Hamsterkäufe Hier lässt der Notfall-Plan die Kassen klingeln

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"Es gibt nullkommagarkeine Veränderungen"

Ganz billig ist die Notfall-Versorgung indes nicht. Ein Zehn-Tages-Paket, mit dem sich die Kunden für etwaige Ausfälle der Wasser-, Strom- oder Gasversorgung rüsten können, ist beim Prepper-Shop für 249 Euro zu haben. Wer sich für 90 Tage mit Fertignahrung eindecken will, muss beispielsweise beim Anbieter Conserva.de zwischen etwa 800 und 1500 Euro hinblättern - je nach persönlichen Ansprüchen an die tägliche Zahl der Mahlzeiten und Geschmack. Die Palette reicht von Hühnchen süß-sauer über Rührei mit Kochschinken und Bratkartoffeln bis zu Kirschkuchen aus der Dose. Und auch Vegetarier müssen im Notquartier nicht hungern, wenn sie vorgesorgt haben: Es gibt auch fleischlose Notfall-Pakete.

Im deutschen Lebensmittel-Handel sieht man derweil noch keinen großen Ansturm auf Mineralwasser, Konserven oder Trockennahrung. „Es gibt nullkommagarkeine Veränderungen“, meint ein Sprecher der Rewe-Gruppe. Das gelte für Rewe, aber auch für die konzerneigene Discounterkette Penny und für die toom-Baumärkte des Handelsriesen. Auch bei Aldi Süd gab es „keine vermehrte Nachfrage nach bestimmten Vorräten“. Aldi Nord bemerkte ebenfalls „nichts Auffälliges“ in den Geschäften.

Spürbar würde ein solcher Nachfrageschub auch erst, wenn es tatsächlich zu regelrechten Hamsterkäufen käme, also deutlich mehr Menschen als sonst über einen längeren Zeitraum „in nicht haushaltsüblichen Mengen“ einkaufen, erläutert Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels.

Grundsätzlich gebe es Notfallmaßnahmen und -pläne für bestimmte Risiken wie Stromausfälle durch Cyberattacken. So sind große Zentrallager mit Notstromaggregaten ausgerüstet. Für jegliches Szenario aber kann sich auch die Lebensmittel-Branche nicht rüsten. „Auf den Ausnahmefall kann man sich eben nur in gewissen Grenzen vorbereiten“, sagt Böttcher.

Das Münchner Beratungsunternehmen Corporate Trust sieht auch die übrige Wirtschaft grundsätzlich gut gerüstet für Notfälle, die sofortiges Handeln erfordern, wie Geschäftsführer Uwe Knebelsberger sagt. Nachholbedarf gebe es aber noch beim strategischen Krisenmanagement.

Auch die Bürger könnten sich besser schützen, meint Knebelsberger. „Allerdings bin ich skeptisch, dass aus dem neuen Konzept der Bundesregierung die Bürger mehr Eigeninitiative entwickeln werden“, sagt er. „Schließlich wissen wir auch, dass wir einer Zunahme von Haus- und Wohnungseinbrüchen gegenüber stehen - und wie viele Prozent der Bevölkerung haben ihren Schutz tatsächlich verbessert?“

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