quelle: Fotolia
Platz 8: Oberflächliche VerletzungenWunden und Schrammen wurden 2011 in deutschen Krankenhäusern 26 mal falsch behandelt – womit sie auf Platz 8 landen. Bei Fehlbehandlungen in Arztpraxen erreichen oberflächliche Verletzungen Platz 10. Niedergelassene Ärzte behandelten sie nur zehn Mal falsch. Quelle: REUTERS
Platz 7: HandfrakturKnochenbrüche an der Hand behandelten Krankenhausärzte vergangenes Jahr 30 Mal falsch. Damit erreichen Handfrakturen Platz 7. Bei Fehlbehandlungen durch niedergelassene Ärzte erreichen Handfrakturen Platz 8. Sie behandelten diese Knochenbrüche 12 Mal falsch. Quelle: dapd
Platz 6: Schulter- und OberarmfrakturNur einmal mehr pfuschten Krankenhaus-Ärzte bei Brüchen an Schulter und Oberarm: Hier gab es 31 Fehlbehandlungen im Jahr 2011. Bei niedergelassenen Ärzten kommen Pfuschereien in diesem Bereich gar nicht in den Top 10 vor. Quelle: Fotolia
Platz 5: Unterschenkel- und SprunggelenkfrakturGanze 21 Mal häufiger wurden Brüche an Unterschenkel- und Sprunggelenken falsch therapiert. Hier gab es 2011 in deutschen Krankenhäusern 52 Fehlbehandlungen. In Praxen gab es bei Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen sogar mit 15 Fällen die zweithäufigsten Fehlbehandlungen. Quelle: dpa-tmn
Platz 4: OberschenkelfrakturMit 63 Pfuschereien in Krankenhäusern landen Oberschenkelfrakturen auf Platz 4. In niedergelassenen Praxen kommen Oberschenkelfrakturen nicht in den Top 10 der Fehlbehandlungen vor. Quelle: dpa

Könnte das auch hilfreich sein, um eine wirksame Impfung oder Therapie gegen Ebola zu entwickeln?
Leider nicht. Zusammen mit den Informationen, wie es den betroffenen Patienten ergangen ist, können solche Analysen uns lediglich Auskunft darüber geben, ob und welche genetischen Veränderungen auch Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben. Die meisten Mutationen bei Viren haben nämlich keinerlei erkennbare Effekte. Wir können außerdem im Labor prüfen, ob sich der Krankheitsverlauf in Tieren ändert oder ob die Antikörper, die für eine experimentelle Therapie zur Verfügung stehen, noch wirksam sind.

Sie kommen gerade aus Westafrika zurück. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um die Seuche einzudämmen?
Meine Kernkompetenz ist die Viren-Diagnostik, da müssten Sie eigentlich bei der Weltgesundheitsorganisation nachfragen. Aber aus all dem, was ich von den Ärzten und Helfern vor Ort höre, müssen wir die Menschen in den betroffenen Ländern noch stärker davon überzeugen, dass sie sich und ihre Familien vor dem Tod schützen, wenn sie ihre an Ebola erkrankten Angehörigen zu den Quarantänestationen bringen, anstatt sie zu Hause zu pflegen. Sonst wird die Ansteckungswelle nie unterbrochen. Dazu gehört aber auch, dass wir den Menschen in diesen Stationen auch wirklich medizinisch helfen.

Passiert das bisher denn nicht?
Nein, dazu fehlt es an geschultem medizinischem Personal und an technischer Ausstattung. Denn um einem Patienten beispielsweise die richtigen Medikamente zu geben, um seinen Körper zu stabilisieren, müssen Blutanalysen gemacht werden, um etwa den Kalium- oder Laktat-Gehalt festzustellen. Deshalb werden hierzulande auf einer Intensivstation mehrmals am Tag viele verschiedene Blutparameter gemessen. Wir planen gerade, unser Labor wenigstens mit einigen solcher Diagnose-Möglichkeiten aufzurüsten. Denn nur wenn viele Menschen die Quarantänestationen lebend verlassen, werden die Menschen auch freiwillig dorthin kommen.

Noch einmal kurz zurück zur globalen Bedrohung: Angenommen, Ebola bleibt weiterhin nur von Mensch zu Mensch als Schmierinfektion übertragbar. Wie groß ist aus Ihrer Sicht dann die Gefahr, dass die Seuche trotzdem von Afrika auf Europa oder USA übergreift?
Gleich Null. Natürlich kann man nicht ausschließen, das ein Infizierter einreist und es Kontakte gibt. Aber anders als in Westafrika, wo sie tage- und wochenlang nach den Kontaktpersonen suchen müssen, rechnen wir hier damit, dass sich Kontaktpersonen und Erkrankte melden und medizinisch betreuen lassen. Dann lässt sich die Ausbreitung der Krankheit zügig stoppen.

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