Auch der Betriebsfrieden bei Eurowings könnte beim Zugang von Air Berlin leiden. Zwar hatten die Berliner in den vergangenen Jahren keine größeren Streiks. Die Lufthansa hingegen kam auf mehr als ein Dutzend, bei fast allen ging es um die im Vergleich zum Rest der Lufthansa niedrigeren Eurowings-Gehälter.
Die Ruhe bröckelt bereits. Zwar hat sich Lufthansa mit der für die Flugbegleiter zuständigen Gewerkschaft UFO nach langem Ringen und dem längsten Ausstand der Lufthansa-Geschichte auf ein neues Abkommen geeinigt, dass den niedrigeren Einkommen bei den Billigfliegern Rechnung trägt. Doch in dieser Woche drohte UFO wieder mit Streik.
Wie es bei der Lufthansa besser werden soll
Service: | andere sind besser |
Lösung: | mehr und besser maßgeschneiderte Angebote |
Kosten: | sind zu hoch |
Lösung: | schlankere Abläufe und neue Ansätze |
Veränderungen: | dauern viel zu lange |
Lösung: | Probierkultur statt perfekt geplanter Programme |
Wartungstochter: | Technologievorsprung bröckelt |
Lösung: | neue Geschäftsfelder mit anspruchsvolleren Produkten |
Fracht: | wachsende Billigkonkurrenz |
Lösung: | automatisierte Abfertigung und neuer Hightechservice |
Ein Grund ist, dass Lufthansa aus Sicht der Gewerkschaft den Tarifkompromiss zu Ungunsten der Beschäftigten verändern will. Dazu fürchtet UFO gegen die Konkurrenz von Verdi ausgespielt zu werden, die dank des Zuwachses durch Air Berlin nun wieder eine Vorreiterrolle bei Tarifverhandlungen fordern könnte. „Wir schauen Ver.di genau auf die Finger“, sagt UFO-Sprecher Nicoley Baublies.
Zudem könnten aus UFO-Sicht durch Air Berlin Jobs verloren gehen. Schließlich verkündete Eurowings-Chef Garnadt, Air Berlin nur beschäftigen zu wollen, wenn deren Flüge nicht mehr kosten als die Dienste bei der günstigsten seiner bislang fünf Eurowings-Flugbetriebe. „Das bedeutet im Klartext: Bis zu vier der heutigen Töchter sind dann teurer als Air Berlin und würden dann bei Kürzungen als erste runtergefahren“, so ein Arbeitnehmervertreter.
Die Gefahr ist real. Denn bei der Air Berlin-Übernahme gibt es neben den genannten internen Hürden noch ein großes Hindernis von außen: Die Wettbewerbsbehörden. Die könnten etwa verlangen, dass Lufthansa an Flughäfen wie Hamburg oder Köln Flugrechte abgibt und weniger Flugzeuge betreibt als geplant. Für den Fall wird laut Unternehmenskenner bei Lufthansa intern bereits diskutiert bis zu zehn Maschinen der bisherigen Flotte – zumindest vorüber gehend – am Boden zu lassen.
Doch am Ende schrecken die Risiken durch Air Berlin die Eurowings-Macher nicht ab. „So schlimm es auch werden mag, wenn wir den Air-Berlin-Deal sein lassen, schrumpft Air Berlin trotzdem oder verschwindet – und dann wird es richtig ungemütlich“, so ein Lufthanseat.
Wie sehr, das zeigte Ryanair-Chef Michael O’Leary zu Beginn der Woche. Er startete eine neue Niederlassung in Nürnberg, erweiterte sein Angebot in Hamburg sowie Köln und garnierte es mit den Worten: „Ich freue mich auf einen Preiskampf.“
Wie der aussieht hat Eurowings in Köln bereits erlebt. hier musste die Linie den Flug nach Berlin-Schönefeld streichen, weil bei Ryanair die Tickets in der Regel nur halb so teuer waren.