Kölner Privatbank Die zweifelhaften Geschäfte der Oppenheim-Banker

Seite 5/6

Crème de la Crème der deutschen Industrie- und Finanzszene

Deutschlands traditionsreichste Privatbanken
Mit ihrem Geld wurden Könige gewählt und Kriege finanziert. Privatbankiers haben zum Teil schon vor 500 Jahren große Vermögen verwaltet. Heute kümmern sich die exklusiven Geldhäuser hauptsächlich um die Gelder von betuchten Privatkunden. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Zahl der unabhängigen Institute in Deutschland von über 1300 auf rund ein Dutzend zurückgegangen. Und mit der Notübernahme von Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank verliert das prominenteste und finanzstärkste private Institut in Deutschland seine Unabhängigkeit. Foto: PR
Sal. OppenheimMit 40 000 Talern in bar und 50 000 Talern in Wertpapieren gründete der 17-jährige Salomon Oppenheim Jr. im Jahr 1789 ein Kommissions- und Wechselhaus in Bonn. 220 Jahre und zwei Umzüge später sitzt die Privatbank nun in Luxemburg und beschäftigt rund 4300 Mitarbeiter. Mit einer Bilanzsumme von 41,4 Milliarden Euro (Stand November 2009) zählt sie zu den größten unabhängigen Privatbanken Europas. Im Jahr 2008 schrieb die Bank zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg rote Zahlen. Foto: PR
Berenberg-BankUm ihr Vermögen müssen die persönlich haftenden Gesellschafter der Berenberg Bank nicht bangen: Eine Eigenkapitalrendite von 45,3 Prozent und ein Überschuss von 62 Millionen Euro im vergangenen Jahr (2010) dürfte sie ruhig schlafen lassen. Die Berenberg Bank nennt sich selbst die älteste Privatbank Deutschlands. Sie ging aus einem familiengeführten Hamburger Handelshaus hervor, das 1590 gegründet wurde. Sie verfügt über eine Bilanzsumme von 3,2 Milliarden Euro (2010) und verwaltet über 25 Mrd. Euro. Ende 2010 beschäftigte die "Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG" 977 Mitarbeiter an 17 Standorten. Größte Gesellschafter sind die Familie sowie die persönlich haftenden Gesellschafter. Foto: PR
Hauck & Aufhäuser PrivatbankiersKnapp acht Prozent von Hauck & Aufhäuser gehören dem Kuwaitischen Königshaus. Die Gründerfamilie Hauck hält ebenfalls ein Aktienpaket, rund 80 Prozent der Anteile sind im Besitz privater Unternehmerfamilien. Der Bilanzgewinn lag 2010 bei 9,1 Millionen Euro, die Bilanzsumme betrug 3,2 Milliarden Euro. Hauck & Aufhäuser beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiter. Foto: PR
Bankhaus LampeDas Motto des Bankhaus Lampe lautet "Für Wenige Besonderes leisten". Dem bleibt die Bank auch treu: Wenige, dafür wohlhabende Kunden bilden das Klientel. Gegründet wurde das heute in Bielefeld ansässige Unternehmen 1852 in Minden. Mittlerweile hat das Bankhaus Lampe 580 Mitarbeiter an 12 Standorten, darunter Dresden, Hamburg, Berlin und München. Hatte das Institut 2007 noch 24 Millionen Euro Jahresüberschuss, schrieb es 2008 zwölf Millionen Euro Verluste. Foto: PR
Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AGDie älteste Bank Bayerns wurde 1774 als "Gräflich Castell-Remlingen´sche Landes-Kredit-Casse" gegründet. Nach der Erhebung in den Fürstenstand und der Übernahme einer anderen Castell`schen Bank heißt das Institut heute "Fürstlich Castell´sche Bank, Credit-Casse". Der Hauptsitz ist mittlerweile in Würzburg. Die Bank befindet sich im alleinigen Besitz der Fürstenhäuser Castell-Rüdenhausen und Castell-Castell. Die Bilanzsumme liegt bei 1,1 Milliarden Euro (Stand November 2009). Beschäftigt werden 270 Mitarbeiter in 15 Filialen. Foto: PR
Merkur-BankDie Merkur-Bank engagierte sich in den 90er-Jahren in der Republik Mosambik, was ihrem damaligen Vorsitzenden Siegfried Lingel den Titel Honorarkonsul von Mosambik einbrachte. Gegründet wurde die Bank 1959 von Zanwel Horowicz zusammen mit seiner Frau und seinem Bruder. 1986 stieg dann eine Investorengruppe um Siegfried Lingel ein. Der Bilanzgewinn sank im Jahr 2008 auf 282 000 Euro im Vergleich zu 956 000 Euro in 2007. Foto: PR

