Nach dem Beschluss des US-Handelsministeriums wird sich die Lage für die europäischen Firmen voraussichtlich weiter verschärfen. Chinesische Unternehmen werden nun um so mehr versuchen, ihre Waren im zollfreien Europa abzusetzen. Fast 60 Gigawatt umfasst die Produktionsleistung der chinesischen Solarzellenhersteller - aufnehmen wird der Markt nach Meinung von Experten maximal eine zugebaute Solarleistung von 28 Gigawatt. Die Überkapazitäten werden sich weltweit in weiter sinkenden Preisen für Solarmodule niederschlagen.
Die Top-Ten-Hersteller kristalliner Solarmodule
Suntech ist der weltweit zu den größte Produzent im Segment kristalliner Photovoltaikmodule.
Allein für das Jahr 2012 vermelden die Chinesen produzierte Kapazitäten im Umfang von 2430 Megawatt. Für das Jahr 2011 meldeten sie 2400 Megawatt und für 2010 1830 Megawatt.
Das Marktforschungsunternehmen IHS iSuppli errechnete für beide Jahre eine geringere Produktionszahlen - 2185 Megawatt für 2011 und 1485 Megawatt für 2010.
Das ebenfalls aus China stammende Unternehmen Trina Solar prognostiziert für das Jahr 2012 Produktionskapazitäten von 2400 Megawatt.
Das sind 500 Megawatt mehr als für 2011 und 1200 Megawatt als für 2010 prognostiziert.
Die tatsächlich gemeldete Produktion unterschreitet diese Zahlen noch. Im Jahr 2011 belief sich diese auf 1702 Megawatt, 2010 auf 912 Megawatt.
Das Unternehmen Canadian Solar, mit Sitz in Ontario, ist der weltweit drittgrößte Hersteller kristalliner Solarmodule.
Laut Unternehmensangaben wird für das Jahr 2012 eine Produktion von 2050 Megawatt erwartet. Die gleiche Schätzung wurde für das Jahr 2011 abgegeben, dürfte aber laut IHS iSuppli bei 1.426 Megawatt anzusiedeln sein.
Auch für das Jahr 2010 differieren die Zahlen stark: Canadian Solar meldete Kapazitäten von 1300 Megawatt, IHS iSuppli berechnete nur 937 Megawatt.
Auch der Hersteller Yingli Green Energy sitzt in China, genauer in der Provinz Hebei.
Die Firma erwartet für das Jahr 2012 Kapazitäten von insgesamt 2450 Megawatt. Dies wäre eine enorme Steigerung zu den Vorjahren, 2011 waren es 1700 Megawatt und 2010 1000.
In beiden Jahren berechnet IHS iSuppli die Kapazitäten geringer, 2011 sind es 1121 Megawatt und 2010 937 Megawatt.
Der japanische Elektronikkonzern Sharp ist im Bereich kristalliner Photovoltaikmodule gut aufgestellt. Die Prognosen für die beiden letzten Jahre belaufen sich auf jeweils 1295 Megawatt. 2010 waren es noch 1055 Megawatt.
Die von IHS iSuppli errechnete Kapazitäten fallen in beiden Jahren etwas geringer aus: 2011 kommen die Marktforscher bloß auf 963 Megawatt, 2010 auf 858 Megawatt.
Der chinesische Hersteller Hanwha SolarOne erwartet im Jahr 2012 die gleichen Kapazitäten wie im Vorjahr: 1500 Megawatt. 2010 beliefen sich die Erwartungen auf 900 Megawatt.
Ähnlich schätzt auch IHS iSuppli die Werte ein, 2011 errechneten sie eine Produktion von 919 Megawatt, 2010 612 Megawatt.
Ebenfalls aus dem Reich der Mitte stammt der Konzern LDK. Für die Jahre 2012 und 2011 meldete er jeweils Kapazitäten von 2600 Megawatt. Für das Jahr davor 1500 Megawatt.
Die Marktforscher von IHS iSuppli stuften die Produktion sehr viel geringer ein, sie kamen im Jahr 2011 auf 795 Megawatt, 2010 auf 610 Megawatt.
Der Jinko-Konzern prognostiziert für das Jahr 2012 1200 Megawatt an kristallinen Modulen, die gleiche Anzahl an wie Jahr zuvor. Im Jahr 2010 wurde mit 600 Megawatt knapp die Hälfte erwartet.
IHS iSuppli berechnete die Produktion für 2011 auf 749 Megawatt, 2010 auf bloß 274 Megawatt.
Das Unternehmen Jabil Circuit wurde 1966 in den USA gegründet, noch heute hat es seinen Sitz in St. Petersburg, Florida.
Für 2012 und 2011 erwartete das Unternehmen jeweils Produktionskapazitäten von 1020 Megawatt. Im Jahr 2010 waren es 740 Megawatt.
Das Marktforschungsunternehmen IHS iSuppli kalkulierte 716 Megawatt für 2011 und 584 Megawatt für 2010.
Kleinster Hersteller unter den großen ist die deutsche Firma SolarWorld.
Sie meldete für 2012 und 2011 950 Megawatt produzierte Solarmodule. Für das Jahr 2010 fiel die Angabe mit 940 Megawatt etwas geringer aus.
IHS iSuppli kam bei der Berechnung der Produktion für 2011 auf 711 Megawatt, 2010 auf 546 Megawatt.
Bis die EU-Kommission Strafzölle einführt - wenn denn überhaupt - wird die europäische Solarindustrie also weiterschrumpfen. Und zeitgleich der Zugang zu den großen Wachstumsmärkten wie China noch deutlich schwerer werden. Die Klage gegen die Polysiliziumhersteller könnte erst der Anfang sein. China denkt bereits über Schutzzölle in vielen weiteren Bereichen nach. Zuletzt drohte es mit höheren Einfuhrsteuern auf Wein aus der EU. Aktuell halten europäische Weine einen Anteil von 15 Prozent auf dem chinesischen Markt.
Sollte die EU tatsächlich Zölle auf chinesische Solarmodule erlassen, wird die Retourkutsche aus Peking nicht lange auf sich warten lassen. Ob die EU-Zölle tatsächlich den gewünschten Effekt brächten, ist zudem fraglich.
Leonard Herbig vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin: “Aufgrund ihrer Kostenvorteile wären für die chinesischen Unternehmen Zölle bis zu 20 Prozent verkraftbar, ohne dass sie ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren würden. Ohnehin sinkt die Bedeutung des Preises bei der Kaufentscheidung. Immer wichtiger wird, ob das Unternehmen die Produktgarantie über zehn Jahre und die Leistungsgarantie für bis zu 25 Jahre übernehmen kann. Dafür Gewähr zu bieten trauen immer mehr Verbraucher nur den Chinesen zu.”