Nachhaltigkeitsranking Deutschlands nachhaltigste Unternehmen

Seite 2/5

Erdball: Mit neuen Nachhaltigkeitsstrategien versuchen Politik und Wirtschaft profitabel zu wirtschaften, ohne Mensch und Natur auszubeuten Quelle: Roland Warzecha

Das beweist, dass Nachhaltigkeit längst keine Spielwiese mehr ist für Öko-Utopisten und Gutmenschen. „Nachhaltiges Wirtschaften erscheint heute wie der positive Gegenbegriff zu den Risiko- und Renditeexzessen, die uns in die Kalamitäten der vergangenen zwölf Monate gestürzt haben“, sagt Franz Fehrenbach, Chef des weltgrößten Automobilzulieferers Bosch. Und für Henkel-Chef Kasper Rorsted ist eindeutig, dass es die ganzheitliche Strategie ist, die „uns eine ausgezeichnete Reputation und eine weltweit führende Marktposition gebracht hat“.

Das deckt sich mit dem Urteil der Münchner Ratingspezialisten. Danach gehören deutsche Unternehmen auch international zu den Vorreitern nachhaltigen Wirtschaftens. „In einigen Branchen sind sie sogar die Trendsetter“, sagt Oekom-Chef Bönning.

Dabei ist Nachhaltigkeit alles andere als eine Erfindung neuzeitlicher Marketingstrategen. Der Begriff stammt aus der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts und meint, dass nur so viele Bäume geschlagen werden dürfen wie nachwachsen.

CO2 die Leitwährung des nachhaltigen Denkens

Heute steht Nachhaltigkeit für die bewusste Art des Wirtschaftens, bei dem negative Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft dem Verursacher in Rechnung gestellt werden. Sinnbild des Wandels ist ein farb- und geruchloses Gas, das Kohlendioxid (CO2). Als „carbon footprint“ – zu Deutsch CO2-Fußabdruck – illustriert das Treibhausgas das industrielle Wirtschaften ohne Rücksicht auf kommende Generationen.

Zugleich ist CO2 die Leitwährung des nachhaltigen Denkens. Jede ausgestoßene Tonne zählt. Und wenn Marktmechanismen wie ein weltweiter Emissionshandel greifen, kostet jede Tonne Geld. Der Preis wird in Zukunft explodieren – genauso wie die Preise aller Rohstoffe sowie von Strom, Gas und Öl.

Dafür sorgen das weltweite Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. In 40 Jahren werden neun Milliarden Menschen die Erde bevölkern – 2,2 Milliarden mehr als heute. So die Prognose der Vereinten Nationen (UN). Schon 2030 übersteigt die Ölnachfrage nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) die Fördermenge deutlich. Bald darauf klettert der Ölpreis auf 190 Dollar je Fass. Momentan kostet es knapp 80 Dollar. 

Umgang mit Ressourcen wird immer wichtiger

Deshalb ist Nachhaltigkeit für die Unternehmen kein Selbstzweck, sondern Teil kaufmännischen Kalküls. Wer sich frühzeitig um Klimaschutz kümmert, hat später Vorteile im Handel mit CO2- Emissionsrechten. Nach einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs wären die Kosten für die Verschmutzungsrechte eines globalen CO2-Handels schon bei einem Preis von 50 Dollar je Tonne CO2 höher als die Gewinne aller weltweit börsennotierten Unternehmen. Heute liegt der Preis pro Tonne bereits bei umgerechnet 29 Dollar.

Damit wird der effiziente und nachhaltige Umgang mit den Ressourcen immer wichtiger. Schon heute entfallen fast 45 Prozent der Ausgaben der deutschen Industrie auf Material. Personal schlägt mit nicht einmal 20 Prozent zu Buche. Rund 500 Milliarden Euro zahlen die Unternehmen jährlich für Stähle, Kunststoffe und Zwischenprodukte. Immerhin 100 Milliarden Euro könnten sie bereits jetzt wegdrücken, stellten sie ihre Produktion auf effiziente Abläufe und moderne technische Verfahren um. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little, des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und der Fraunhofer-Gesellschaft. 

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%