Es scheint schier unmöglich, dem Mann das Handwerk zu legen. Auch im Fall XCell ist es für Staatsanwalt Christoph Kumpa schwierig, die Chefs – Kleinbloesem und seine leitenden Ärzte – auf die Anklagebank zu bekommen.
Denn anders als die nun angeklagte Chirurgin kann Kumpa die eigentlich Verantwortlichen der dubiosen Firma nicht direkt mit den fatalen Eingriffen in Zusammenhang bringen. Um sie ebenfalls dingfest zu machen, müssen die Strafverfolger sämtliche alten Patientenakten durchsehen. Nur wenn sie zeigen können, dass auch diese Herren die gefährlichen Behandlungen am Hirn durchführten oder sie deren Gefahren bei der Aufklärung der Patienten kleinredeten, können sie gegen sie Anklage erheben.
Es mangelt an Zeit
Kumpa hat aber ein Problem: Ihm fehlen Zeit und Fachkenntnis, um die Akten selbst durchzuarbeiten. Deshalb hat er die Ärztekammer Nordrhein um Hilfe gebeten. Die ließ sich vom Insolvenzverwalter der pleitegegangenen XCell die Akten aushändigen und lagerte sie ein.
Dirk Schulenburg, Justiziar der Ärztekammer, war damals selbst dabei und weiß: „Es geht um 13.000 Patientenakten.“ Weil die Kammer ein großes Interesse habe, den Fall aufzuklären, werde sie Amtshilfe leisten.
XCell-Gründer Kleinbloesem scheint es nicht zu scheren, dass die Therapien, die er anbietet, weder erprobt noch zugelassen, sondern mitunter lebensgefährlich sind. Es ist nun schon sein dritter Anlauf.
Schon vor seinem Ausflug nach Deutschland hatte er mit der damals in den Niederlanden beheimateten Cells4Health genau dasselbe Konzept verfolgt. Ein eigens verabschiedetes Gesetz vermasselte ihm damals allerdings das Geschäft in seinem Heimatland – bevor Menschen zu Schaden kamen.
Einziger Trost für die Menschen, denen XCell noch Geld schuldet: Wie der Anwalt eines Geschäftspartners bestätigt, kommt das noble Privatanwesen des Ex-Firmenchefs in Kürze unter den Hammer. Der Lebemann residierte im noblen Städtchen Meerbusch vor den Toren Düsseldorfs – ganz in der Nähe der Moderatorin Verona Pooth, womit er sich gerne brüstete.