Im Namen von Flick bricht Blaschke am 5. Oktober 1993 zu einem diskreten Treffen auf. In Düsseldorf, im Büro des Notars Wolfgang van Randenborgh in der Königsallee 31, unterzeichnet der Flick-Gesandte an diesem verregneten Herbsttag einen geheimen Vertrag, dessen Inhalt jetzt - 20 Jahre später - erstmals bekannt wird: Auch Flick ist so eng mit Sal. Oppenheim und Esch verbunden, dass er den Renditezusagen vertraut und sich direkt am Neubau der VNG-Zentrale in Leipzig beteiligt.

Mit Steuersparmodellen kennt sich Flick bestens aus. Der Name des Industriellen bleibt für immer mit einem der größten Skandale der Bundesrepublik verbunden. Schon in den Siebzigerjahren gelingt es ihm, die Erlöse aus einem Verkauf seiner Beteiligung an Daimler angeblich volkswirtschaftlich sinnvoll wieder anzulegen und dabei durch eine großzügige Ministerentscheidung kaum Steuern zu zahlen. Anfang der Achtziger werden großzügige Spenden an CDU, SPD und FDP öffentlich. Über Jahre suchen Staatsanwälte und ein Untersuchungsausschuss nach möglichen Zusammenhängen. Auch der damalige FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff muss zurücktreten.

Prominentes Zugpferd - Der verstorbene Milliardär Flick wollte beim Neubau des Verbundnetz Gas AG in Leipzig steuern sparen. Quelle: dpa

Steuersparend angelegt

Steuersparend legt der mehrfache Milliardär auch bei Sal. Oppenheim Geld an. Mit 17,8 Millionen Mark (9,1 Millionen Euro) und einem Anteil von neun Prozent wird Flick zum größten Gesellschafter der Bürohaus Leipzig Nordost GbR. Das geht aus der notariell beglaubigten Urkunde hervor, die der WirtschaftsWoche vorliegt.

Mit Flick als prominentem Zugpferd entsteht eine kleine, aber besonders feine Deutschland AG, die in dieser Zusammensetzung bei keinem anderen Fonds in Erscheinung tritt. Die Crème de la Crème der deutschen Industrie- und Finanzszene beteiligt sich am Neubau der VNG-Zentrale. Dem Kreis der rund 30 Gesellschafter gehören unter anderem an: der Ex-VW-Chef Carl Hahn, der damalige Kaufhof-Chef Jens Odewald, Haniel-Miteigentümer Wolf Baron von Buchholtz, der damalige Chef des Colonia-Konzerns (später: Axa) Claas Kleyboldt, der damalige Allianz-Vorstand Hans-Jürgen Schwepcke, Ex-Bundesbank-Chef Pöhl, der Unternehmensberater Roland Berger sowie die damaligen Thyssen-Manager Vogel und Zimmermann. Die beiden investieren je fünf Millionen Euro.

Die Verbundnetz Gas ist kurz nach der Wiedervereinigung entstanden. Die mit der Privatisierung volkseigener Betriebe beauftragte Treuhandanstalt verkauft im August 1990 die ersten Anteile an private Investoren. Größter VNG-Gesellschafter wird Ruhrgas mit 35 Prozent. Dem neuen Unternehmen fehlt aber noch eine Zentrale für die auf mehrere Standorte verteilten 500 Mitarbeiter.

Die VNG entscheidet sich für die Esch Fonds-Projekt GmbH und die Oppenheim Immobilientreuhand GmbH. Von der Stadt Leipzig kaufen Oppenheim-Esch am 22. Juni 1993 ein knapp 35.000 Quadratmeter großes Areal im Nordosten Leipzigs in der Braunstraße - vergleichsweise günstig zum Quadratmeterpreis von 110 Euro.

Richtig Freude bereitet den Investoren aber ein gut dotierter Mietvertrag mit einer Mindestlaufzeit von 30 Jahren. Als zusätzliches Bonbon gibt es eine Staffelmiete, die sich alle fünf Jahre automatisch erhöht. Statt der ursprünglich 5,7 Millionen Euro nach dem Einzug 1997 zahlt die VNG inzwischen rund 6,5 Millionen Euro Miete pro Jahr. "Der Leipziger Fonds wirft eine richtig gute Rendite ab", schwärmt ein Fonds-Gesellschafter.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%