Tatsächlich ist die Herstellung eines Grippeimpfstoffs jedes Jahr eine logistische Meisterleistung. Denn das Gros der weltweit pro Jahr hergestellten rund 300 Millionen Dosen Grippeimpfstoff wird in befruchteten Hühnereiern produziert - eine Verfahrenstechnik, die über 50 Jahre alt und störanfällig ist. Dazu müssen zehn bis elf Tage alte bebrütete, aber weitgehend keimfreie Eier von speziellen Züchtern nach einem exakten Zeitplan in den Impfstoffwerken angeliefert werden. Dort werden die sogenannten Saatviren in die Eier gespritzt, die sich innerhalb von drei Tagen in den Eiern vermehren. Anschließend werden die Grippeviren geerntet, abgetötet, gereinigt und zum Grippeimpfstoff verarbeitet. Der gesamte Prozess dauert mindestens 18 Wochen. Und pro Ei lässt sich nur eine einzige Impfration ernten.
Jede Grippesaison sieht anders aus
Dabei muss jedes Jahr neuer Impfstoff produziert werden, denn er sieht in jeder Grippesaison anders aus. Dabei ist der Zeitdruck groß: Aus den weltweit grassierenden unterschiedlichen Grippevirentypen wählt eine Expertenkommission der Weltgesundheitsorganisation erst jeweils im Februar für die Nordhalbkugel drei Kandidaten aus, die dort voraussichtlich auf die größten Probleme bereiten werden. Aus diesen drei Virentypen setzt sich später der Impfstoff zusammen. Doch erst wenn die WHO ihre Wahl getroffen hat, können die Impfstoffhersteller damit beginnen, die Saatviren für die Impfstoffproduktion zu züchten. Die Eier müssen dann schon längst bestellt sein.
Dass Probleme bei den saisonalen Grippe-Impfstoffen auftreten ist daher eher die Regel als die Ausnahme. Dennoch ist der Schweizer Pharmakonzern Novartis beim aktuellen Störfall von der Sicherheit all seiner Grippeimpfstoffe überzeugt. „Wir schätzen, dass in der aktuellen Saison rund eine Million Dosen von unseren saisonalen Grippeimpfstoffen in Europa vorhanden sind, bisher ist von keinen negativen Zwischenfällen berichtet worden“, teilte der Konzern am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.